Bürgermeister Jörg Reichl bei seiner Rede zur Festveranstaltung. Foto: Michael Wirkner

Oberbürgermeister Thomas Ebersberger aus Bayreuth und der Rudolstädter Bürgermeister Jörg Reichl bei der Festveranstaltung im Löwensaal. Foto: Michael Wirkner

Bayreuther Oberbürgermeister Thomas Ebersberger bei seiner Rede im Löwensaal zur Festveranstaltung. Foto: Michael Wirkner

Prof. Dr. Michael Schäfer redet über die wirtschaftliche Entwicklung der ostdeutschen Bundesländer nach der Wiedervereinigung. Foto: Michael Wirkner

Der aktuelle Rudolstädter Bürgermeister Jörg Reichl (Mitte) mit seinem Vorgänger Dr. Hartmut Franz (links) sowie dessen Vorgänger Bernd Nordhaus (rechts). Foto: Michael Wirkner

Szenische Lesung aus "Wessis in Weimar" vom theater-spiel-laden Rudolstadt. Foto: Michael Wirkner

30 Jahre grenzenlos

Festakt zum Jahrestag der Deutschen Einheit im Löwensaal

Der Deutschen größter Feiertag jährte sich am 3. Oktober zum 30. Mal. Die Stadt Rudolstadt lud aus diesem Anlass und der damit einhergehenden 30-jährigen Städtepartnerschaft mit Bayreuth in den Löwensaal am Marktplatz der Schillerstadt ein.

Neben einer Bayreuther Delegation, voran der Bayreuther Oberbürgermeister Thomas Ebersberger, folgten Stadträte, die ehemaligen Bürgermeister Bernd Nordhaus und Dr. Hartmut Franz sowie Vertreter aus Kultur und Wirtschaft der Einladung der Stadt. Höhepunkt des Festaktes war die szenische Lesung von Rolf Hochhuths dramatischem Stück „Wessis in Weimar“ (mehr Infos dazu hier), das unter der Regie vom Weimarer Regisseur Peter Rauch und mit Akteuren des theater-spiel-laden Rudolstadt seine Premiere feierte. Extra dafür angereist war auch die Witwe des erst im Mai verstorbenen Dramatikers, Johanna Binger-Hochhuth. „Die Aufführung von ‚Wessis in Weimar‘ an diesem symbolträchtigen Feiertag unweit der Goethe- und Schillerstadt, erfüllt im besten Wortsinn ein Vermächtnis meines Mannes.“, so Binger-Hochhuth.

Dem Stück vorausgegangen waren drei Reden. Bürgermeister Jörg Reichl machte den Anfang und erinnerte an 30 Jahre Deutsche Einheit. In seiner Rede machte Reichl deutlich, dass sich die aktuelle Diskussion um die Frage der Einheit zu sehr um die Entwicklung der beiden ehemaligen deutschen Staaten dreht. „Wirtschaftsstatistiken stellen zu selten das Nord-Süd- oder das Stadt-Land-Gefälle heraus und stellen nur zögerlich die wirklich vergleichbaren strukturschwachen Gebiete an der Grenze zu Polen, im Ruhrgebiet oder den alten Zonenrandgebieten einander gegenüber.“, beschrieb es Reichl in seiner Rede. Dennoch reizte es ihn auch einen Blick auf die Träume und Erwartungen der ostdeutschen Revolution zu werfen. „Viele Menschen mussten ihre Lebenschancen im Westen suchen, vor allem die Regionen im Südwesten Deutschlands profitierten davon. Lebensleistungen im real existierenden Sozialismus wurden nicht hinreichend anerkannt und ‚Wessis‘ machten Karriere. Da gibt es Enttäuschungen und Verletzungen, die noch heute nachwirken.“, so Reichl zur Wiedervereinigung und der Lebenswirklichkeit der Ostdeutschen. Dabei sorgte auch ein Stück weit die Treuhandanstalt dafür, dass viel Vertrauen in den neuen Staat verloren ging – aber nicht nur, wie es Reichl deutlich machte.

Dem beipflichten konnte auch der Bayreuther Oberbürgermeister Thomas Ebersberger. Ebersberger war viele Jahre Anwalt in Sachsen, wo er in der Nachwendezeit viele skurrile und erschütternde Schicksale der Ostdeutschen kennenlernte. Er machte deutlich, wie furchtbar er die Teilung des Landes fand. Entstammt er doch selbst einer Familie von Vertriebenen. „Nie wieder Krieg“ war sein Fazit nach einem Einsatz als Fallschirmjäger in Tschechien in noch jungen Jahren. So unterstütze er auch immer den Willen einer Städtepartnerschaft mit Rudolstadt. Bereits bei der ersten Partnerschafts-Unterzeichnung vor der Wende in Rudolstadt mit Bürgermeister Bernd Nordhaus und Superintendent Traugott Schmitt, gehörte Ebersberger zur Delegation von Bayreuthern. Der heutige Oberbürgermeister hat den Wunsch geäußert, dass die Freundschaft zwischen Ost und West weiter vertieft wird. „Respektieren wir die Unterschiede und sehen die Vorteile, die die Einheit mit sich bringt und für uns bringt.“

Als Dritter im Bunde kam Prof. Dr. Michael Schäfer  zu Wort. Schäfer war ein Vertrauter Rolf Hochhuths. Er hatte die Idee, das Stück „Wessis in Weimar“ in Rudolstadt aufzuführen, an Jörg Reichl herangetragen. Der Berliner sprach über die Dimensionen und welche nachhaltigen wirtschaftlichen Einheiten im ostdeutschen Maßstab in den Kommunen etabliert wurden. Die beiden bedeutendsten westdeutschen Akteure beim Aufbau der ostdeutschen kommunalen Daseinsvorsorge-Ökonomie sind laut Schäfer die Münchner Thüga und das im westfälischen Lünen ansässige Familienunternehmen Remondis. „Dass diese beiden Unternehmen zusammen mit der Ilse-Holzapfel-Stiftung die heutige Aufführung von ‚Wessis in Weimar‘ maßgeblich unterstützen, ist über den aktuellen Anlass hinaus von hoher Symbolkraft und auch ein Bekenntnis für Ostdeutschland.“, so Schäfer.

 

Michael Wirkner
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit