Inkunabel „Garten der Gesundheit“ Foto: Michael Wirkner

Inkunabel „Garten der Gesundheit“ Foto: Michael Wirkner

Inkunabel „Garten der Gesundheit“ Foto: Michael Wirkner

Inkunabel „Garten der Gesundheit“ Foto: Michael Wirkner

Archivschätze: Inkunabel „Garten der Gesundheit“

Kostbarkeiten aus den Beständen des Alten Rathauses

Kostbarkeiten aus den Beständen des Alten Rathauses

Unter dem Titel "Archivschätze" wird der Fachdienst Stadtarchiv und Historische Bibliothek der Stadtverwaltung Rudolstadt in loser Folge einige der schönsten und interessantesten Objekte aus den Beständen der beiden Einrichtungen vorstellen.

Beginnen wollen wir heute mit einem Buch aus der über 100 Exemplare umfassenden Inkunabelsammlung der Historischen Bibliothek der Stadt Rudolstadt. Als Inkunabeln werden Bücher aus den ersten 50 Jahren nach der Erfindung des Buchdrucks, also aus der Zeit zwischen 1450 bis 1500, bezeichnet. Diese Bücher sind den Handschriften des Mittelalters noch recht ähnlich und unterscheiden sich zu Teil stark von den Druckwerken späterer Epochen.

Es handelt sich dabei um eines der ersten gedruckten sogenannten Kräuterbücher, den Hortus Sanitatis, zu Deutsch „Garten der Gesundheit“. Dieses Werk besticht durch seine über 1.000 verschiedenen Holzschnitte, die, typisch für die Druckgrafik der ausgehenden Gotik, eher symbolhaft und unbelebt wirken. Sie faszinieren den Betrachter eher durch ihre archaische Anmutung, als durch Vorlagentreue. Das Buch gliedert sich in fünf Traktate, welchen sich eine Abhandlung über den Urin und die Urinschau anschließt. Zwar wird dieses Werk der Gattung der Kräuterbücher zugerechnet, jedoch beschäftigt sich nur der erste, wenn auch umfangreichste, Abschnitt mit den Pflanzen. Es folgen Abhandlungen über die Tiere „De Animalibus“, die Vögel „De Avibus“, die Fische „De Piscibus“ und die Steine „De Lapidibus“. Für den heutigen Betrachter besonders interessant ist es, dass Lebensmittel, wie etwa die Butter oder der Käse, aber auch der Honig, Milch, Brot und sogar Seife zu den Kräutern, bzw. Pflanzen gezählt werden. Ebenso fremd erscheint uns heute die Unterteilung der Fauna in (Land)Tiere, Vögel und Fische sowie das selbstverständliche Vorhandensein von Fabelwesen, wie Einhörnern, in der Tierwelt.

Das Exemplar der Historischen Bibliothek der Stadt Rudolstadt stammt aus dem Jahre 1491 aus der Werkstatt des Mainzer Druckers Jacob Meydenbach. Es handelt sich somit um eine Erstausgabe des bis in das 16. Jahrhundert hinein verlegten Werkes.

Tobias Zober
Leiter Stadtarchiv