Mitten im Rudolstadt-Festival wurde heute ein eindrucksvolles Zeichen für Frieden und europäische Verbundenheit gesetzt. Vor dem Rathaus wurde eine Gedenkplatte feierlich enthüllt, die an den historischen Handschlag zwischen dem französischen Staatspräsidenten François Mitterrand und Bundeskanzler Helmut Kohl im Jahr 1984 erinnert. Der damals weltberühmt gewordene Handschlag vor dem Beinhaus von Douaumont bei Verdun steht bis heute als kraftvolles Symbol der deutsch-französischen Versöhnung.
Ein besonderer Blickfang des Kunstwerks, das von dem Bildhauer Karl Günter Wolf und dem Grafiker Thorsten Laureck gestaltet wurde, ist ein Originalpflasterstein vom Vorplatz des Beinhauses von Douaumont, auf dem die beiden Staatsmänner einst standen. Dieser Stein wurde Rudolstadt von der Stiftung des Beinhauses überlassen. Die Initiative dafür ging von Olivier Gérard, dem Direktor der Stiftung, aus. Er war bei der Einweihung auch selbst zugegen:
„Mit dieser Geste wollen wir Ihnen ein Stück Douaumont überreichen. Sie werden zu einem Teil jenes Leuchtfeuers, das die Richtung weist – auf dem Weg zum Frieden“, erklärte Gérard. Er erinnerte zugleich an die unfassbaren Schrecken des Ersten Weltkriegs, die auf dem Schlachtfeld von Verdun ihren grausamen Höhepunkt fanden. Aus dieser Geschichte sei der Wille zur Versöhnung gewachsen, den das Beinhaus in Douaumont heute verkörpere.
Neben Olivier Gérard nahm auch Armand Falque, Bürgermeister der Gemeinde Douaumont-Vaux, an der Zeremonie teil. Er betonte die bleibende Bedeutung des berühmten Fotos, das Mitterrand und Kohl Hand in Hand zeigt: Dieses Bild mahne Regierungen und Länder weltweit, gerade heute Verantwortung zu übernehmen und Frieden zu sichern, wo Krieg drohe oder bereits tobe.
Rudolstadts Bürgermeister Jörg Reichl wies in seiner Rede auf den besonderen Rahmen der Einweihung hin: „Es passt wunderbar, dass wir diesen Stein ausgerechnet während unseres Festivals verlegen. Denn das Rudolstadt-Festival ist ein Fest der Kulturen, ein Fest der offenen Arme. So wie damals François Mitterrand nach Rudolstadt kam – nicht mit Bitterkeit, sondern mit einem offenen Herzen.“
Mitterrands Verbindung zu Rudolstadt reicht dabei weit zurück. Im Jahr 1981, nur wenige Wochen vor seiner Wahl zum französischen Präsidenten, kehrte er als ehemaliger Kriegsgefangener nach Rudolstadt-Schaala zurück. Dort war ihm 1940 aus einem Gefangenenlager in der alten Porzellanfabrik die Flucht gelungen. Vierzig Jahre später gedachte er an diesem Ort der Opfer des Faschismus und sprach von Frieden und Hoffnung. Diese Eindrücke haben Mitterrands Bild von Deutschland und sein politisches Handeln nachhaltig geprägt.
Die jetzt in Rudolstadt verlegte Gedenkplatte macht diesen europäischen Erinnerungsbogen greifbar. Sie verbindet den lokalen Bezug zu Mitterrands Besuch mit der großen europäischen Symbolik von Verdun. Eine zusätzliche Informationstafel vor dem Rathaus erläutert die historischen Zusammenhänge für Besucherinnen und Besucher.
Abschließend hob Bürgermeister Reichl hervor, dass dieser Stein nicht nur ein Denkmal, sondern ein lebendiges Zeichen sei: „Vielleicht ist dies heute der erste Schritt für mehr – für Gespräche, Begegnungen und gemeinsames Erinnern.“
Auch Konrad Adenauer, Enkel des ersten Bundeskanzlers und selbst engagierter Europäer, ließ ein Grußwort übermitteln, das krankheitsbedingt von Philipp Lerch von der Konrad-Adenauer-Stiftung vorgetragen wurde. Darin würdigte Adenauer die Bedeutung dieser Initiative für die europäische Erinnerungskultur:
„Möge der kunstvoll gefasste Pflasterstein vom Vorhof des Gebeinhauses von Douaumont ein mahnender Gedenkstein sein, der auch geschichtsvergessene Zeiten überdauert und uns immerfort an das große wertvolle Geschenk der deutsch-französischen Freundschaft und der Verständigung in Europa erinnert.“
Die Stadt Rudolstadt dankte allen Beteiligten, insbesondere Olivier Gérard für seine Initiative und seinen persönlichen Einsatz, sowie der Stiftung des Gebeinhauses von Douaumont und ihrem Präsidenten Monsignore Gusching, Bischof von Verdun, für die Übergabe dieses außergewöhnlichen Friedenssymbols.
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