Liebe Rudolstädterinnen und Rudolstädter,
sehr geehrte Gäste unserer Stadt,
jetzt, zu Beginn der Adventszeit, wo ich darüber nachdenke, was ich Ihnen in diesem Jahr zu Weihnachten und zum Jahreswechsel schreiben und unserer Stadt wünschen möchte, hat der Winter richtig Einzug bei uns gehalten.
Der Blick auf das weithin sichtbare und in weiß gehüllte Wahrzeichen unserer Stadt, die Heidecksburg, und die ihr zu Füßen liegende Altstadt, wo die schön dekorierten Schaufenster der Einzelhändler leuchten, der Weihnachtsbaum vor dem Rathaus und die Lichterkronen auf den Laternen festlich strahlen, macht auch mir bewusst, dass es nun nicht mehr weit ist bis zum Weihnachtsfest.
Und damit ist es wieder an der Zeit, der Besinnlichkeit und Vorfreude in der ständig zunehmenden Hektik und im Stress des Alltags etwas mehr Platz zu verschaffen. Gleichsam gehört es in diesen Tagen zur Tradition, dass man seine Gedanken in das vergangene Jahr zurückschweifen lässt, um sich über Geschaffenes zu freuen, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen und sich vielleicht zu trösten, dass manches, was man persönlich als Ziel nicht erreicht hat, auch im kommenden Jahr noch in die Tat umgesetzt werden kann.
Lassen Sie uns also gemeinsam in ein wahrlich wieder aufregendes Jahr zurückblicken und daran erinnern, dass es mehr als nur Anstrengungen gebracht hat, um die Krise der kommunalen Finanzen zu bewältigen. Diese Krise nämlich, so scheint es, hat unser Tun und Handeln maßgeblich beeinflusst und uns zu selten die Freude an dem Erreichten genießen lassen.
Das zwanzigste Jahr der deutschen Einheit begann auch in Rudolstadt mit verstärkten Anstrengungen, um die Mittel aus dem Konjunkturpaket II in die vom Stadtrat beschlossenen Projekte weiter einfließen zu lassen und die damit begonnen Baumaßnahmen fortzusetzen und zu beenden. Dass uns dies gelungen ist, kann man insbesondere im Bereich Schulen und Kindereinrichtungen sehen, denn mit der Fertigstellung der Sporthalle an der Anton-Sommer-Schule, den Arbeiten am Fröbelkindergarten in Keilhau, der neuen Terrasse samt Stützmauer an der KiTa "Feste Burg", den Sanierungsmaßnahmen an den Kindergärten "Knirpsenland" und "Villa Kunterbunt", um nur einige Beispiele zu nennen, wurde mehr als je zuvor für die Zukunft des Nachwuchses in unserer Stadt investiert.
Zu Jahresbeginn absehbar war, dass es uns, wie in vielen anderen Kommunen auch, nur schwerlich gelingen würde, einen ausgeglichenen Haushaltsentwurf aufzustellen und zu beschließen. Unter den Mitgliedern des Stadtrates und der Stadtverwaltung entbrannte ein heftiger Streit darüber, was wir uns in Rudolstadt noch leisten können und leisten wollen. Um unseren hohen Ansprüchen und den bereits vor Jahren eingegangenen, oft kostspieligen Verpflichtungen nachzukommen, haben wir uns darauf geeinigt, Steuern und Gebühren moderat zu erhöhen und die Rücklagen der Stadt anzugreifen. Im Ergebnis konnten wir damit die finanzielle Situation beruhigen und uns auf wesentliche Arbeiten konzentrieren, die dem Ziel dienten, in der Stadt an Bewährtem festzuhalten, aber auch Neues in Angriff zu nehmen.
So konnten wir in diesem Jahr unter anderem die Erschließung des Gewerbegebietes Oststraße beenden und im Stadtteil Schwarza den Ausbau der Schwarzburger Straße voranbringen sowie mit einem Kindergarten-Neubau den lang gehegten Wunsch der Eltern, Kinder und Erzieher erfüllen.
Aber auch eine kaum noch überschaubare Vielfalt von Veranstaltungen hat uns im zurück liegenden Jahr nicht nur Freude sondern weiterhin überregionale Anerkennung verschafft. Zuerst ist hier natürlich das weltoffene, fröhliche Tanz- und Folkfestival zu nennen. Neben Altstadtfest, Vogelschießen und vielen anderen städtischen Veranstaltungen im Schillerhaus, in der Bibliothek, auf dem Marktplatz, im Handwerkerhof, in den Bauernhäusern oder in der KulTourDiele sind die unzähligen Aktivitäten von Vereinen oder ehrenamtlichen Initiativen ein wichtiger Bestandteil des kulturellen und sportlichen Lebens in unserer Stadt.
Großes geleistet haben ebenso Theater und Orchester unter der Intendanz von Steffen Mensching. Beispielhaft soll hierfür nur die Fernsehaufzeichnung der Revue "Drunter und Drüber" stehen, die zur besten Sendezeit am 20. Jahrestag der Deutschen Einheit erneut zur Bekanntheit von "Schillers heimlicher Geliebten" beigetragen hat. Gemeinsam mit Freunden aus unserer Partnerstadt Bayreuth haben wir am 3. Oktober ein weiteres Jubiläum feiern dürfen – zwanzig Jahre lang haben die Begegnungen und der Austausch zwischen den Einwohnern der beiden Kommunen nun schon bewiesen, dass deutsch-deutsche Städtepartnerschaften konkret mit Leben erfüllt werden können.
Zunehmend hat bürgerschaftliches Engagement in unserer Stadt dazu geführt, dass einiges, was noch im Argen liegt, nicht nur angesprochen sondern auch durch die Einwohner selbst verändert wird. Ein Beleg dafür, dass Bürgerinnen und Bürger sich einbringen, um die Stadt schöner und liebenswerter zu machen, ist die Beteiligung am Projekt "Entente florale – Rudolstadt blüht auf". Wenn die Frühlingssonne im kommenden Jahr die Ergebnisse unserer Blumenzwiebelaktion zum Vorschein bringen wird, dann soll dies auch den Auftakt zu einer ganzen Reihe von weiteren Vorhaben symbolisieren, die wir gemeinsam in die Tat umsetzen möchten.
Dass die Stadt nicht nur für dieses Projekt, sondern für viele andere Maßnahmen, die wir trotz sich weiter verschlechternder, finanzieller Rahmenbedingungen in Angriff nehmen wollen, auf die Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger, der Vereine, der kleinen und größeren Unternehmen und Einrichtungen hoffen darf, darauf vertraue ich auch im kommenden Jahr.
Allen Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt wünsche ich zum Weihnachtsfest alles Gute und für das neue Jahr Gesundheit, Kraft und Erfolg.
Ihr Bürgermeister
Jörg Reichl