Ikonen der Musikgeschichte, spannende Newcomer und ein Abschied
Das thüringische Rudolstadt öffnet in diesem Sommer wieder den Blick für die Welt. Vom 5. bis 8. Juli 2018 kommen rund 130 Bands und Solokünstler aus allen Kontinenten zu Deutschlands größtem Festival für Roots, Folk, Weltmusik. Darunter sind Graham Nash, Fatoumata Diawara, Oddisee, Steve Earle & The Dukes, Gisbert zu Knyphausen, Chico Trujillo, Yael Deckelbaum und Llibre Vermell. Als besonderer Schwerpunkt präsentiert sich Estland in überraschenden Facetten. Die 28. Ausgabe ist auch mit einem Wechsel an der Spitze verbunden: Festivaldirektor Ulrich Doberenz verabschiedet sich in den Ruhestand.
Zum Festivalauftakt am 5. Juli setzt die israelische Sängerin und Aktivistin Yael Deckelbaum mit ihrem Konzert ein politisches Statement. Ihr Bandprojekt Yael Deckelbaum & The Mothers geht auf einen gemeinsamen zweiwöchigen Friedensmarsch israelischer und palästinensischer Frauen zurück und auf den Song, den Yael dafür geschrieben hat. Das Video dazu wurde millionenfach geklickt. Nun tragen Yael Deckelbaum & The Mothers ihr Anliegen in Konzerten und weiteren Friedensmärschen rund um die Welt.
Dem Eröffnungskonzert folgen rund 300 Auftritte mit Künstlern aus allen Winkeln der Erde. Von experimentell bis traditionell – das Rudolstadt-Festival spiegelt auf mehr als 20 Bühnen den musikalischen Reichtum der unterschiedlichsten Kulturen wider. Das vollständige Line up wurde von den Organisatoren jetzt auf www.rudolstadt-festival.de online gestellt.
Aus Mali kommt zum Beispiel Fatoumata Diawara. Die Musikerin und Schauspielerin ist von besonderer Strahlkraft für den ganzen afrikanischen Kontinent. Sie begeistert mit einem groovigen Sound, der Elemente aus Folk und Funk, Jazz und Pop/Rock aufgreift und die westafrikanische Wassoulou-Tradition elegant aufbricht.
Eines von nur drei Deutschland-Konzerten geben in Rudolstadt zwei Künstler, die längst Musikgeschichte geschrieben haben: Die britische Singer/Songwriter-Ikone Graham Nash und US-Countryrock-Legende Steve Earle & The Dukes. Als brillante Ausnahmeerscheinung im Hip-Hop gilt Oddisee. Seine sudanesisch-afroamerikanische Herkunft hat den Rapper und Sänger aus Washington DC mit geformt. Sein Stil ist klug und kritisch, jenseits großspuriger Attitüde.
Eine der herausragenden großen Produktionen ist in diesem Jahr "Llibre Vermell de Montserrat". Diese Lieder und Tänze der Pilger aus dem Kloster bei Barce-Iona gehören zu den weltweit bedeutendsten Sammlungen mittelalterlicher Musik. Das Festival bringt dieses besondere Konzert mit Chor und Tänzern auf die Heidecksburg in Rudolstadt.
Für die ungeheuer vielschichtige Szene in Deutschland steht unter anderen Cymin Samawatie. Mit höchst kreativen und feinsinnigen Brückenschlägen zwischen westlichen und persischen Klängen, zwischen Ethno-Jazz und Neuer Musik bereichert sie das Konzertgeschehen. Sie wird beim Rudolstadt-Festival ebenso mit dem Deutschen Weltmusikpreis RUTH geehrt wie Gisbert zu Knyphausen, der die Jury mit seinen tiefgründigen, originellen Songminiaturen überzeugt hat.
Für das Abschlusskonzert des Rudolstadt-Festivals am 8. Juli haben die Organisatoren Chico Trujillo eingeladen, eine "world-class party band" (New York Times). Sie zählt mit ihrem kraftvollen Bläsersatz zu den größten Nummern in Chile.
Länderschwerpunkt ESTLAND
Besonders im Fokus steht während der vier Festivaltage diesmal Estland. Der nördlichste baltische Staat feiert 100 Jahre Unabhängigkeit und präsentiert sich mit neun Bands und Solokünstlern in schillernden Facetten. Das gefeierte und mit Preisen überhäufte Folk-Quartett Curly Strings konzertiert dabei gemeinsam mit den Thüringer Symphonikern Saalfeld-Rudolstadt für ein einmaliges Orchesterprojekt. In unterschiedlichen Grenzbereichen bewegt sich auch Maarja Nuut. Mit Stimme, Geige und Loop-Station verbindet sie die Klänge der Dörfer mit elektronischer Ästhetik. Dafür wurde sie 2017 in Estland zur Künstlerin des Jahres gewählt. Zu den bekanntesten Stimmen gehört dort auch Mari Kalkun. Aus Tallinn stammt das etwa 30-köpfige Tanzensemble Kuljus, die tief verwurzelte Chortradition kommt auf die Bühne, die Bombillaz steuern einen forschen Roots-Reggae-Bhangra-Mix bei.
Personalia
Diese 28. Festival-Ausgabe ist auch mit einem Wechsel an der Spitze verbunden: Ulrich Doberenz verabschiedet sich als langjähriger Direktor. Seit er das Festival vor knapp 30 Jahren auf den Weg gebracht hat, war es ihm ein Herzensprojekt. Von den kleinen Anfängen bis zu dem internationalen Renommee, das es heute genießt, hat Ulrich Doberenz das Festival in der Doppelspitze mit Petra Rottschalk und einem sehr beständigen Team stetig weiter entwickelt und durch viele erfolgreiche Jahre getragen. Natürlich falle es ihm nicht leicht, diese Aufgabe abzugeben, so Ulrich Doberenz. "Aber die zurückliegende Zeit war unglaublich reich an wertvollen Begegnungen und die bleiben mir als großartiger Schatz. Darum kann ich inzwischen auch loslassen." Ganz verzichten möchte das Festival-Team nach so langer, intensiver Zusammenarbeit natürlich nicht auf ihn, darum wird er auch im Ruhestand dem Festival verbunden bleiben, u.a. als Sprecher des Deutschen Weltmusikpreises RUTH.
Seine Nachfolgerin ab September 2018 wird Simone Dake, derzeit Leiterin des Festival- und des Künstlerbüros. Seit dem zweiten Festival 1992 gehört sie zum Organisationsteam und ist mit den unterschiedlichsten Bereichen bestens vertraut, von Personalmanagement über Catering bis zum Fahrdienst. Darum hat sich das Festival-Team für diese Position ausdrücklich Simone Dake gewünscht, um in gemeinsamer Leitungsfunktion mit Petra Rottschalk und mit Programmdirektor Bernhard Hanneken die Idee des Rudolstadt-Festivals weiterzutragen.
Quelle: Rudolstadt-Festival / Miriam Rossius