Vor den Toren der Stadt, am ehrwürdigen Denkmal des Rudolstädter Senioren Convent (RSC) im Heinrich-Heine-Park, wird für eine Woche ein Zeltlager errichtet, in dem sich ein "furchtbarer Haufen" zusammenrottet. Vor gut 70 Jahren kamen dort regelmäßig junge Männer zum Gedenken ihrer im 1. Weltkrieg gefallenen Kameraden zusammen. Heute jedoch scheint der Ort seine historische Dimension und damit seine Bedeutung verloren zu haben. Und wie steht es um die Aktualität von Schillers Texten?
Wie bei den Männern in "Wallensteins Lager" spielen sich, einer fiebrigen Energiekurve gleich, innerhalb von Gruppen wiederkehrende Konflikte und Dynamiken ab: die Aufnahme und Ausgrenzung von Neuen; die Diskrepanz zwischen den verschiedenen Sozial- und Bildungsschichten; der erzwungene Tauschhandel mit Marken & Klamotten sowie Selbstjustiz und Hierarchiebildung. Leidenschaftlich wird für die gemeinsame Sache eingestanden, die durchaus auch Leiden bei denen schafft, die sich dem Kollektiv nicht unterordnen. Doch wie sieht so eine Gemeinschaftsbildung für Jugendliche 2010 aus?
Nicht nur Schillers großer Feldherr Wallenstein bleibt in Rudolstadt abwesend, sondern unter den Männerhaufen haben sich auch mehr Mädchen als Jungen gemischt: Ca. 40 Jugendliche aus dem Gymnasium "Fridericianum" (Projektleitung: Kerstin Heinecke), der Regelschule "Friedrich Schiller" (Projektleitung: Silke Bernhardt) und einer gemischten Gruppe "3extra" verschiedener Jugendeinrichtungen (Projektleitung: Fridolin Zaugg und Stefan Kreißig) werden nach einer separaten Vorbereitungsphase im gemeinsamen Lager zusammenkommen. Pädagogisch als auch logistisch wird dieses Projekt dabei von den "saalgärten" (Projektleitung: Claudia Henniger) unterstützt.
Die spezifische Architektur des Denkmals wird dabei in die Aufführung integriert und künstlerisch gestaltet von der Kunstwerkstatt Rudolstadt (Projektleitung: Johanna Fischer). Am historischen Ort sollen von den Jugendlichen szenische Bilder und Vorgänge gefunden werden, die die Differenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart nicht glätten, sondern ganz im Schillerschen Sinne nutzen, um Klarheit über die Mechanismen vom gegenwärtigen Zusammenleben in unserer Gesellschaft zu gewinnen. Schillers Dramentext wird so zum gegenwärtigen Deutungs- und Erfahrungsraum.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.leidenschaften2010.rudolstadt.de