Jörg Reichl (Bürgermeister & Aufsichtsratsvorsitzender), Mathias Moersch (Verwaltungsdirektor), Steffen Mensching (Intendant), Michael Kliefert (Chefdramaturg) und Oliver Weder (Generalmusikdirektor) zur Spielzeitvorstellung im Schminkkasten. Foto: Michael Wirkner

Eine Saison der Ortswechsel und Jubiläen am Theater Rudolstadt

Eröffnung der neuen Spielzeit mit Tag der offenen Tür, Festakt und Karlos-Premiere

Nach einem halben Jahr Verspätung soll das neu errichte Zuschauerhaus nun zum Auftakt der Spielzeit 2025/26 offiziell eröffnet werden. Gleichzeitig benennt sich das Theater Rudolstadt in Schiller-Theater Rudolstadt um. Für das Publikum und alle Interessierten beginnt die Saison am 6. September mit dem Tag der offenen Tür. Es folgt ein Festakt tags darauf und die große Don-Karlos-Premiere am 13. September, wie Intendant Steffen Mensching bei der Pressekonferenz am vergangenen Dienstag (27. Mai) bekanntgab. Unter dem Schiller-Wort „Freudigmutig“ versammeln sich insgesamt 22 Premieren sowie zahlreiche Konzerte für Groß und Klein. Höhepunkte sind eine Inszenierung zum Thomas-Mann-Jahr, aber auch die neue Koproduktion von Orchester und Schauspiel zum Jubiläum des Komponisten Traugott Maximilian Eberwein samt großem Festkonzert. Gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der Kooperationsschulen des Theaters kommt eine szenische Lesung von „Die Welle“ auf die Bühne. Die Saison 2025/26 ist außerdem von Spielortwechseln gekennzeichnet: Nicht nur steht der Umzug ins Große Haus an, auch die Schlosskonzerte und das Sommertheater ziehen aufgrund von Bauarbeiten an andere Orte. Selbst das Kinder- und Jugendtheater wandert verstärkt durch die Klassenzimmer der Region.

Der Tag der offenen Tür noch vor dem offiziellen Festakt ist eine Geste des Danks. „Wir geben das Große Haus zuerst unserem treuen Publikum zurück und damit den Menschen, die es seit Beginn der Bauzeit 2017 am meisten vermisst haben“, erläutert Steffen Mensching die bewusste Entscheidung. Anstelle des sonst üblichen Theaterfestes ist das Publikum zum Auftakt der Spielzeit willkommen, das neue Haus am 6. September zwischen 10 und 17 Uhr zu erkunden und hinter die Kulissen zu blicken.

Vor geladenen Gästen wird am 7. September, dem symbolträchtigen Tag der ersten Begegnung von Schiller und Goethe in Rudolstadt vor genau 237 Jahren, der Festakt unter Beteiligung des Schauspielensembles, der Thüringer Symphonikern und anderen Mitarbeitern des Theaters gefeiert. Weitere Begleitveranstaltungen zur Umbenennung in Schiller-Theater Rudolstadt komplettieren das Programm im Laufe der Saison.

Die erste von fünf Schauspiel-Premieren im Großen Haus ist am 13. September Friedrich Schillers „Don Karlos“. Es ist das erste Schauspiel des Namenspatrons der Stadt, das in Rudolstadt bereits 1794 gezeigt wurde. Das vielschichtige Stück changiert zwischen Kabalen, Freundschafts- und Familientragödie, politischem Kriminalfall und historischem Ideendrama. In der Regie von Henriette Hörnigk, in dem Bühnenbild und den Kostümen von Henrike Engel kann das Publikum einen Großteil des Schauspielensembles erleben. Kooperationspartner ist das Thüringer Folkloretanzensemble. Zwei Wochen später folgt mit „Dieses Stück geht schief“ (27.9.2025) der programmatische Kontrapunkt. Hier läuft einfach alles daneben – die Schauspieltruppe will ihren Krimi „Mord auf Schloss Haversham“ aufführen, doch dann klemmt die Technik, Requisiten fehlen, Schauspieler verschwinden … Kaum eine Komödie war in den letzten Jahren erfolgreicher als dieses Stück in bester Boulevard-Tradition.

Im Jahr 2025 wird dem Schriftsteller Thomas Mann anlässlich seines 150. Geburtstages gedacht. Seine große Familiensaga „Buddenbrooks“ (22.11.2025) erzählt von einer in Umbrüchen und komplexen Zwängen befindlichen Gesellschaft. „Wie kann man dem Verfall von alten und destruktiven Strukturen etwas lebenswertes Neues entgegensetzen?“, begründet Chefdramaturg Michael Kliefert die Stückauswahl.

Ins Jahr 2026 startet das Theater Rudolstadt mit Caldéron de la Barcas Schauspiel „Das Leben ein Traum“ (31.01.2026). Das Drama kam in Rudolstadt 1820 am damaligen Komödienhaus erstmals mit der Schauspielmusik von Traugott Maximilian Eberwein (1775–1831) auf die Bühne. Aus Anlass des 250. Geburtstages des Rudolstädter Komponisten, der in Kontakt mit Größen wie Beethoven, Haydn und Goethe stand, wird seine Musik Teil einer opulenten, spartenübergreifenden Inszenierung sein, atmosphärisch ergänzt durch Kompositionen, die durch Studierende der Filmhochschule „Konrad Wolf“ Babelsberg entstehen.

„Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“ (04.04.2026) ist eine aberwitzige Geschichte von Joachim Meyerhoff, die von der Leidenschaft und dem Durchhaltevermögen für einen risikoreichen Beruf voller Überraschungen erzählt, dem Schauspieler-Beruf.

Als Sommertheater erwartet das Publikum mit „Der Narr des Königs“ (05.06.2026) eine britische Komödie mit Musik nach dem Film von Danny Kaye „The Court Jester“. Diese hinreißende Parodie auf die großen Abenteuergeschichten der Räuber- und Ritterromantik ist fast ein kleines Musical. Für Regie und Ausstattung konnten das bewährte Team mit Philippe Besson und Henrike Engel gewonnen werden, das zusammen schon „Das Geheimnis der drei Tenöre“ oder „Eine Mittsommernachts-Sex-Komödie“ auf die Sommertheaterbühne zauberte.

Eine besondere Freude für alle Opernfans dürfte die Rückkehr des Musiktheaters ins Große Haus sein. Mozarts Geniestreich „Idomeneo“ (18.10.2025) ist in Kooperation mit dem Theater Nordhausen die erste Oper, die seit Beginn des Umbaus vor acht Jahren wieder in kompletter Ausstattung gezeigt werden kann. Ebenfalls erstmals wieder mit Live-Orchester-Begleitung gibt es ein klassisches Ballett. „Giselle“ (10.01.2026), choreografiert vom Nordhäuser Ballettdirektor Ivan Alboresi mit Musik von Adolphe Adam, ist eine große tragische Liebesgeschichte. Albert Lortzings beliebte Spieloper „Der Waffenschmied“ (21.2.2026) entsteht in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig. Auch auf ein großes Musical darf sich das Publikum freuen: „Gefährliche Liebschaften“ (18.04.206), ein verführerisches Macht- und Intrigenspiel am Vorabend der Französischen Revolution, kommt in Kooperation mit dem Theater Nordhausen auf die Große Bühne.

Erhalten bleibt dem Theater Rudolstadt die Spielstätte „Theater im Stadthaus“, nicht nur als Aufführungs-, sondern auch als Proben-Raum. Hier feiert eine vierteilige Ballettproduktion des Landestheaters Eisenach seine Rudolstadt-Premiere. In „Next Generation“ (26.11.205) zeigen vier unterschiedliche Choreografinnen und Choreografen einen ebenso unterschiedlichen Blick – auf das Leben, Schicksal oder die Flüchtigkeit der Zeit.

Das Kinder- und Jugendtheater nutzt ebenfalls weiterhin das Theater im Stadthaus, so u. a. für die große Märchenpremiere am 9. November. „Die Schneekönigin“ von Robin Telfer nach Hans Christian Andersen. Insgesamt 53 Aufführungen wird das Weihnachtsmärchen für Kinder ab fünf Jahren in Rudolstadt, Saalfeld und Nordhausen bzw. Sondershausen erleben. In der kommenden Saison ist das Theater Rudolstadt wieder verstärkt an den Schulen unterwegs. In die Schulen der Region gehen das Klassenzimmerstück von Eva Rottmann „Die Eisbärin“ (ab Frühjahr 2026) zum Thema Mobbing, das Gemeinschaftsprojekt mit dem Fridericianum Rudolstadt und dem Saalfelder Heinrich-Böll-Gymnasium „Die Welle“ (Januar 2026) nach dem Roman von Morton Rhue über die Gefahr totalitärer Gesellschaften und als Gastspiel des Landestheaters Eisenach das Klassenzimmerstück „Pro An(n)a“ (26.02.2026, ab 14 Jahren) von Marzena Ryłko zum Thema Essstörungen unter Jugendlichen. Weitere Angebote für Kinder kommen von den Thüringer Symphonikern: Neben dem traditionellen Theaterkonzert in Kooperation mit den beiden Puppenspielern Susanne Olbrich (TheaterFusion Berlin) und Peter Lutz – in diesem Jahr Smetanas „Die Moldau“ – gibt es gleich drei unterschiedliche Familienkonzerte. Sowohl beim Weihnachtskonzert „Der geheimnisvolle Schneemann“ (ab 05.12.2025) voller musikalischen Wintermärchen, beim Faschingskonzert „Auf den Sieben Weltmeeren“ (15.02.2026) für große und kleine Jecken als auch mit dem Osterkonzert „Die Zauberflöte“ (04.06.2026) kommen Familien mit Kindern ab sieben Jahren auf ihre Kosten.

Auch auf den kleinen Bühnen ist viel los. Im Großen Haus wird für die „Schwipslieder“ (10.10.2025) auch das Foyer zum Aufführungsort. Im Schminkkasten geben sich in „Der Kredit“ (29.11.2025) ein Kreditsuchender und ein Finanzangestellter ein turbulent-pointiertes Psycho-Duell über Abhängigkeiten, Leidenschaften und Ängste, die unter der Oberfläche des Alltags lauern. „Der Videobeweis“ (17.01.2026), eine Komödie von Sébastien Thiéry, spürt auf absurde Weise dem rasanten Vertrauensverlust unter Menschen in medial gesteuerten Zeiten nach. Der Krimi „Makellos“ (27.03.2026), eine Deutsche Erstaufführung von Gary Duggan, ist mitreißende erotische Dreiecksgeschichte und ein erschütternder Kriminalfall zugleich.

Eine Konzertsaison, die sich zwischen zwei Welten bewegt, versprach Generalmusikdirektor Oliver Weder. Auf der einen Seite Werke wie die deftig-sinnlichen „Carmen-Suiten“ oder Gershwins laszive „Rhapsodie in Blue“, auf der anderen feinere geistigere Gefilde und Bedeutungsebenen mit Rachmaninows geheimnisvollen Szenen mit Meer und Möwen oder Eberweins „Gesang der Engel an den Sterbenden“. Der sanierungsbedingte Umzug der Rudolstädter Schlosskonzerte in den festlichen Löwensaal ist Wehmutstropfen und Chance zugleich. Auch wenn die Oper ins Große Haus zurückkehrt, bleiben die Sinfonischen Konzerte im Meininger Hof Saalfeld, wie Oliver Weder bekräftigte. „Hier finden wir die akustischen Bedingungen, die für unsere anspruchsvollen Programme und das nach immer höherer Qualität strebende Orchester angemessen sind.“ Höhepunkte des Orchesterprogramms sind neben der Zusammenarbeit mit Schauspielensemble das Festkonzert anlässlich des 250. Geburtstages von Traugott Maximilian Eberwein und das Silvesterkonzert, eine große Musical-Gala unter dem Titel „Tonight? Tonight!“, zu der die gefeierte dänische Musicalsängerin Andrea Lykke Oehlenschlæger erneut gewonnen werden konnte.

In der Spielzeit 2023/24 konnte das Publikum am Theater Rudolstadt 456 Vorstellungen erleben, das sind rund 20 mehr als in der Spielzeit 2022/23. Zu diesen kamen rund 79.000 Besucherinnen und Besucher. Das ist ein Plus von über 10.000 Zuschauerinnen und Zuschauern im Vergleich zur zurückliegenden Saison. Dementsprechend ging das Einspielergebnis für das Jahr 2024 ebenfalls deutlich nach oben. Es lag bei insgesamt rund 1.000.000 Euroim Vergleich zu rund 900.000 Euro im Jahr 2023. Das alles gab Verwaltungsdirektor Mathias Moersch bekannt.

Seit Januar 2025 gilt für alle Thüringer Theater und Orchester eine neue Finanzierungsvereinbarung zwischen den wirtschaftlichen Trägern und dem Freistaat Thüringen. Mit dieser Finanzierungsvereinbarung besteht Planungssicherheit bis zum Jahr 2030.

Auf der Theaterbaustelle sind die letzten technischen Arbeiten im Gange. Die Brand-, Sicherheits-, Heizungs- und Theatertechnik werden installiert und in Betrieb genommen. Dies erfolgt, während die Kolleginnen und Kollegen des Theaters neben ihren eigentlichen Aufgaben die theatertechnischen Anlagen aufbauen. Die gegenwärtige Phase erfordert eine tägliche Abstimmung aller Planerteams mit der Geschäftsführung und weiteren Fachleuten des Theaters.