Von links: Generalmusikdirektor Oliver Weder, Verwaltungsdirektor Mathias Moersch, Intendant Steffen Mensching, Chefdramaturg Michael Kliefert und Bürgermeister Jörg Reichl. Foto: Michael Wirkner

Spielzeit 2023/24: Viel Komödiantisches zum Irrsinn in der Welt

Theater Rudolstadt präsentiert „Olsenbande" auf der Heidecksburg als Zuschauermagnet

Mit der Zugkraft großer Namen wie Brecht, Dürrenmatt, Kafka und Shakespeare will das Theater Rudolstadt in der kommenden Spielzeit 2023/24 die von vielen Krisen überlagerte Gegenwart unter die Lupe nehmen. Alle diese Autoren waren von großen gesellschaftlichen Umbruchssituationen betroffen und reflektierten in ihren Werken über sie. Dem Irrsinn, Wahn und der Verzweiflung der heutigen Zeit setzt das Theater heiter­ tiefsinnige Komödienstoffe entgegen, wie gestern bei der Spielzeitpressekonferenz bekanntgegeben wurde. Unter dem Motto „Der Augenblick ist kostbar, wie das Leben eines Menschen!" aus der Feder von Friedrich Schiller versammelt es in einem kontrastreichen Spielplan 18 Premieren und zahlreiche Konzerte. Geplant ist diese Saison als letzte in der Interimsspielstätte im Stadthaus, bevor es im Herbst 2024 an die Wiedereröffnung des Großen Hauses geht.

Als einen Zuschauermagneten für die nächste Saison verspricht Chefdramaturg Michael Kliefert „Die Olsenbande greift nach den Sternen" (Premiere 7.6.2024 / Regie: Markus Fennert) als Sommertheater auf der Heidecksburg. Ein besonderes ästhetisches Angebot ist auch der Theaterabend „Hoppeldoppel Wopps Laus" (Premiere 23.09.2023 / Regie: Steffen Mensching) zum Spielzeitauftakt im Stadthaus, für den sieben Clowns Bertolt Brechts Lieder und Gedichte, sein Leben und die unzumutbaren Verhältnisse in einer Zirkusarena zum Tanzen bringen. In Hinblick auf die neue Hochrüstung unserer Zeit treibt Dürrenmatts Komödie „Die Physiker" (Premiere 18.11.2023 / Regie: Herbert Olschok) den Aberwitz des (Kalten) Krieges noch einmal brisant auf die Spitze. Zwei liebenswerte ältere Damen morden in der Komödie ,,Arsen und Spitzenhäubchen" (Premiere 2.3.2024 / Regie: Philippe Besson) als Akt reiner Nächstenliebe, während in „Jugendliebe" (Premiere 20.01.2024 / Regie: Esther Undisz) von Ivan Calberac ein erfolgreicher Unternehmer sich für eine möglichst kostengünstige Scheidung von seiner Ex als Sozialhilfeempfänger ausgibt. Mit

„Hamlet" in der Regie von Alejandro Quintana kommt es zudem zur Wiederaufnahme einer vielbeachteten Inszenierung, die aufgrund von Corona 2020 nur ganz wenige Aufführungen erlebte. Als ein Märchenballett feiert „Dornröschen" (Premiere 06.01.2024 / Choreografie: Ivan Alboresi) mit dem Tanzensemble des Theaters Nordhausen Premiere.

Im Schminkkasten entdeckt Michael Kliefert in „Mein Körper ist zu lang" (Premiere: 22.03.2024) die komische Seite von Franz Kafka anlässlich seines 100. Todestages, trifft sich in der Komödie „Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst" (Premiere: 25.11.2023) ein Paar zur Paartherapie, lassen in „Ein Oscar für Emily'' (Premiere 16.09.2023) zwei gealterte Hollywood-Schauspieler ihr widerspruchsvolles Leben zwischen Glamour und Absturz Revue passieren.

Das Musiktheater im Meininger Hof Saalfeld erfreut sich in der Spielzeit 2023/24 gleich zweier vollszenischer Premieren. Sowohl bei Mozarts „Die Hochzeit des Figaro" (Premiere 10.02.2024) in Kooperation mit der Hochschule für Musik „Franz Liszt" Weimar als auch für die Operette „Im weißen Rössl" (Premiere: 27.04.2024) in Kooperation mit dem Theater Nordhausen sitzt das Orchester im Graben, während sich auf der Bühne das Spiel vollends entfalten kann. Bizets eher unbekannte Oper „Die Perlenfischer" (14.10.2023), eine Geschichte über Freundschaft und Vertrauen, Liebe und Verrat, wird hingegen als halbszenische Aufführung, ebenfalls in Kooperation mit dem Theater Nordhausen gezeigt.

Eine opulente Konzertsaison, die zwischen populären Klassikern des Repertoires und Ausflügen ins musikalische Neuland changiert, kündigt Generalmusikdirektor Oliver Weder an. Prominente Solisten wie Olga Scheps, Dmitri Shishkin oder Uwe Schenker­ Primus sowie arrivierte Chefdirigenten europäischer Hauptstadtorchester bestücken den vielfältigen Konzertspielplan der Thüringer Symphoniker. Gleich zur Saisoneröffnung erklingen im Meininger Hof Saalfeld zum 1. Sinfoniekonzert (29./30.09.2023) musikalische Schwergewichte wie Rachmaninow und Tschaikowski, Johannes Brahms und Antonin Dvo:fak. In der Reihe der Schlosskonzerte lassen die eigenen Musiker des Orchesters als Solisten von sich hören. Weihnachten wird im festlichen Glanz der Blechbläser gefeiert, das große Silvesterkonzert in derStadthalle Bad Blankenburg mit James Bond in London. Der vielbeachtete Kompositionsworkshop„Beat Lab" für musikbegeisterte Jugendliche findet diesmal in den Herbstferien seine Wiederholung.

Das junge Publikum und Familien dürften vor allem auf das Weihnachtsmärchen gespannt sein: ,,Des Kaisers_neue Kleider" (04.11.2023 / Regie: Kristine Stahl) kommt in der frischen Version von Roman Freigaßner-Hauser auf die Bühne. Tschaikowskis ebenso märchenhaftes Ballett „Schwanensee" (21.03.2024) ist als Symbiose von Puppenspiel und Live-Orchester im neuen Theaterkonzert mit den beiden Puppenspielern Susanne Olbrich (TheaterFusion) und Peter Lutz zu erleben. Das neue Kinderliederkonzert „Horch, was spielt denn da?" (07.09.2023) für Kinder ab drei Jahren begibt sich spielerisch auf die Suche nach den Orchesterinstrumenten. Der Theaterjugendclub thematisiert in seinem neuen Stück „Seelenfänger" (21.03.2024 / Regie: Friederike Dumke) die gefährliche Anziehungskraft v n Drogen. Das Junge Theater des Landes eaters Eisenach ergänzt das Programm für junge Leute unter anderem mit den beiden Premieren ,,Ameise auf Weltreise" (26.10.2023, 8+) und „Macbeth" (08.03.2024, 14+).

Zu den Finanzen äußerte sich Verwaltungsdirektor Mathias Moersch. ,,Das Einspielergebnis konnte in der Spielzeit 2021/22 zwar weiter gesteigert werden, es liegt allerdings mit 450 TEUR durch die Corona-Pandemie nach wie vor hinter dem Niveau von 2019 (920 TEUR) zurück." Auch die Besucherzahlen konnten auf rund 42.000 gesteigert werden. Jedoch knüpfte die Auslastung der Vorstellungen noch nicht wieder an das Ergebnis vor der Covid- 19-Pandemie an, auch wenn sie einen deutlichen Aufwärtstrend zeigt. Besonderer Publikumsmagnet war das Sommertheater, das in etwa an die früheren Erfolge anknüpfen konnte: Zu den elf Vorstellungen der „Mittsommernachts-Sex-Komödie" kamen rund 5.700 Besucherinnen und Besucher und zu den acht Vorstellungen des „Dschungelbuchs" rund 4.900.

Am Bauvorhaben können nun deutliche Fortschritte verzeichnet werden. Am Neubau des Zuschauerhauses sind die Arbeiten an den Umfassungswänden weitgehend abgeschlossen und die Fertigstellung der Decke über dem Erdgeschoss wird der nächste Abschnitt sein. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wurden die Ausschreibungen für die Gerüstbau- und Dacharbeiten abgeschlossen und befinden sich in der Auswertung bzw. stehen zur Vergabe an. ,,Gemeinsam mit unserem Generalplaner Sigma Plan Weimar halten wir weiterhin an der Zielstellung fest, in der Spielzeit 2024/25 und konkret noch im Jahr 2024 das Große Haus wieder in Betrieb nehmen zu können", so der Verwaltungsdirektor. Die gesamten Baukosten belaufen sich derzeit auf 17 Mio. Euro.