Wir nehmen Abschied von Matthias Biskupek.

Wir nehmen Abschied von Matthias Biskupek. Foto: Anke Jacob

Matthias Biskupek verlässt die Bühne des Lebens

Bedeutender Rudolstädter Autor erliegt schwerer Krankheit

Bedeutender Rudolstädter Autor erliegt schwerer Krankheit
 

Am 11. April 2021 ist der Rudolstädter Autor Matthias Biskupek im Alter von 70 Jahren nach einer schweren Erkrankung verstorben. Die Vielseitigkeit von Matthias Biskupek ist erstaunlich. Er war Journalist, Feuilletonist, Kabarettist und Buchautor, hat Filmtreatments, ein Libretto und Features für den Hörfunk geschrieben und gehört zu den Autoren, die man nicht nur gelesen haben sollte, sondern auch gelesen haben will. Seine Texte sind ebenso unterhaltsam wie erhellend in Bezug auf den Zustand der Gegenwart und öffnen uns die Augen, obwohl der Blick durch Lachtränen auch gern mal wieder verschleiert wird. Aber Matthias Biskupek war nicht nur ein vielseitiger, sondern auch ein äußerst fleißiger und unermüdlicher Autor. 40 Bücher hat Biskupek veröffentlicht, die mal Humoreske, mal Erzählung, mal Generationsgeschichte waren. Sein letztes Buch ist ganz lokalgeschichtlich. Im ersten Band der „Rudolstädter Schriften“ geht er dem literarischen Rudolstadt auf den Grund. Er beschreibt Schriftsteller, für die Rudolstadt oder die für Rudolstadt eine entscheidende Rolle spielen und gespielt haben. So wie er als aktuell bekanntester Rudolstädter Autor eine entscheidende Rolle eingenommen hat. Biskupek war nicht nur nach Außen ein guter Exporteur und Werbeträger der Stadt bei zahlreichen Lesungen im Bundesgebiet und über Bundesgrenzen hinaus, als Vorsitzender im Thüringer Schriftstellerverband oder als Vorstandsmitglied der deutschen Schriftstellervereinigung PEN, sondern auch innerhalb der Stadt. Beliebt waren seine Anekdoten bei Stadtspaziergängen oder Rundgängen durch das Rudolstädter Schillerhaus. Als „Aktivist“ für das Rudolstädter Theater und sein Orchester war Biskupek eine der führenden Personen, die im später gegründeten Förderverein des Theaters, indem er selbst Vorsitzender war, für den Erhalt und eine bessere Bezahlung der Angestellten und bessere Landesförderanteile zur Finanzierung gekämpft hat. Sein in Arbeit befindliches Buch über die Theater-Chansonette Ursula Amberger bleibt unvollendet.

Matthias Biskupek war Wahl-Rudolstädter. Geboren ist er 1950 in Chemnitz, das damals noch nicht Karl-Marx-Stadt hieß, wie er selbst gerne betonte. Dennoch ist das Leben in der DDR einer seiner Schwerpunkte seines Literatur-Schaffens. Dass er in Rudolstadt politische wie kulturelle Entscheidungen immer auch kritisch begleitete, zeigt, wie sehr er sein Herz der Saalestadt und ihren Einwohnern schenkte. Hier fand er Erdung und Ruhe zum Arbeiten und seinen Lebensmittelpunkt. Wenn es Biskupek zu ruhig wurde und das Leben von einer anderen Seite betrachten, anderes erleben, mehr Menschen um sich haben wollte, zog es ihn in seine Zweitwohnung nach Berlin. Dort, in der Kolmarer Straße im Ortsteil Prenzlauer Berg, fand er eine andere Form von Energie, die ihm weitere Seiten seines facettenreichen schriftstellerischen Könnens bescherte.

Noch im vergangenen Jahr organisierte die Stadt im Rudolstädter Löwensaal eine Überraschungsfeier zu seinem 70. Geburtstag. Es sollte der letzte öffentliche Auftritt von ihm sein. Bürgermeister Jörg Reichl zeigt sich am Morgen nach Bekanntwerden von Biskupeks Tod tief traurig: „Mit Matthias Biskupek hat ein großartiger Mensch die Bühne des Lebens verlassen. Matthias lebte den Tag und bereicherte unsere Stadt durch seinen stetigen und unkomplizierten Einsatz im Sinne der Sache und sein künstlerisches Schaffen. Er wird durch unsere Erinnerungen an ihn und seine schriftstellerischen Werke weiterleben. Seiner Familie gilt mein aufrichtiges Beileid.“

Michael Wirkner
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit