Bürgermeister Jörg Reichl (rechts im Bild) mit Rudolstädter Stadträten am oberen Becken im Freibad Rudolstadt.

Bürgermeister Jörg Reichl (rechts im Bild) mit Rudolstädter Stadträten am oberen Becken im Freibad Rudolstadt. Foto: Michael Wirkner

Hier ist nichts mehr zu reparieren: Das obere Becken kann nur noch abgerissen werden. Foto: Michael Wirkner

Die technischen Mitarbeiter bereiten zurzeit die Vorbereitung der Öffnung des unteren Beckens für die aktuelle Freibadsaison vor. (Archivbild Stadt Rudolstadt)

Das Freibad Rudolstadt hat eine Zukunft

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In der Stadtratssitzung im April hatte Bürgermeister Jörg Reichl die Stadträte darüber informiert, dass das obere Becken des Rudolstädter Freibads nach Jahren der notdürftigen Instandhaltung nicht mehr reparabel ist und dauerhaft nicht mehr genutzt werden kann. Daraufhin haben die Stadt aus dem Stadtrat heraus und von Bürgerinnen und Bürgern in den Sozialen Medien vermehrt Anfragen erreicht, ob die Stadt das Freibad gänzlich schließen wolle.

Bei einer Vorort-Besichtigung konnten sich gestern interessierte Stadträte von der Situation des oberen Beckens aber auch der gesamten technischen Anlage des 1912 eröffneten Freibads ein Bild machen. „Zunächst möchte ich klarstellen, dass die Stadt weder jetzt noch zukünftig die Schließung des Freibades im Blick hat“, betonte Jörg Reichl gleich zu Anfang. Dennoch stehen für das Freibad wegweisende Entscheidungen an. Anja Volkmar, Sachgebietsleiterin für Sport, verwies auf das Gesamtalter der Anlage von mehr als 100 Jahren. Das obere Becken kam in den 1970er-Jahren hinzu. „Wir haben viele Jahre das obere Becken immer wieder flicken lassen. Jetzt hat uns die Firma zu verstehen gegeben, dass es einfach nicht mehr geht“, so Volkmar. Das Becken besteht aus einem Lehmuntergrund, der einfach nur mit einer Plane überzogen wurde. „Für diese Bauweise hat das Becken ganz schön lange gehalten“, ergänzte die Sportstätten-Verantwortliche. „Die Plane ist porös, hat starke Risse und ist undicht. Teilweise wurden die Lehmschichten im Untergrund weggespült und die Plane liegt hohl auf.“ Bauamtsleiterin Annett Gieseler unterstreicht: „Bei einer grundhaften Erneuerung des einen Beckens entfällt der Bestandsschutz des gesamten Bades und sämtliche technischen Anlagen müssten komplett erneuert werden. Heute bestehen ganz andere technische Bestimmungen. Wir würden die gesamte Betreibung des Freibades riskieren.“ Also bleibt zunächst nur der Abriss des oberen Beckens. Der Bauhof wird in den nächsten Wochen die Reste des Beckens entsorgen und die Fläche begradigen. Allein dafür fallen Kosten in Höhe von 50.000 Euro an. „Übrigens Kosten, die auch bei einer späteren Renovierung anfallen würden, dann vielleicht zum doppelten Preis. Aber auch aus Sicherheitsgründen müssen wir das jetzt angehen“, ergänzt Bürgermeister Reichl.

Der Abriss des oberen Beckens soll nicht das Ende des Bades bedeuten. Das untere Becken wird weiter für das Baden und Schwimmen zur Verfügung stehen. Die gesamte Freibadanlage ist Bestandteil des Rahmenplans Große Wiese. „Wir möchten das Bad fit für die Zukunft machen. Dabei können wir es nur ganzheitlich angehen und komplett renovieren“, so Volkmar. Bereits in den letzten Jahren hat sich die Stadt um Fördermittel für das Bad beworben. Zuletzt kamen 2018 und 2020 Absagen. Aktuell bewirbt man sich um Mittel der Städtebauförderung für Sportstätten. „Der Vorteil bei dieser neuen Förderform wäre, dass hier ganze 90 Prozent der Mittel förderfähig sind. Sonst sind es immer nur 45 Prozent“, gibt Annett Gieseler einen Ausblick. „Es läuft eine Fördervoranfrage. Noch haben wir die Mittel nicht.“ Sollte eine Förderung möglich sein, soll nicht das obere Becken reaktiviert werden, sondern das gesamte Bad mit allen Becken umgebaut, neugestaltet und mit aktueller Technik ausgestattet werden.

Die technischen Mitarbeiter bereiten zurzeit die Vorbereitung der Öffnung des unteren Beckens für die aktuelle Freibadsaison vor.


Michael Wirkner
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit