"Entfaltungen" im ehemaligen Krankenhaus

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Theaterprojekt mit Bürgern der Region feiert Premiere
Rudolstadt. Eine Premiere in vielerlei Hinsicht steht am Theater Rudolstadt vor der Tür. Wenn am Freitag, 30. September um 19 Uhr die Aufführung im ehemaligen Rudolstädter Krankenhaus beginnt, dann wird nicht nur ein außergewöhnlicher Theaterort zum Leben erweckt, auch die meisten Darsteller stehen erstmalig auf einer Bühne. "Entfaltungen. Gänge durchs Gedächtnis" heißt das Stück, das im Rahmen von "Ruhestörung", dem 1. Thüringer Theaterfestival 60plus in der Regie von Matthias Spaniel und Thea Kneisel Premiere feiert. 16 Bürger aus der Region, von Pößneck bis Jena, werden darin zu sehen sein und von ihren Lebenswegen, Erfahrungen und Sehnsüchten erzählen.

In "Entfaltungen" nehmen sie die Zuschauer mit auf die "Gänge durchs Gedächtnis" und führen sie in die Station des einstigen Rudolstädter Krankenhauses. Wie in einem Museum befinden sich in den Räumen überall Dekorationen und persönliche Notizen, Vorschriftstafeln und übrig gebliebene medizinische Apparaturen. Dahinein ziehen die Darsteller mit eigenen Erinnerungen. Sie richten die Zimmer her und beleben sie mit Gesten und Bewegungen. Im ersten Teil der Aufführung können die Zuschauer umherwandeln, die vereinzelten Akteure in ihren Räumen beobachten und den Geschichten zuhören. Im zweiten Teil dagegen wird man sich im Speisesaal wiedersehen und individuelle Biografien gemeinschaftlich erfahren. Beim Ensemblespiel stellen die Akteure die Grenze zwischen Fiktion und Realität, Aktivität und Passivität, die gesellschaftlich akzeptierten Konstanten wie Jugend und Alter infrage.

Bereits Ende des letzten Jahres hatte das Theater Rudolstadt Menschen über 60 aufgerufen, sich für das Ausnahmeprojekt zu bewerben. Dabei kam es weniger auf schauspielerisches Können an als auf den Mut und das Zutrauen, etwas von sich selbst preiszugeben – und das vor Publikum. Dass sie genau das wollen haben die 16 Spieler im Alter zwischen 60 und 75 in den letzten Monaten gezeigt. Gemeinsam stellten sie sich seit Februar 2011 in den Proben Fragen wie: Warum bin ich der geworden, der ich bin? Was bleibt übrig von meiner Biografie? Welche meiner Erfahrungen sind wichtig für die Gegenwart? Was habe ich in meinem Leben noch vor?

"Entfaltungen. Gänge durchs Gedächtnis" wird u. a. im Fonds Heimspiel der Kulturstiftung des Bundes gefördert und ist noch bis zum 9. Oktober zu erleben. Schirmherrin ist Marion Philipp, Landrätin des Landkreises Saalefeld-Rudolstadt.

Karten unter Tel. 03672/422766.

 


 

Premiere am 30. September 2011, ehemaliges Rudolstädter Krankenhaus
Entfaltungen. Gänge durchs Gedächtnis
Stückentwicklung, basierend auf Interviews mit den SpielerInnen

Regie und Konzept: Matthias Spaniel
Co-Regie: Thea Kneisel
Ausstattung: Johanna Fischer

Es spielen: Anatol Schellenberg, Barbara Künzel, Christiane Kühne, Dietrich Höhne, Eva Krüger, Georg Klimm, Gisela Hennersdorf, Hanno Müller, Jutta Kühn, Margarete Rosenbusch, Renate Walter, Siegfried Hutschenreiter, Sonatha Poppowitsch, Sibylle Richter, Ursula Jahn, Walter Jarosch