Die Tafel am Haus Kirchgasse 13 erinnert an den bedeutenden Juristen und Anwalt, der im frühen 18. Jahrhundert als zentrale Figur des sogenannten „Bulisius’schen Landstreits“ für die Rechte der Untertanen im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt kämpfte. Foto: Thomas Melior

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„Mit der heutigen Enthüllung der Gedenktafel zu Ehren von Johann Georg Bulisius würdigen wir eine bedeutende Persönlichkeit unserer Stadtgeschichte“, erklärte Bürgermeister Jörg Reichl Foto: Thomas Melior

Frank Esche hat Archive durchstöbert, Schriften studiert und mit großem Engagement dafür gesorgt, dass die Geschichte Bulisius’ nicht in Vergessenheit gerät. Foto: Thomas Melior

Gedenktafel für Johann Georg Bulisius enthüllt

Ein Pionier des zivilen Widerstands erhält späte Würdigung

Im Rahmen des Tags der Städtebauförderung wurde am vergangenen Samstag in Rudolstadt eine Gedenktafel zu Ehren von Johann Georg Bulisius (1672–1747) feierlich enthüllt. Die Tafel am Haus Kirchgasse 13 erinnert an den bedeutenden Juristen und Anwalt, der im frühen 18. Jahrhundert als zentrale Figur des sogenannten „Bulisius’schen Landstreits“ für die Rechte der Untertanen im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt kämpfte.

„Mit der heutigen Enthüllung der Gedenktafel zu Ehren von Johann Georg Bulisius würdigen wir eine bedeutende Persönlichkeit unserer Stadtgeschichte“, erklärte Bürgermeister Jörg Reichl in seiner Begrüßung. „Das Gebäude, das sich im Besitz der Familie Post befindet, wurde bereits 2001/2002 mit großem Engagement saniert und durch Städtebaufördermittel unterstützt. Umso schöner ist es, dass mit dieser Tafel nun auch ein wichtiges Kapitel Rudolstädter Geschichte sichtbar gemacht wird.“

Johann Georg Bulisius war zwischen 1716 und 1731 die zentrale Figur im Widerstand gegen die fürstliche Willkür. Als Anwalt der schwarzburgischen Untertanen brachte er deren Klagen bis vor die höchsten Reichsgerichte in Wetzlar und Wien – ein beispielloser Akt bürgerlicher Selbstbehauptung unter den Bedingungen des Absolutismus. Sein Eintreten für Mitbestimmung, Rechtsstaatlichkeit und soziale Gerechtigkeit gilt heute als früher Ausdruck demokratischer Bestrebungen, lange bevor der Begriff Demokratie in deutschen Landen überhaupt geläufig war. Mit juristischem Geschick, unermüdlichem Einsatz und der Forderung nach einer „Bauern-Land-Standschaft“ als Vertretung des Volkes schrieb Bulisius Rechtsgeschichte. Der von ihm angeführte zivile Widerstand scheiterte zwar 1731, blieb aber nicht folgenlos und beeinflusste die politische Entwicklung des Fürstentums nachhaltig.

Mit der neuen Plakette, gestaltet vom Rudolstädter Stadt-Gestalter Alexander Bernhardt in Anlehnung an klassische Emaille-Schilder, führt die Stadt ihr Vorhaben fort, prägende Persönlichkeiten einheitlich sichtbar zu würdigen. Nach der ersten Tafel für Rudolf Herzer in der Saalgasse 6 ist dies nun die zweite ihrer Art.

Ein besonderer Dank galt Frank Esche, der mit seiner Initiative im Juli 2023 den Anstoß für dieses Projekt gab: „Er hat Archive durchstöbert, Schriften studiert und mit großem Engagement dafür gesorgt, dass die Geschichte Bulisius’ nicht in Vergessenheit gerät“, betonte Bürgermeister Reichl.

Die Enthüllung der Tafel markiert einen weiteren Baustein in der stadthistorischen Erinnerungsarbeit Rudolstadts. Sie ist Mahnung und Anerkennung zugleich – für einen Mann, der sich mit Mut, Wissen und Haltung gegen die Obrigkeit stellte und damit seiner Zeit weit voraus war.