RUTH – Der deutsche Weltmusikpreis wird seit 2002 jährlich am ersten Juliwochenende während des Rudolstadt-Festivals vergeben. Seit dem Jahr 2020 entscheidet das zehnköpfige Organisationsteam des Festivals über diese mit insgesamt 5.000 Euro dotierte Auszeichnung.
In diesem Jahr wird sie zweimal verliehen: An den aus Burkina Faso stammenden und in Dresden lebenden Musiker Ezékiel Wendtoin Nikiema, alias Ezé und an die Tanzmeistern Sigrid Doberenz – sie wird für ihr Lebenswerk mit der Ehren RUTH ausgezeichnet.
Ezé - zur Begründung:
„‚Meine Liebe zu diesem Land ist eine bewusste Entscheidung, ein Signal an alle Menschen, die mich nicht willkommen heißen wollen. Dieses Land gehört auch mir!‘ Nein, unterkriegen lässt sich Ezé nicht, obwohl er schon kurz nach seiner Ankunft in Dresden von einem Pegida-Anhänger aus der Straßenbahn geworfen wurde. Das Erlebnis hat zu seinem Schwarzsein beigetragen, zur bewussten Wahrnehmung seiner Hautfarbe als eine politische Dimension. Was ihn ungemein angestachelt hat, das Thema in seinen Liedern aufzugreifen und sich einzumischen: gegen Rassismus und Rechtsruck. Ezé singt über Flucht und Migration, die Klimakrise, über Männlichkeit und Verletzlichkeit – überwiegend auf Deutsch, gelegentlich auf Französisch oder in seiner Heimatsprache Mòoré. Pointiert und humorvoll, aber immer so, dass an seiner Haltung keine Zweifel aufkommen, feiert er seinen Migrationsvordergrund sowie seine Individualität. ‚Auch ich bin Deutsch, auf meine Weise‘, sagt Ezé. Und das ist sehr, sehr gut so, denn mit seiner Humanität und als sozial, kulturell und politisch aktiver Mensch ist er ein großer Gewinn für dieses Land. Dem wir deswegen dankbar die RUTH 2025 verleihen.“
Sigrid Doberenz – zur Begründung:
„Was über die Anfänge des Mitmachtanzes in der DDR oft kolportiert wird, dass nämlich die Besucher dem aktiven Tanzen gegenüber voreingenommen waren und gehemmt, selbst zu tanzen, galt ganz sicher nicht für Sigrid Doberenz: Die Leipzigerin war ein Energiebündel und hatte keinerlei Scheu, sich zu bewegen. Und auch nicht, auf Besucher von Tanzveranstaltungen und Kursen zuzugehen und sie zum Mittanzen zu animieren – egal ob groß oder klein, jung oder alt oder von einer Behinderung geplagt. Nur in einem war sie streng: Simples Herumhopsen war nicht, das ganze sollte bitteschön Hand und Fuß haben. Das technische, methodische und tanzkundliche Wissen und Können, dass sie sich selbst in einer Ausbildung zur Tanzmeisterin angeeignet hatte, prägte auch ihre Vermittlung von Volkstänzen: Essentiell waren die Ästhetik, der Charakter und das Verhalten im Tanz. Das floss in ihre Workshops ebenso ein wie in die drei Tanzbücher (Das Taubenhaus 1996, Der Gänsereigen 2000, Der Froschkanon 2008) sowie einen Volkstanzkurs auf DVD (Das Federbett 2003), die sie veröffentlicht hat. Volkstanz zum Mitmachen in der DDR, das war ein Phänomen und ist noch heute eine Klasse für sich. Oft kopiert und nie erreicht. Sigrid Doberenz hatte daran einen ganz entscheidenden Anteil. Dafür hat sie sich die Ehren-RUTH 2025 mehr als verdient.“