Theaterleiter Frank Grünert mit Ursula Jahn, Maximilian Merkel, Michael Wirkner und Dominik Möckel (von links). Foto: Charlotte Ronas

Seit 1994 erfolgreich im Repertoire: „Die Prinzessin auf der Erbse“. Eine Szene mit Jens Bähring und Michaela Hanke. Foto: Martin Gerlach

Maximilian Merkel und Michael Wirkner (von links) in dem preisgekrönten Stück „Unschuld“. Foto: Peter Scholz

Sommertheater „Quer durch den Garten“. Eine Szene mit Oliver Bergmann und Frank Grünert (von links). Foto: Lisa Stern

Heute vor 30 Jahren gegründet: Der theater-spiel-laden Rudolstadt

Kontinuität und Wandel mit facettenreichen Angeboten für alle Generationen

Kontinuität und Wandel mit facettenreichen Angeboten für alle Generationen
 

Durch die Faszination für das Theater, den ungebrochenen Idealismus und die immerwährende Neugier haben es die ehrenamtlich Aktiven immer wieder geschafft, andere heranzuziehen und zu begeistern. Seit 30 Jahren agiert der theater-spiel-laden beständig, öffentlichkeitswirksam und erfolgreich. Das Engagement des ehrenamtlichen Ensembles reicht von mobilen Inszenierungen für alle Generationen über Erlebnisführungen mit Hofmarschall, Hofpage und Kammerzofe im Residenzschloss Heidecksburg und dem Buckelapotheker in den Thüringer Bauernhäusern bis hin zum Videoformat „Drehmomente“ beim Rudolstädter Vogelschießen. Ergänzt wird das Angebot durch die Gestaltung von Hörspielen, Programmen, Lesungen, Moderationen, Walking Acts und Workshops. Die Theatergruppe ist zudem Gastgeber des internationalen Festivals Theaterwelten, das alle zwei Jahre im Theater Rudolstadt veranstaltet wird.

Der theater-spiel-laden ging während der Wende aus einem etablierten Amateurtheater hervor, dass sich gerade auf einem seiner Höhepunkte befand. Dieses 1962 gegründete Theater-Ensemble war ein Lieblingskind im Kulturbetrieb des damals größten örtlichen Unternehmens, des Chemiefaserkombinates Schwarza. Es wurde sowohl vom Deutschen Nationaltheater Weimar als auch vom Theater Rudolstadt künstlerisch gefördert und technisch unterstützt. Neben einem jährlich aufwendig arrangierten Weihnachtsmärchen entstanden herausragende Inszenierungen, die seinerzeit kritisch und wagemutig waren, große Beachtung in der ostdeutschen Amateurtheater-Szene fanden und häufig ausgezeichnet wurden.

Darauf aufbauend formierte sich am 25. Januar 1991 in Rudolstadt der neue gemeinnützige Verein theater-spiel-laden. Zusammen mit Frank Grünert gehörten Jens Bähring, Michaela Hanke, Ursula Jahn und Katrin Neubaur zu den noch heute aktiven Gründungsmitgliedern. Die Theatergruppe ging anfangs mit seinen Inszenierungen vermehrt auf Gastspiel, nunmehr im vereinten Deutschland. Zahlreiche gesellschaftskritische Produktionen unter Regie von Frank Grünert wurden zu nationalen und internationalen Festivals eingeladen und mit Auszeichnungen geehrt. Dazu gehören die Stücke „Der kleine Prinz“, „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“, „Mörderkind“, „Der Meister und Margarita“, „Katzelmacher“,  „Gerettet“, „Da leben Leute“ und „Unschuld“. Den Nerv des Publikums treffen zudem seit dem Jahr 2002 auch herausragende Sommertheater-Produktionen – zunächst auf Schloss Schwarzburg  unter Regie von Peter Rauch und seit 10 Jahren im Garten der Thüringer Bauernhäuser Rudolstadt mit ausgewählten Gastregisseuren.

Bereits 22 Jahre erfreut sich die originelle Bühnenversion des Märchenklassikers „Die Prinzessin auf der Erbse“ großer Beliebtheit. Der theater-spiel-laden hat 2017 das soziokulturelle Projekt „Nachbarwelten“ initiiert, das seitdem junge Leute mit den Grundlagen des Theaterspiels vertraut macht und selbstentwickelte Stücke vorstellt.

Neu im Repertoire ist die szenische Lesung aus dem spektakulärem Stück „Wessis in Weimar“, die zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2020 bei einer Festveranstaltung im Löwensaal Rudolstadt zur beeindruckenden Premiere gebracht wurde.

Diese jahrzehntelange anspruchsvolle und erfolgreiche Theaterarbeit ist verbunden mit dem ehrenamtlichen Leiter Frank Grünert – Initiator, Manager, Regisseur, Darsteller. Schon seit 1982, den letzten Hoch-Zeiten des vormaligen Ensembles unter seiner Leitung, scheint er einen 7. Sinn für die Seele dieser produktiven, sich immer wieder wandelnden Theatergruppe zu haben. „Er hält an Bewährtem fest, lässt sich aber gern auf neue Formate und Formen ein – experimentiert, probiert, etabliert. Seine Kompetenzen sind zum einen die geeignete Auswahl der Stücke und Akteure, die Förderung  junger Mitglieder, die Organisation und  Öffentlichkeitsarbeit, zum anderen die Konzentration auf die handwerkliche Umsetzung, häufig in Zusammenarbeit mit professionellen Regisseuren und Ausstattern. Selbst ist er ein erfahrener Regisseur und vielseitiger Darsteller. Im Ergebnis will er auf der Bühne ein streitbares, authentisches und bereicherndes Erlebnis sehen“, beschreibt das langjährige Ensemblemitglied Katrin Neubaur.

Kontinuität und Wandel – beides kennzeichnet den überregional beachteten theater-spiel-laden als feste kulturelle Größe der Region.