Manja Rabenau, Udo Görke, Michael Herger, Hartmut Ulrich, Christian Schellenberger, Dr. Kurt Ihm und Tobias Zober v. l. n. r. Foto: Michael Wirkner

Innungsurkunde der Seiler von 1745 aus Remda. Foto: Michael Wirkner

Innungsurkunde der Seiler von 1745 aus Remda. Foto: Michael Wirkner

Innungsurkunde aus Remda von 1745 neu im Bestand des Stadtarchivs

Welchem „Vergnügen“ man heute auf der Reeperbahn in Hamburg nachgehen kann ist einschlägig bekannt. Unbekannt hingegen ist für viele die Herkunft des Namens der heuten Lustmeile. Der Reepschläger ist ein traditioneller Handwerksberuf in der Seilherstellung. Der Reepschläger spannte zuerst eine Anzahl einzelner Reepe über die Länge der Reeperbahn und verdrillte oder verflocht diese Reepe später zu dickeren Trossen. Die Reeperbahn war also der Arbeitsort der Seiler, wie der Handwerksberuf weiter südlich in Deutschland genannt wurde.

Tobias Zober, Leiter der Historischen Bibliothek in Rudolstadt, präsentierte nun eine alte Innungsurkunde der Seiler der ehemaligen Stadt Remda aus dem Jahre 1745. Diese Urkunde hatte er beim Stöbern im Internet entdeckt, wo er regelmäßig nach historischen Büchern sucht. Dabei ist er auf einer Auktionsplattform auf die lokalgeschichtlich interessante Urkunde gestoßen, die ein Berliner Antiquariat zum Verkauf anbot. „Ich habe mich gleich dafür interessiert, da es eine Urkunde aus Remda und somit aus einem, nach dem Zusammenschluss mit Rudolstadt, noch neuen Stadtteil war. Wir haben wenige so historische Zeugnisse aus Remda-Teichel. Das hat es für uns noch interessanter gemacht diese Urkunde für unser Archiv anzukaufen.“, so Tobias Zober bei der Vorstellung der Urkunde.

Manja Rabenau, Zobers Kollegin und Leiterin des Rudolstädter Stadtarchivs, hat die Urkunde unter die Lupe genommen. Sie fand heraus, dass sie am 23. Oktober 1745 durch den Weimarer Herzog Ernst August unterzeichnet wurde. Inhaltlich geht es in der Innungsurkunde um Innungsartikel, Leben und Handel, Meister und Gesellen, Lehrjungen, Ausbildung und Wanderjahre. Natürlich auch die Gesellenprüfung, die Meisterstunde, die Konzessionserteilung, Feuerordnung, Steuern und Abgaben spielen eine Rolle. „Die Urkunde ist in einem sehr guten Zustand. Das Besondere an ihr ist das erhaltene Siegel. Nicht mal das Wachs ist gebrochen.“, stellt Rabenau fest.

Wegen der aktuellen Corona-Krise und der geltenden Haushaltssperre war es schwierig das 535 Euro teure Dokument aus Eigenmitteln zu bezahlen. Stadtratsmitglied Dr. Kurt Ihm stammt aus Remda und konnte sich sofort für den Ankauf der Urkunde begeistern. Dr. Ihm half Zober bei der Suche nach weiteren Spendern und fand Malermeister Udo Görke und Michael Herger sowie das Malergeschäft Eberlein und Schellenberger und den Elektrikermeister Hartmut UIrich, die das Projekt ebenfalls gerne finanziell unterstützten. „Ich danke den Handwerkern, dass sie den Ankauf der Urkunde mit ermöglicht haben. Genauso auch der Stadt und Herrn Zober und Frau Rabenau, dass sie ihren Wirkungskreis und die Geschichtsaufarbeitung ganz selbstverständlich auf das erweiterte Stadtgebiet ausweiten.  Mir als Remdaer ist es wichtig, dass der Ort und seine reizvolle Natur als lebenswerter Wohnort weiter wahrgenommen wird.“, bekräftigte Dr. Ihm seine Freude über das neue Archivstück.

 

Michael Wirkner
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit