Unterlagen der Altstädter Vereinigung an Stadtarchiv übergeben
Die Altstädter Vereinigung war einer der größten Vereine Anfang des 20. Jahrhunderts in Rudolstadt. Als Vergnügungs- oder Kirmesverein organisierte er seit 1889 alljährlich eine städtische Kirmes auf dem heutigen Gelände des ehemaligen Schlachthofes sowie einen gut besuchten Festumzug. Auch Wanderungen, Ausflüge und Spritztouren mit dem Automobil waren im Angebot. In der Satzung des Altstädter Vereins von 1932 heißt es: „Die Altstädter Vereinigung bezweckt unter ihren Mitgliedern Hebung gesellschaftlichen Verkehrs, Pflege althergebrachter Sitten der Altstadt, sowie Wahrnehmung berechtigter Interessen.“ Einer ihrer Gründungsmitglieder war der 1871 geborene Albert Dietzel. Er war der Kassierer des Vereins bis zu seiner Auflösung nach dem 2. Weltkrieg. Er war es, der einige Unterlagen des Vereins retten konnte. Bis heute blieben die Unterlagen in Familienbesitz.
Dietzels Enkelin Ursula Liebold hat nun dem Stadtarchiv der Stadt Rudolstadt diese für die Stadtgeschichte wichtigen Dokumente übergeben. Dabei handelt es sich neben Briefen und der Vereinssatzung auch um ein Fotoalbum der Vereinsmitglieder. Der Zeit geschuldet waren alle Mitglieder Männer. Doch zu den Umzügen und der Kirmes waren auch die Frauen und Kinder fest eingespannt. In einem Zeitungsausschnitt von 1930 heißt es: „Der alljährlich wiederkehrende historische Festzug der Altstädter hat auch diesmal eine ungeheure Menschenmenge angelockt. […] Dann wurden viele Festwagen mitgeführt, die alle symbolisch die alte Zeit mit ihren primitiven Haus- und Landwirtschaftsgeräten darstellten. […] Nach dem Festzuge, der eine Stunde dauerte, wurde auf dem Festplatz gelandet, wo mehrere Schaubuden und Bierzelte, bequem eingerichtet, Karussells und Speißehallen einen guten Eindruck hinterließen.“ Ursula Liebold erinnert sich an eine schöne Kindheit. „Für uns Kinder war die Altstädter Kirmes immer eine große Freude. Neben dem Vogelschießen der Höhepunkt des Jahres. Unsere ganze Familie hat sich verkleidet. Dann sind wir zum Festumzug mit dem Biedermeierwagen losgezogen und hatten unheimlich viel Spaß daran.“
Bürgermeister Jörg Reichl ist froh und dankbar, dass Frau Liebold die Unterlagen dem Stadtarchiv übergeben hat. „Es ist jedes Mal erstaunlich in der Geschichte der Stadt mit all ihren Facetten zurückzublicken. Immer wieder gibt es etwas Neues zu erfahren. Unser Archiv wird die Erinnerung an die Altstädter Vereinigung bewahren und aufrecht halten“, so das Stadtoberhaupt.
Michael Wirkner
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit