Das Theater Rudolstadt vor seinem Umbau. Foto: Michael Wirkner

Aufsichtsrat bei Theatersanierung vor schwerer Entscheidung

Untersuchungen des Planungsbüros offenbaren marode Bausubstanz

Untersuchungen des Planungsbüros offenbaren marode Bausubstanz

Der Aufsichtsrat der Thüringer Landestheater Rudolstadt – Thüringer Symphoniker Saalfeld-Rudolstadt GmbH hat sich in seiner Sitzung am Donnerstag, 10. Juni, unter anderem mit der Fortsetzung der Baumaßnahme am Theater befasst. Dabei steht das sechsköpfige Gremium vor schweren Entscheidungen. Bekanntlich hat das Theater dem damaligen Generalplaner wegen schwerer fachlicher Mängel 2019 gekündigt und befindet sich seitdem mit diesem in einer juristischen Auseinandersetzung.

Das im Sommer 2020 nach einer langwierigen europaweiten Ausschreibung neu beauftragte Weimarer Planungsbüro Sigma Plan hat die laufende Baustelle untersucht und ist in wichtigen Positionen zu anderen Einschätzungen als der vorhergehende Planer gekommen. Diese Berechnungen, sowie allgemeine Kostensteigerungen im Baugewerbe und bislang nicht berücksichtigte Posten, führen zu Mehrkosten in Höhe von rund drei Millionen Euro.

Wie setzt sich diese Berechnung zusammen? Die Verzögerung der Baumaßnahme bewirkte - durch den jährlich steigenden Baukostenindex - eine Kostenerhöhung um rund 1,7 Millionen Euro gegenüber dem ursprünglich geplanten Betrag. Insbesondere der Wechsel des Generalplaners hatte diesen erheblichen Zeitverzug verursacht. Zudem wurde aufgrund der geänderten Planung und neuer gesetzlicher Bestimmungen eine Teilerneuerung der technischen Anlagen im Theater erforderlich. Diese summiert sich auf eine weitere Million Euro.

Schließlich hat das neue Planungsbüro die bestehende Bausubstanz noch einmal gründlich untersucht. Dabei wurden am vorhandenen Zuschauerraum erhebliche Schwachstellen entdeckt. Statik, Brandschutz und weitere Sicherheitsbestimmungen entsprechen nicht mehr den Anforderungen an ein öffentliches Gebäude. Eine Sanierung sei nur unter unverhältnismäßig hohem Aufwand möglich und mit vielen unbekannten Risiken verbunden. Darüber hatte Sigma Plan kürzlich das Thüringer Landesamt für Bau und Verkehr, das die Baumaßnahme für den Freistaat überwacht, einen Vertreter der Thüringer Staatskanzlei sowie den Aufsichtsrat informiert. Der Vorschlag des Büros: der Zuschauerraum sollte abgerissen und komplett neu errichtet werden. Nach Berechnungen des neuen Generalplaners würde ein Neubau des Zuschauerraums lediglich 250.000 Euro mehr kosten als eine risikobehaftete Sanierung.

Theater-Geschäftsführer Steffen Mensching, Aufsichtsratsvorsitzender Jörg Reichl und Zweckverbandsvorsitzender Marko Wolfram haben in einem gemeinsamen Brief an Kulturminister Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff die Sachlage dargestellt und um Unterstützung gebeten, um die Maßnahmen gemeinsam zu einem erfolgreichen Ende zu führen. An den Minister wurde die Bitte gerichtet, dass der Freistaat die eine Hälfte der Mehrkosten übernimmt und der Zweckverband die andere Hälfte.

Parallel dazu wurden beim Landesamt für Bau und Verkehr die veränderten Baupläne des Planungsbüros mit der dringenden Empfehlung für einen Abriss und Neubau des Zuschauerraums eingereicht. Eine Plausibilitätsprüfung soll dort kurzfristig erfolgen.

„Wir arbeiten gemeinsam intensiv an einer konstruktiven und langfristigen Lösung, um die Baumaßnahme schnellstmöglich fortzuführen und den Theaterbetrieb am Stammhaus wieder aufnehmen zu können“, sagte Aufsichtsratsvorsitzender Jörg Reichl.

Thüringer Landestheater Rudolstadt