Zur Zahl der Beschäftigten im Rudolstädter Rathaus

Seit 2006 Absenkung um real 10 Prozent erfolgt Bei Veröffentlichungen oder Diskussionen zur Zahl der Beschäftigten in den Kommunalverwaltungen werd

Seit 2006 Absenkung um real 10 Prozent erfolgt
Bei Veröffentlichungen oder Diskussionen zur Zahl der Beschäftigten in den Kommunalverwaltungen werden gern die Daten des Statistischen Landesamtes herangezogen, diese dann mit den Zahlen aus vergangenen Jahren oder ähnlich großen Städten verglichen und im Ergebnis oft pauschale Feststellungen getroffen, die jedoch im Einzelfall hinterfragt werden sollten. Ähnlich verhält es sich mit der Formel "Anzahl Rathauspersonal pro 1.000 Einwohner", wobei ein Vergleich der Städte untereinander meistens ebenso hinkt. Das Studium der jährlich mit den Haushaltsplänen zu beschließenden Stellenpläne ergibt jedoch, bei aller Kompliziertheit und Komplexität dieser Materie, schnell ein differenzierteres Bild.

So gibt es Städte, die haben, aus was für Gründen auch immer, ihre Dienstleistungen für Einwohner und Gäste auf das Allernötigste heruntergefahren und viele, ehemals kommunale Aufgaben in die freie Wirtschaft oder hauseigene GmbHs ausgegliedert, was zwar eine Personalsenkung in der Verwaltung mit sich bringt, aber an anderer Stelle im Haushalt wieder gegenfinanziert werden muss. Interessant dabei ist in vielen Fällen, dass unterm Strich oft nur "Rechenkünste" walten und real gar keine oder nur minimal Finanzen eingespart werden.

Dem gegenüber gibt es aber auch Kommunen, die viel Wert auf den Erhalt und den Ausbau ihrer weichen Standortfaktoren legen und sich die Regie darüber nicht nehmen lassen wollen. Sie halten für ihre Bürgerinnen und Bürger ein umfangreiches, kulturelles Angebot vor, sorgen selbst für die Pflege öffentlicher Parks und Grünanlagen, bieten preiswert nutzbare Bibliotheken, Museen, Archive, Freibäder und Sportanlagen an und bringen mit sehr viel Engagement und Kreativität Projekte auf den Weg, um mittels neuer touristischer Attraktionen oder eindrucksvoller Großveranstaltungen im harten Wettbewerb um zahlungskräftige Besucher von außerhalb punkten zu können.

Keine Frage, dass Rudolstadt zu den Letztgenannten gehört, dafür aber auch die entsprechenden Leute benötigt und trotzdem in der Gesamtzahl über die Jahre hinweg immer Personal abgebaut hat. Zum Verständnis der konkreten Zahlen sollten jedoch nur die sogenannten "Vollbeschäftigteneinheiten" (VbE) betrachtet werden, wobei eine VbE einer Wochenarbeitszeit von 40 Stunden entspricht. Arbeitet ein Bediensteter zum Beispiel in Teilzeit, kann also lediglich ein Bruchteil von Eins angesetzt werden.

So kommt es, dass zwar zum Stichtag 30. Juni 2010 an das Statistische Landesamt Thüringen für die Stadtverwaltung Rudolstadt insgesamt 216 Bedienstete gemeldet sind, dies aber tatsächlich der VbE von 189,5 entspricht, weil unter anderem zu diesem Zeitpunkt fast die gesamte Kernverwaltung, schon das sechste Jahr in Folge und um Personalkosten zu sparen, in Teilzeit arbeitet.
Bereinigt jeweils um die Anzahl der Beschäftigten, die sich in der Freizeitphase Altersteilzeit, in der Elternzeit oder in Abordnung an die ARGE des Landkreises befinden, also auf Grund gesetzlicher Vorschriften und Zwänge als Leistungserbringer gar nicht in der Stadt zur Verfügung stehen, sind das im Jahr 2006 insgesamt 183,5 VbE gewesen. Gegenwärtig 2011 sind davon noch 166,5 VbE übrig, was einer Reduzierung von rund 10 Prozent entspricht. Selbstverständlich musste es in diesem Zeitraum neben stetigem Personalabbau auch Neueinstellungen geben. Zum Beispiel sind einerseits durch den Betriebsübergang der letzten kommunalen KiTas an Freie Träger rund 24 VbE aus dem Stellenplan der Stadt gestrichen worden, andererseits schlagen 2011 im Bereich Schulen 17,45 VbE gegenüber 9,95 VbE in 2006 zu Buche, weil dort im Rahmen eines Modellprojektes zum Wohle unserer Kinder zusätzlich Hort-Personal eingestellt wurde. Eine geringfügige Erhöhung der VbE gab es auch in den Bereichen Grünanlagen und Bauhof, weil da jetzt all jene ABM-Kräfte fehlen, die in früheren Jahren noch reichlich zur Verfügung standen. Außerdem kommen für die Verwaltung immer wieder neue, wichtige Aufgaben hinzu. Man denke nur an unser "Aushängeschild" Schillerhaus oder an die Herausforderungen einer modernen Informationsgesellschaft, wo es gilt, mit zahlreich zu bedienenden Internet-Auftritten, Veranstaltungsportalen oder digitalen Info-Angeboten ständig Präsenz zu zeigen oder dem "Hunger" an lokalen Nachrichten von unzähligen Sendern, Redaktionen oder privaten Web-Betreibern zu entsprechen. Nicht zuletzt wurde auch jungen Leuten eine Zukunftschance in Rudolstadt geboten, in dem sie nach dem erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung im Rathaus übernommen wurden.
Betrachtet man die tatsächliche Lage, so fällt auf, dass insbesondere in der Kernverwaltung, wo zur Zeit 77,25 VbE tätig sind (2006: 82 VbE), auf Grund von Sparmaßnahmen in den vergangenen Jahren mancher Bereich nur noch mit einer Person oder sogar einer halben Stelle besetzt ist und eine weitere Reduzierung einfach den Wegfall einer bestimmten Aufgabe oder Dienstleistung bedeuten würde.