Gestern wurde ein neues Kapitel in der über hundertjährigen Geschichte von Siemens in Rudolstadt aufgeschlagen. Mit dem feierlichen Baubeginn der Standorterweiterung des Siemens-Werks und dem Versenken einer Zeitkapsel mit einer Tageszeitung wurde ein weiterer Meilenstein gesetzt. Dazu waren auch Landrat Marko Wolfram und Bürgermeister Jörg Reichl eingeladen.
Die mit der Stadt tief verwurzelte Geschichte begann 1919, als Otto Kiesewetter und Alfred Ungelenk ihre Röntgenröhren-Firma in der Strumpfgasse gründeten. 1923 zog das Unternehmen in den heutigen Standort Cumbach. 1925 wurde das Werk von Siemens übernommen, wodurch bahnbrechende Entwicklungen, wie die Siemens-Pantix-Röhre, ihren Ursprung fanden.
Bürgermeister Jörg Reichl äußerte sich optimistisch zur aktuellen Entwicklung: „Diese Erweiterung ist nicht nur ein Zeugnis für die Beständigkeit der Partnerschaft zwischen Siemens und Rudolstadt, sondern auch ein klares Signal für die positive Entwicklung und Zukunftsperspektive in unserer Stadt.“
Siemens Healthineers hat vor, seine Medizintechnikfertigung in Rudolstadt auszubauen. In der neuen 2100 Quadratmeter großen Produktionsstätte werden Elektronenbeschleuniger und Komponenten für Computertomographie-Systeme produziert. Möglich macht dies der Zusammenschluss mit Varian Medical Systems, seit 2021 ein Unternehmen von Siemens Healthineers. Die Elektronenbeschleuniger werden bald als Strahlquellen in Krebstherapie-Systemen von Varian auf der ganzen Welt zum Einsatz kommen. Das neue Gebäude soll CO2-neutral gebaut und möglichst nachhaltig betrieben werden. Die Fertigstellung ist für Anfang 2024 vorgesehen.
Peter Schardt, Manager des Standortes, betonte: „Der Ausbau in Rudolstadt ist ein starkes Bekenntnis für den Standort und die gesamte Region. Wir wollen hier wachsen, Arbeitsplätze schaffen und weiter ein attraktiver Arbeitgeber bleiben.“ Um die steigende Nachfrage nach Strahlentherapiegeräten von Varian bedienen zu können, benötigt das Unternehmen neben Palo Alto in den USA einen zweiten Fertigungsstandort für Kernkomponenten ihrer Strahlentherapiegeräte. In Rudolstadt verfüge Siemens Healthineers über das nötige Know-how.
Das Rudolstädter Werk hat sich im Laufe der Jahre stetig weiterentwickelt. Von der Produktion von Vakuumkomponenten und Röntgenröhren bis hin zu Elektronen-Linearbeschleuniger-Systemen für die zerstörungsfreie Materialprüfung und sicherheitstechnische Durchleuchtung.
Mit einer Investition von 25 Millionen Euro und der Schaffung von 50 neuen Arbeitsplätzen in den nächsten fünf Jahren bekräftigt Siemens sein Engagement für den Standort und für Thüringen.