Liebe Rudolstädterinnen und Rudolstädter,
sehr geehrte Gäste unserer Stadt!
Können Sie sich noch erinnern? Das Jahr 2011 begann, wie das Jahr 2010 endete – mit Eis, Schnee und Kälte. War das glitzernde Weiß in der Advents- und Weihnachtszeit genau das Richtige für die Vorfreude auf das Fest und die entsprechend anheimelnde Stimmung, so war es für viele Grundstücks-eigentümer oder Hausmeister sowie die fleißigen Leute unseres Bauhofs und der Freiwilligen Feuerwehr dann doch eher Fluch als Segen. Aber wir haben in unserer Stadt dieser Laune der Natur ebenso getrotzt wie vielen anderen Umständen und Begebenheiten dieses erneut sehr aufregenden Jahres 2011.
Mit dem bevorstehenden Weihnachtsfest, das Sie sicher im Kreise Ihrer Angehörigen oder mit Freunden in Besinnlichkeit begehen möchten, und dem dann folgenden Jahreswechsel gibt es wieder Gelegenheit, auf die vergangenen zwölf Monate zurückzublicken und uns an Ereignisse zu erinnern, die uns besonders beschäftigt oder über die wir uns sehr gefreut, aber manchmal auch geärgert haben.
Für mich persönlich wird in Erinnerung bleiben, dass wir es trotz massiver Probleme bei der Finanzierung unseres städtischen Haushaltes geschafft haben, das öffentliche Leben in "Schillers heimlicher Geliebten" mit einer Vielzahl von Dienstleistungen der Verwaltung sowie den gewohnten kulturellen, sportlichen und sozialen Angeboten für die Bürgerinnen und Bürger so aufrecht zu erhalten, dass keine Abstriche nötig wurden.
Darüber hinaus hat es im Jahr 2011 viele kleine und größere Investitionen gegeben, die man in der Schnelllebigkeit unserer Zeit nicht vergessen sollte. Beispielsweise wurde im Ortsteil Schwarza der Gemeindeberg saniert und die Schwarzburger Straße mit ihrem fertig gestellten Ausbau übergeben. Im Gewerbegebiet Blankenburger Straße konnten die Erschließungsmaßnahmen beginnen. Auch die Schäden, die der harte Winter an mancher Stadtstraße hinterlassen hat, wurden weitestgehend wieder behoben. Viel Aufregung gab es um die notwendige Sperrung der alten Cumbacher Stadtbrücke. Hier ist es binnen kürzester Frist gelungen, eine Ersatzbrücke zu beschaffen und alles zu unternehmen, um die Planung und Finanzierung einer neuen Brücke für den Fußgänger- und Radverkehr abzusichern. Auch entlang der Bahnstrecke und im Bereich Bahnhof hat es Sanierungsmaßnahmen gegeben, die wesentlich mit zur Verbesserung des Ortsbildes beitrugen. Ebenso sind wichtige Baumaßnahmen an der Schlossstraße im Gange, die 2012 ihre Fortsetzung finden werden.
Erfreulich ist, dass wir in der Außenwirkung wieder einen großen Zugewinn verzeichnen können. So bescheinigten Reisejournalisten, die sich mehrere Tage lang mit der Schiller-Stadt samt ihrer touristischen und kulturellen Angebote auseinandersetzten, Rudolstadt eine außerordentlich hohe Attraktivität für Besucher, auch in Bezug auf die vorhandene Infrastruktur. Leider nehmen viele dieser Aspekte Ortsfremde eher wahr, als die Einwohner selbst. Die Rudolstädter können stolz darauf sein, dass zum Beispiel unser Schillerhaus den Thüringer Denkmalschutzpreis 2011 verliehen bekam oder dass zehntausende Gäste mit Freude hierher "pilgern", um das Altstadtfest, das TFF, das Vogelschießen oder, wie in diesem Jahr zusätzlich, das Thüringer Landeserntedankfest zu besuchen. Besonders zum Altstadtfest, dessen niveauvolles Programm seit langem wieder eintrittsfrei angeboten werden konnte, hat sich gezeigt, wie sehr sich viele Firmen, Institutionen und Einzelpersonen mit ihrer Heimatstadt identifizieren. Deshalb möchte ich allen Unterstützern und Sponsoren nochmals danken und mir für das nächste Jahr zum 20. Jubiläum des Altstadtfestes eine ebenso breite Unterstützung wünschen.
Aber auch in anderen Bereichen haben unsere Bürgerinnen und Bürger bewiesen, welche Beiträge sie mit ihren ehrenamtlichen Initiativen in Vereinen und Organisationen oder mit privatem Engagement zu leisten vermögen, damit unsere Stadt lebenswert bleibt und noch attraktiver wird. Beispielhaft dafür möchte ich die Arbeit der Initiative "Rudolstadt blüht auf!" hervorheben, wo im Rahmen des Wettbewerbs "entente florale" bereits vieles zur Verbesserung des Ortsbildes geleistet wurde und im kommenden Jahr auch fortgesetzt wird. Den Organisatoren, Mitwirkenden und freiwilligen Helfern gebührt auf jeden Fall Lob und Anerkennung.
Einschneidende Veränderungen und Probleme, die es im Jahr 2011 in der großen Politik - man denke nur an die "Euro-Krise" - gegeben hat, wirken sich natürlich auch auf die kommunale Politik aus. Unsere Stadt hat, wie viele andere auch, mit großen finanziellen Engpässen zu kämpfen und muss deshalb noch mehr sparen als bisher. Unter anderem mit Veränderungen in der Struktur der Verwaltung und nachgeordneter Einrichtungen sowie zum Beispiel der Übertragung der letzten zwei kommunalen KiTas an Freie Träger ist es gelungen, eine verträgliche Lösung zu finden und Kosten im städtischen Haushalt zu senken. Die größten Herausforderungen für unsere Finanzlage erwarten uns allerdings im Jahr 2012. Es muss ehrlich darauf eingestimmt werden, dass dringend notwendige Sparmaßnahmen nicht ohne gravierende Veränderungen in vielen öffentlichen Bereichen vonstatten gehen werden.
Aber ich bin zuversichtlich, dass wir gemeinsam, der Stadtrat, die Verwaltung und Sie, liebe Rudolstädterinnen und Rudolstädter auch diese Aufgaben meistern können. In diesem Sinne danke ich allen Bürgerinnen und Bürgern, den Vereinen, Organisationen und Einrichtungen, sowie allen Handwerksbetrieben, kleinen und großen Firmen für die Stärkung unserer Wirtschaftskraft hier vor Ort und des öffentlichen Lebens in Rudolstadt insgesamt.
Ihnen allen und Ihren Gästen wünsche ich frohe und gesegnete Weichnachtsfeiertage sowie einen gesunden Start ins Jahr 2012.
Ihr Bürgermeister
Jörg Reichl