Mit Überthema "Flucht" geht das Theater Rudolstadt in die Spielzeit 2018/19

"Ist nicht alles Flucht um mich herum?" – unter dieses Motto des Wahlpatrons Friedrich Schiller stellt das Theater Rudolstadt die neue Spielzeit 2018/19. Dabei ist

"Ist nicht alles Flucht um mich herum?" – unter dieses Motto des Wahlpatrons Friedrich Schiller stellt das Theater Rudolstadt die neue Spielzeit 2018/19. Dabei ist Flucht nicht gleich Flucht, wie Intendant Steffen Mensching und Chefdramaturg Michael Kliefert zur Jahrespressekonferenz am 10. April verdeutlichten. Während viele Menschen vor Krieg, Leid und Hunger fliehen, fliehen andere vor sich selbst. Und was ist mit der Gesellschaft, dem Lebenstempo um uns herum? Sind wir nicht aller Orten Getriebene einer entfesselten technologischen und gesellschaftlichen Dynamik. Mit diesem Themenfeld beschäftige sich der breit aufgestellte Spielplan mit seiner ganzen Palette von Premieren im Schauspiel, Musiktheater bis hin zum Kinder- und Jugendtheater. Während Musikdirektor Oliver Weder gleichsam die Glanzlichter der Konzertsaison hervorhob, bilanzierte Verwaltungsdirektor Mathias Moersch die Spielzeit 2016/17 und die bisherigen Umbauarbeiten an den Theatergebäuden, die Ende des Jahres 2019 zur Wiedereröffnung des Großen Hauses führen werden.

Gleich der Auftakt der Saison erinnert an ein wichtiges Jubiläum: 225 Jahre Theater Rudolstadt – das Komödienhaus am Anger wurde im August 1793 eröffnet. Bei einem großen Theaterfest und dem bunten Estradenprogramm "Rampenfieber!" (9.9.2018) gibt es ein Stelldichein mit zahlreichen Künstlerpersönlichkeiten des Rudolstädter Theaters aus den letzten zwei Jahrhunderten sowie einen unterhaltsamen Umgang mit der eigenen Geschichte des Hauses.
Das Schauspiel eröffnet den Spielplan mit einem Komödienstoff reinsten Wassers. Mit "Schtonk!" gelang Helmut Dietl und Ulrich Limmer 1992 ein Sensationserfolg. Die Satire, die auf dem realen Fall der gefälschten Hitlertagebücher und dem Stern-Skandal aus dem Jahre 1983 basiert, wurde 1993 für den Oscar als Bester Fremdsprachiger Film nominiert. Marcus Grube hat kürzlich eine Bühnenfassung des Stoffes entwickelt, die am 22. September (Regie: Rainer Heise) zur Aufführung kommt. Komplett anders, und doch ebenso gefährlich und verführerisch wie der mediale Hype und die Hysterie in der Informationsgesellschaft ist die Welt des Wassers und des Meeres. Die Uraufführung von "Die Welt auf der Welle" (13.4.2019, Regie: Steffen Mensching/Michael Kliefert) – eine poetische Überfahrt für Schauspieler und Orchester von Steffen Mensching und Michael Kliefert – ist eine literarisch-musikalische Hommage an das Meer in seiner zwiegesichtigen Urkraft und Bestandsaufnahme einer Daseinsmetapher zugleich. Wie verhalten wir uns in risikoreichen Räumen und Zeiten – sind wir noch zu retten oder steht uns das Wasser schon bis zum Hals?
Von Optimismus und Überlebenskunst in finsteren Zeiten handelt die Komödie "Hase Hase" (16.3.2019, Regie: Alejandro Quintana), ein moderner Theaterklassiker von Coline Serreau, der 1986 uraufgeführt wurde. Für eine Neuinszenierung am Kurfürstendamm Anfang 2019 von der Autorin aktualisiert, feiert die Neufassung schon wenige Wochen später am Theater Rudolstadt Premiere.
Im Kontrast dazu erscheint Franz Kafkas Romanfragment "Der Prozess" (26.1.2019, Regie: Mario Holetzeck). Während die Hase-Hase-Familie das Zepter gegen den Irrsinn der Welt in die Hand nimmt, bekommt Kafkas Titelfigur seine Hilflosigkeit angesichts undurchschaubarer Machtstrukturen am eigenen Leib zu spüren.

Im Schminkkasten gibt es ein erneutes Wiedersehen mit einem deutschen Wortakrobaten und dem Künstlerduo Alexander Stillmark/Volker Pfüller. Dieses Mal knöpfen sie sich in "Reise, Reise, Ringelnatz" (24.11.2019) den Humoristen Joachim Ringelnatz vor. Den scheinbar elitären Themen Kunst und Kunstmarkt begegnet das preisgekrönte Stück "Das Original" (2.2.2019, Regie: Markus Fennert) des US-Amerikaners Stephen Sachs, das die Flucht in den Elfenbeinturm gekonnt umgeht und nach dem Schönen, Echten und Außergewöhnlichen im Leben fragt.

Das große Sommertheater-Event auf der Heidecksburg gehört einer der beliebtesten Mantel-und-Degen-Komödien überhaupt: "Cyrano de Bergerac" (21.6.2019, Regie: Herbert Olschok), die im Kern vielleicht edelste Betrugsgeschichte des Theaters!

"Idalide oder Die Jungfrau der Sonne" von Luigi Cherubini, dem "französischen Mozart", erlebt nach ihrer Uraufführung 1784 nun am 26. Februar 2019 im Meininger Hof Saalfeld ihre erste Wiederaufführung. Sie handelt von einer Liebesgeschichte unter der Sonne Perus und ist eine komplett szenische Eigenproduktion des Theaters Rudolstadt. Musiktheater in Kooperation mit dem Theater Nordhausen bringt Giuseppe Verdis "Otello" (4.5.2019) und "Die Fledermaus" (13.10.2018) von Johann Strauß halbszenisch auf die Bühne sowie als Ballett "Ein Sommernachtstraum" (5.1.2019, Choreografie: Ivan Alboresi).

Höhepunkte im Programm der Thüringer Symphoniker Saalfeld-Rudolstadt versprechen Gastsolisten wie die beiden Klavierstars Lukáš Vondráček im 1. Sinfoniekonzert (28./29.9.2018) und Olga Scheps im 5. Sinfoniekonzert (8./9.2.2019) sowie die französische Newcomerin am Violoncello: Camille Thomas, beim Label Deutsche Grammophon Gesellschaft unter Vertrag. Auch der Kontrabassist Bogusław Furtok zählt zu den großen Virtuosen seines Fachs. Eine Horizonterweiterung versprechen die Symphoniker mit Werken aus dem Heimatländern der Gastdirigenten, darunter Israel, China oder Bulgarien. Russische Komponisten und junge Gesangssolisten des Mariinsky-Theaters St. Petersburg geben dem großen Silvesterkonzert »Neujahr à la russe« in der Stadthalle Bad Blankenburg Glanz und Gloria. Der Vorverkauf für die beiden Aufführungen (31.12.2018, 15 und 19.30 Uhr) beginnt zum Theaterfest am 9.9.2018. "Weihnachten bei Mozarts" lautet der Titel der diesjährigen Weihnachtskonzerte, die ab dem 14.12.2018 in Rudolstadt und Saalfeld zu hören sind. Der festliche Orchesterball der Thüringer Symphoniker lädt unter dem Motto "Tanz in den Mai" am 11.5.2019 nun schon zum vierten Mal zu Tanz und Unterhaltung in die Stadthalle Bad Blankenburg ein.

Mit Spannung erwartet wird jedes Jahr von tausenden Kindern das Weihnachtsmärchen. "Zwerg Nase" (Regie: Sonja Wassermann) ist in einer erstmalig gespielten Fassung von Gunnar Kunz für Kinder ab fünf Jahren ab dem 3. November 2018 zu erleben. Am 4. Juni startet bereits der Vorverkauf für Kindergärten und Grundschulen! Zurück in den Spielplan ab dem 20.3.2019 kehrt das bekannte russische Märchen "Das Katzenhaus" als Theaterkonzert in Kooperation mit Peter Lutz und TheaterFusion (Berlin). Weitere Stücke werden in Kooperation mit Landestheater Eisenach gezeigt: "Max und Moritz" (11.2.2019, Regie: Franz Josef Witting) für Kinder ab vier Jahren, "Die Duftsammlerin" (4.10.2019, Regie: Stephan Rumphorst) und "Die Kartoffelsuppe" (9.7.2019, Regie: Stephan Rumporst) für Kinder ab fünf Jahren sowie für Jugendliche "Die Nibelungen" (8.5.2019, Regie: Gabriela Gillert) von Rüdiger Pape und Catharina Fillers und "Rose und Regen, Schwert und Wunde" (27.2.2019, eine Fassung von Shakespeares "Ein Sommernachtstraum" von Beat Fäh. Auch der Rudolstädter TheaterJugendClub bringt eine neue Inszenierung heraus: "Heute ist ein guter Tag" (21.2.2019, Regie: Ulrike Lenz) von Ann-Christin Focke.

Für die Spielzeit 2016/17 zog Verwaltungsdirektor Mathias Moersch eine positive Bilanz. Trotz der Schließung des Großen Hauses im Januar 2017 bis zur Premiere "Die Bibel" am 28.1.2017 in der Ersatzspielstätte ergibt sich bezogen auf alle Vorstellungen nur ein Rückgang um 8 Vorstellungen. Dementsprechend ist die Anzahl der Besucher leicht zurückgegangen, auf rund 85.870 im Vergleich zum Vorjahr 86.066. Die Gesamtauslastung liegt bei 84 % (90 % im Vorjahr 2015/16), was vornehmlich in den unterschiedlichen Platzkapazitäten der Spielstätten Großes Haus und Meininger Hof Saalfeld begründet ist.
Die 100%ige Auslastung erreichten über alle Aufführungen u. a. "MMM-Ein heiteres Beruferaten", das Weihnachtsmärchen (ca. 9000 Besucher allein in Rudolstadt und Saalfeld) oder im Schminkkasten "Eins, zwei, drei im Sauseschritt", ebenso das Silvesterkonzert, das rund 1700 Zuhörer erlebten – zusammen mit den anderen Vorstellungen an diesem Abend konnte das Theater über 2000 Gäste verzeichnen. Die Eröffnungsproduktion des Theaters im Stadthaus, "Die Bibel", sahen innerhalb weniger Monate bis zum Sommer über 3000 Zuschauer.

Die erste Zwischenbilanz der Spielzeit 2017/18 stimmt optimistisch. Die Besucher des Rudolstädter Theaters haben die strukturellen Veränderungen durch die Baumaßnahme gut angenommen. Eine frühere Kooperation wurde wieder neu aktiviert: Das Rudolstädter Schauspielensemble bietet Schauspielproduktionen im Landestheater Eisenach an. Im Gegenzug gastiert das Junge Schauspiel aus Eisenach auf der Bühne in Rudolstadt. Für eine profunde Zwischenbilanz dieser neuen Kooperation ist es noch zu früh. Jedoch kann bisher festgestellt werden, dass die Rudolstädter Produktionen beim Eisenacher Publikum sehr gut angenommen werden und die Vorstellungen des Jungen Schauspiels in Rudolstadt ebenso guten Anklang finden. Diese Kooperation wird von allen Kolleginnen und Kollegen der beiden Häuser mit Engagement und Hingabe ausgefüllt, so wie es sich auch in der bisherigen Kooperation mit Eisenach verhält.

Die Sanierungsmaßnahme im Rahmen des »Kulturellen Hilfsprogramms – Hochwasser 2013« (Höhe der Fördergelder von Bund und Land: 9,2 Millionen Euro) liegt zeitlich soweit im Plan. Die Dacharbeiten an den Häusern Schminkkasten und Boucher stehen vor dem Abschluss. Im Großen Haus sind die Maßnahmen der inneren Entkernungen fast abgeschlossen. Für die Sanierung des Funktionsanbaus sind die Aufträge vergeben und die Ausschreibungen für weitere Abschnitte sind in Vorbereitung.

Der aktuelle Plan sieht vor, dass zum Jahresende 2019 die erste Vorstellung im sanierten Großen Haus stattfinden kann. Ob der Zeitpunkt weiterhin gehalten werden kann, ist abhängig von der bekannten Lage der Bauwirtschaft.

Quelle: Theater Rudolstadt/ Presse- und Öffentlichkeitsarbeit