Ortsangabe am Bahnhof: Zur Befriedung taucht der Name Derry vermehrt in offiziellen Bezeichnungen auf, obwohl der Ort im Vereinigten Königreich offiziell Londonderry heißt. Foto: Michael Wirkner

Derrys Bürgermeisterin Sandra Duffin mit Letterkennys Bürgermeister Donal Mandy Kelly (rechts neben ihr) und Bürgermeister Jörg Reichl (links neben ihr) mit seinem 2. Beigeordneten Steffen Heinzelmann und weiteren Ratsmitgliedern aus Letterkenny. Foto: Michael Wirkner

Derrys Bürgermeisterin Sandra Duffin an ihrem Beratungstisch mit Letterkennys Bürgermeister Donal Mandy Kelly (rechts neben ihr) und Bürgermeister Jörg Reichl (links neben ihr). Foto: Michael Wirkner

Bürgermeister Jörg Reichl schreibt sich in das Kondolenzbuch der Queen der Stadt Derry ein. Foto: Michael Wirkner

Das Rathaus von Derry: die Guildhall. Foto: Michael Wirkner

Historische Stadtmauer in Derry mit originalen Kanonen. Foto: Michael Wirkner

Torbarriere zum Schutz bei Konflikten. Glücklicherweise werden dieses und andere Tore und Zäune aktuell nicht gebraucht. Foto: Michael Wirkner

Urban Art an Häuser-Fassaden in Derry. Hier: Rollen der Schauspieler aus der Netflix-Serie "Derry Girls", die Anfang der 90er-Jahre während der Konfliktzeit in Derry spielt. Foto: Michael Wirkner

Reisegruppe am Nationalmonument Grianán von Aileach. Foto: Stadt Rudolstadt

Reisegruppe am Nationalmonument Grianán von Aileach. Foto: Michael Wirkner

Besuch im Vereinigten Königreich

Delegation aus Rudolstadt besucht die Stadt Derry in Nordirland

Delegation aus Rudolstadt besucht die Stadt Derry in Nordirland

Es ist der zweite Tag für die Rudolstädter Delegation in Letterkenny und die Iren haben erneut ein interessantes Programm vorbereitet. Mit dem Bus ging es zunächst zum irischen Nationalmonument „Grianán von Aileach“. Die Geschichte des Ringforts geht zurück bis 800 v. Christus und war Sitz der Könige von Aileach. Heute ist der Hauptwall mit einem Durchmesser von 23 Metern ein spiritueller Ort der auch für kulturelle Veranstaltungen genutzt wird. 

Anschließend ging es weiter über die EU-Grenze nach Nordirland im Vereinigten Königreich in die Stadt Derry (offiziell Londonderry). Dort wurde die Delegation von der amtierenden Bürgermeisterin Sandra Duffy im Rathaus, der sogenannten „Guildhall“, empfangen. Danach ging es auf einen Rundgang durch das Rathaus. Hier schrieb sich Bürgermeister Jörg Reichl in das offizielle Kondolenzbuch zum Tod der Queen der Stadt Derry ein. Weiter ging es in das Tower Museum. Das Stadtmuseum bot den Gästen einen umfangreichen Blick über die Geschichte des Ortes. Derrys Geschichte ist eng verbunden mit dem Nordirland-Konflikt. Noch heute ist die Stadt in ein katholisches Lager mit einer Mehrheit für den Zusammenschluss mit der Republik Irland und in ein protestantisches Lager mit einer Mehrheit an Bürgern für den Verbleib im Vereinten Königreich gespalten. Bis in die 90er-Jahre kam es zu schweren Ausschreitungen und Kämpfen in der Stadt. Im Januar 1972 wurden unbewaffnete Demonstranten von der Polizei angeschossen. 13 Menschen kamen ums Leben und weitere 13 wurden verletzt. Dieses Ereignis ging als Blutsonntag in die Geschichte ein. Bei einem Stadtrundgang konnten die historische Stadtmauer, ein Urban-Art-Projekt mit Motiven zur Geschichte der Stadt sowie die „Peace-Walls“ besichtigt werden. Noch heute befinden sich besonders hohe Sicherungszäune und Torbarrieren im Ortszentrum, die im Falle eines wiederauftretenden Konfliktes abgesperrt werden können. Wie zerrissen die Stadt in ihrer Identität nach wie vor ist, zeigt sich auch beim Namen der Stadt, die für die katholisch-irischstämmigen Bürger Derry und die Protestanten (Unionisten) Londonderry heißt. Die Rudolstädter Reisegruppe zeigte sich tief bewegt von den Eindrücken des Tages, der einmal mehr zeigte, mit Blick auf den Brexit, den Krieg in der Ukraine und der Geschichte Derrys, wie schmal der Grat zwischen Krieg und Frieden in Europa ist.

 

Michael Wirkner
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit