Traditionell steht die Stadt Rudolstadt am Tag der Deutschen Einheit im Zeichen des vom Stadtring organisierten Herbstmarktes. Genauso traditionell begehen die Städte Rudolstadt und Bayreuth am 3. Oktober die seit 1990 bestehende Städtepartnerschaft gemeinsam.
Eingeladen hatte Bürgermeister Jörg Reichl wieder eine Bayreuther Delegation, die vom Dritten Bayreuther Bürgermeister Stefan Schuh geleitet wurde. Veranstaltungsreferent Frank Grünert hatte das Programm für die Bayreuther Gäste als Partnerschaftsbeauftragter zusammengestellt. Er selbst war schon mit dem theater-spiel-laden vor 33 Jahren in Bayreuth aufgetreten und gehört damit zu den Pionieren der Städtepartnerschaft.
Der Vormittag begann für die Bayreuther Gäste und die Mitglieder des Rudolstädter Städtepartnerschaftsbeirats mit einem „Kracher“. Volker Kurze, der Direktor des Amtsgerichts Rudolstadt, machte eine Kuratorenführung durch die 2019 generalsanierte Einrichtung. „Die Sanierung ist rundum gelungen“, so seine Botschaft. Und das bewies er beim Rundgang durch das Jugendstilgebäude mit seinen vielen Besonderheiten. Der Jugendstil – in Form von Reliefs, Deckenmosaiken, Treppengeländern oder Jugendstillampe ist in den öffentlichen Räumen umfassend erhalten oder wiederhergestellt. Zugleich sind die technischen Voraussetzungen in den Büroräumen schon ideal für Anforderungen der Digitalisierung gegeben. Kurze beeindruckte die Gäste mit einer Vielzahl historischer Bezüge in dem ehemaligen Landgerichtsgebäude. Spannend erzählte er dabei nicht nur die Geschichte des Rudolstädter Duells von Hans Fallada. Besonders macht er auf die einmalige Bedeutung des Schöffensaals aufmerksam: In diesem Saal hatte der Rudolstädter Fürst Günter Victor am 23. November 2018 seine Abdankung erklären lassen – als letzter Fürst im Deutschen Reich.
Ein weiterer Höhepunkt des Partnerschaftstreffens war die prall gefüllte Ausstellungseröffnung der Oberfränkischen Malertage – der ersten derartigen Veranstaltung außerhalb Oberfrankens. Ende August waren sieben oberfränkische Künstlerinnen und Künstler mehrere Tage in der Kunstwerkstatt Rudolstadt zu Gast, um die Schillerstadt kennen zu lernen und künstlerisch darzustellen. Dabei fingen sie an ausgewählten Orten und Plätzen Blicke und Ansichten ein. „Wir haben das heutige Rudolstadt so dokumentiert, wie wir es kennen gelernt haben“, schwärmte Initiatorin Christel Gollner. Die Bayreuther Künstlerin hat die Malertage 1998 ins Leben gerufen. Nachdem diese jedes Jahr in einer anderen fränkischen Stadt stattgefunden haben, wollte man nun – nach 25 Jahren – auch über die Ländergrenzen hinweg tätig werden. Dafür bot sich Rudolstadt in besonderer Weise an: Christel Gollner und ihren Mann, Altstadtrat Gerhard Gollner, verbindet schon seit den Anfängen der Städtepartnerschaft eine enge Freundschaft mit Rudolstadt. Sie gehören zu den „Gründungseltern“ der Partnerschaft, ebenso wie der Rudolstädter Stadtratsvorsitzende Herbert Wirkner und der Rudolstädter Altbürgermeister Dr. Hartmut Franz. Als Vertreter des Theaterfördervereins begrüßte Dr. Franz die Gäste der Ausstellung, die musikalisch von Lena Breternitz und Johannes Geißler umrahmt wurde.
Am Nachmittag eröffneten Bürgermeister Jörg Reichl und Stefan Schuh auf der Bühne am Marktplatz offiziell den Herbstmarkt mit Blick auf die Geschichte und die enge Freundschaft der beiden Städte – ehe der inzwischen auch schon traditionelle Auftritt der Faschingsgesellschaft Bayreuther Mohrenwäscher für viele gut gelaunte Zuschauer sorgte.
Den Tag der Deutschen Einheit genossen in diesem Jahr auch weitere Bayreuther Gäste in Rudolstadt – Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Bayreuth ganz in Zivil. Sie wurden im Rahmen der kulturellen Feiertagsangebote mit einer Erlebnisführung durch die prunkvollen Festsäle im Schloss Heidecksburg überrascht, bei der Paul Blender als Hofpage aus dem Nähkästchen ehemaliger Grafen und Fürsten plauderte.
Zum Ausklang der Partnerschaftsbegegnung stand das Weinbergfest auf dem Programm. Dort zeichnete Astrid von Killisch-Horn von „Rudolstadt blüht auf“ die Person mit der Ehrenmitgliedschaft des Vereins aus, die ursprünglich die Idee vom Weinberg auf den Weg gebracht hatte: Marina Lindig.