Wie seit 1996 alljährliche Tradition in Rudolstadt haben sich am späten Nachmittag des 27. Januar wieder zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, Mitglieder des Stadtrates, Vertreter der Parteien, der Kirche sowie Jugendliche am Mahnmal auf dem Platz der Opfer des Faschismus eingefunden, um an der Kranzniederlegung anlässlich des offiziellen Holocaust-Gedenktages in der Bundesrepublik teilzunehmen.
Umrahmt von den musikalischen Beiträgen der Posaunenbläser-Gruppe erinnerte Bürgermeister Jörg Reichl in seiner Rede nicht nur an die grauenhaften Verbrechen der Nazis im Konzentrationslager Auschwitz, dessen Befreiung durch die Rote Armee sich an diesem Tag zum 69. Mal jährte, sondern auch an alle Getöteten und Leidtragenden der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Insbesondere ging er auf die diesjährigen Jubiläen wie den 75. Jahrestag des Beginns des Zweiten und den 100. Jahrestag des beginnenden Ersten Weltkrieges ein, mit dem auch die Tragik des 20. Jahrhunderts eingeläutet wurde.
Pfarrer Gisbert Stecher von der evangelischen Kirchgemeinde schloss in sein Gebet ergreifende Worte der Erinnerung an mehr als eine Million Leningrader ein, die während der 900tägigen Blockade durch die deutsche Wehrmacht ihr Leben lassen mussten. Am 27. Januar 1944, also vor genau 70 Jahren, konnte die Stadt endlich befreit werden.
Im Rahmen des Gedenktages gab es im "Schminkkasten" des Theaters noch eine gut besuchte Abendveranstaltung. Unter dem Titel "Die Unbeugsamen - Briefwechsel aus Gefängnis und KZ" lasen Schauspielerin Anne Kies und Intendant Steffen Mensching Auszüge aus Briefen, die von der 1936 inhaftierten Jüdin und Kommunistin Olga Benario überliefert sind.
Frank M. Wagner
Presse/ÖA