Theater Rudolstadt stellt neue Spielzeit 2009/2010 vor

"Wer nichts waget, der darf nichts hoffen." Ein Zitat aus Schillers "Wallenstein" steht als Motto über der zweiten Spielzeit des Theaters Rudolstadt un

"Wer nichts waget, der darf nichts hoffen." Ein Zitat aus Schillers "Wallenstein" steht als Motto über der zweiten Spielzeit des Theaters Rudolstadt unter der Intendanz von Steffen Mensching. "Der Satz soll nicht als Aufmunterung für Glücksritter und Spekulanten verstanden werden, sondern als Losungswort für couragierte Zeitgenossen", sagt Mensching. "Krisenzeiten sind immer auch Zeiten neuer Herausforderungen. Sie verlangen unkonventionelle Ideen und ermutigen zu neuen Wegen", fügt Chefdramaturg Michael Kliefert hinzu. Diese will das Theater Rudolstadt mit seinem Programm 2009/10 beschreiten.


In der Saison 2009/10 sind insgesamt 17 Premieren geplant: Elf im Großen Haus, darunter zwei Opern und ein Ballett in Kooperation mit dem Theater Nordhausen, eine Sommertheater-Premiere auf der Heidecksburg, zwei im Schminkkasten und vier Jugendstücke im theater tumult. Die Mehrzahl der Stücke ist kaum älter als fünf Jahre. Sie reagieren in ihrer Aktualität auf heutige gesellschaftliche Entwicklungen in der Arbeitswelt und im Familienleben, aber auch auf die Auswirkungen der Wirtschaftskrise. Ob Tragödien, Komödien, Ballett, Schauspiel- und Opernklassiker und Konzerte der Thüringer Symphoniker – das breite Spektrum soll dem Publikum entgegenkommen. Erfolgreiche Reihen der letzten Spielzeit, die das Programm ergänzen und erweitern, wie "MMM-Was bin ich?", "Blaue Stunde" oder "Rote Laterne", finden ihre Fortführung. Die Angebote für Kinder, vor allem im Bereich der Musikpädagogik, werden ausgebaut, und der Theaterförderverein veranstaltet einen Theaterball.

 

Allein zwei eigene Uraufführungen mit Orchester planen Steffen Mensching, der jeweils auch Regie führen wird, und Chefdramaturg Michael Kliefert 2009/10. Während allerorten trotz Wirtschaftskrise die Jubiläumsfeiern zum Mauerfall abgehalten werden, will das Theater Rudolstadt die Gegenwart genauer unter die Lupe nehmen. Aber statt zu jammern und zu lobhudeleien wird in "Drunter und Drüber", einer Antidepressionsrevue (Premiere 3. Oktober), verspottet und gelacht. In der "Schicksalssinfonie" (Premiere 29. Mai) probt ein Orchester für ein Konzert, dessen Erfolg über seine Zukunft entscheidet. In beiden Stücken stehen das Schauspielensemble und die Musiker der Thüringer Symphoniker erstmalig gemeinsam auf der Bühne und tragen somit der besonderen Struktur des Hauses Rechnung.

 

Weitere drei der großen Premieren sind ebenfalls Werke zeitgenössischer Autoren. Ein Höhepunkt ist das preisgekrönte Stück "Eine Familie" von Tracy Letts (Premiere 21. November), das im Oktober 2008 in Mannheim seine umjubelte deutsche Erstaufführung feierte. In den Premierenreigen der Theater in Basel oder Bochum reiht sich das Theater Rudolstadt mit ein und bringt das moderne Familienepos in der Regie von Herbert Olschok auf die Bühne. "Eine Familie" lief erfolgreich am Broadway und bescherte Tracy Letts u. a. den Pulitzer Preis.


Mit "Elchtest" von Jaan Tätte (Premiere 19. September, Regie: Jens Schmidl) wird die Spielzeit eröffnet. Ein Top-Manager verlässt seinen Konzern, geht in den Wald und wird zum modernen Wunderheiler. Die Verblendungen unserer Zeit und die bisweilen absurden Glücksmanöver heutiger Menschen werden in dieser Komödie auf die Schippe genommen. "Die Grönholm-Methode" von Jordi Galceran (Premiere 27. Februar, Regie: Martin Pfaff), in der die Absurdität heutiger Bewerbungsverfahren mit viel schwarzem Humor beschrieben wird, ist ein aktueller Kommentar auf die immer aggressiver werdenden Methoden auf dem Arbeitsmarkt.


Die Klassiker der nächsten Spielzeit sind Schillers Politthriller "Maria Stuart" (Premiere 30. Januar) in der Regie von Carlos Manuel und Sophokles' griechische Tragödie "Antigone" in der Regie von Sven Miller. Beide national und international erfolgreichen Regisseure stellen sich erstmals dem Publikum in Rudolstadt vor. Das Sommertheaterstück auf der Heidecksburg, Molièrs Komödie "Der eingebildete Kranke" (Premiere 19. Juni), inszeniert Inken Böhack.


Außerdem stehen in Kooperation mit dem Theater Nordhausen Mozarts "Don Giovanni" (Premiere 24. Oktober), eine weitere große Oper (Premiere 24. April) sowie erneut ein orchesterbegleitetes Ballett (Premiere 9. Januar) auf dem Spielplan.


Auch die Thüringer Symphoniker halten mit ihrem Konzertplan 2009/10 einige Glanzlichter bereit. Zum Auftakt der Sinfoniekonzertreihe mit insgesamt acht Konzerten erklingt ein seltenes Programm mit populären Filmmusiken. Weitere Höhepunkte der Konzertsaison sind Solisten wie der Pianist Lev Vinocour, der Starviolinist Gilles Apap, der Echo-Preisträger Linus Roth (Violine), der Cellist Peter Bruns oder das Raschèr Saxophone Quartet, das weltweit mit den bedeutendsten Orchestern gastiert. Einen Schwerpunkt legt Chefdirigent Oliver Weder außerdem mit zwei Konzerten auf das 200. Jubiläum von Joseph Haydns Sterbejahr. Das Programm ergänzen Schloss- und Promenadenkonzerte, Weihnachtskonzerte, Kammerkonzerte und vieles mehr.


Die Thüringer Symphoniker bauen wesentlich ihr Engagement für Kinder mit einer neuen Konzert- und Veranstaltungsreihe MUKI (Musik für Kinder) aus. Mit Kinderliederkonzerten (ab drei Jahren), Mitmachkonzerten (ab acht Jahren), Schul- und Kindergartenbesuchen der Orchestermusiker und die "Zukunftsmusik" setzen sie verstärkt auf eigenes Erleben. Außerdem ist "Peter und der Wolf" op. 67 (1936) geplant, ein Theaterkonzert für Unerschrockene und Neugierige ab 6 Jahren von Susanne Olbrich & Peter Lutz, frei nach S. Prokofjew, in einer Koproduktion mit Peter Lutz und TheaterFusion (Berlin).


Auch das Schauspielensemble hält für Kinder und Jugendliche Stücke wie "Pinocchio" (Premiere 1. November) als Weihnachtsmärchen sowie vier Jugendstücke im theater tumult bereit, darunter "Nathans Kinder" (Premiere 16. April) von Ulrich Hub in einer Koproduktion mit dem Theater Waidspeicher Erfurt.


Mit dem Schillerjubiläumsjahr 2009 beschäftigt sich das Theater Rudolstadt in dieser und der kommenden Spielzeit mit ausgewählten Gastspielen und Sonderveranstaltungen. Am 9. Mai steht die Premiere von Schillers "Kabale und Liebe" in der Regie von Steffen Mensching zur offiziellen Eröffnung des Schillerjahres in Rudolstadt an. Ebenfalls am 9. und 10. Mai bringen die Thüringer Symphoniker die 9. Sinfonie von Beethoven zur Aufführung, erstmals unter Mitwirkung beider Oratorienchöre aus Rudolstadt und Saalfeld. Ein "Wilhelm Tell"-Gastspiel des THEATERS AN DER PARKAUE findet am 20. Mai im Großen Haus statt. Mit über 40 Menschen, Puppen und Musik wird die Befreiungsgeschichte der Schweizer Eidgenossen zu einem besonderen Erlebnis.


Weitere Höhepunkte der nächsten Spielzeit 2009/10 sind am 10. November die große Schillergala "Ein Genie hat Geburtstag", eine Festveranstaltung des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) und des Theater Rudolstadt anlässlich des 250. Geburtstag von Friedrich Schiller. Geladen sind Stars von Bühne, Film und Fernsehen. Moderiert wird die Veranstaltung vom Hausherrn Steffen Mensching. Drei Tage vorher, am 7. November, gastiert die gefeierte Bühnen- und Filmschauspielerin Corinna Harfouch mit ihrer Version von Schillers "Phädra".