"Wohlgelebt! Wohlgestorben?"

Leichenpredigten in der Historischen Bibliothek der Stadt Rudolstadt. Kolloquium und Ausstellungseröffnung im Alten Rathaus Rudolstadt am 15. Apr

Leichenpredigten in der Historischen Bibliothek der Stadt Rudolstadt.

Kolloquium und Ausstellungseröffnung im Alten Rathaus Rudolstadt am 15. April 2011
Die Forschungsstelle für Personalschriften an der Philipps-Universität Marburg hat vor kurzem einen vierbändigen Katalog der Leichenpredigten und sonstiger Trauerschriften in der Historischen Bibliothek der Stadt Rudolstadt veröffentlicht. Anlässlich dieser Publikation veranstalten beide Institutionen unter dem Titel "Wohlgelebt! Wohlgestorben? – Leichenpredigten in der Historischen Bibliothek der Stadt Rudolstadt" am 15. April 2011 von 10.00 bis 17.00 Uhr im Alten Rathaus Rudolstadt ein wissenschaftliches Kolloquium. Im Rahmen dieser Tagung findet 18.00 Uhr auch die Eröffnung einer gleichnamigen Ausstellung statt, in der neben besonders wertvollen auch außergewöhnliche Trauerschriften aus dem reichhaltigen Bestand der Historischen Bibliothek der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Am 26. Juli 1735 brach durch Experimente mit einem Feuerwerkskörper im Nord- und Westflügel der Rudolstädter Heidecksburg Feuer aus. Um Mitternacht mussten die fürstliche Familie und alle Bewohner evakuiert werden, es entstand großer Sachschaden – und der Page Carl Wilhelm von Carlowitz kam mitsamt seinem Pagenjungen in dem Flammeninferno um. Diese Episode der Stadtgeschichte ist nur ein Beispiel aus der Fülle des biographischen Materials, auf das der Leser bei der Lektüre des insgesamt 4.041 Einträge umfassenden Katalogwerks stößt. Die ermittelten Quellen decken dabei ein außerordentlich breit gefächertes Spektrum ab. Neben Trauerschriften auf zahlreiche Mitglieder regionaler und europäischer Dynastien konnte insbesondere eine große Anzahl von Stücken erschlossen werden, die aufschlussreich bürgerliche Lebenswelten in der Frühen Neuzeit dokumentieren. Sie schildern berufliche Werdegänge, Ehedramen und Mordprozesse, enthalten Beschreibungen von Kindheit, Reisen und Krankheiten und berichten über manche, teils kuriose Begebenheiten des damaligen Alltags.
Die Marburger Forschungsstelle für Personalschriften, eine Arbeitsstelle der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, ermittelt und katalogisiert als europaweit einzigartige Institution seit 1976 derartige Leichenpredigten. In mehreren, fortlaufend aktualisierten Online-Datenbanken kann u.a. nach den dabei erschlossenen Namen, Orten und Berufen recherchiert werden. Wie Dr. Eva-Maria Dickhaut, die Leiterin der Forschungsstelle, weiter berichtet, wurden bislang die Leichenpredigten-Bestände in Hessen, Sachsen und Schlesien katalogisiert. Seit 2006 ist Thüringen der neue Arbeitsschwerpunkt der Forschungseinrichtung, die hier zunächst die Bestände des Thüringischen Staatsarchivs und des Stadtarchivs Altenburg (2007 und 2009) sowie des Thüringischen Staatsarchivs Rudolstadt (2008) entsprechend erfasste. In Form des mittlerweile vierten Katalogs innerhalb dieses Vorhabens konnte nun die Auswertung des Quellenmaterials der Historischen Bibliothek der Stadt Rudolstadt erfolgreich abgeschlossen werden.
Im Kolloquium werden die Mitarbeiter der Forschungsstelle für Personalschriften ihre Arbeit am Bestand der Bibliothek vorstellen und erste Forschungsergebnisse präsentieren. In zwei weiteren Vorträgen werden offene Fragen zur Selbstdarstellung an den Fürstenhöfen in Rudolstadt bzw. im mitteldeutschen Raum thematisiert.
Wie Michael Schütterle, der Leiter der Historischen Bibliothek der Stadt Rudolstadt, mitteilt, können die Besucher in der Ausstellung interessante Stücke in Augenschein nehmen, die – nach unterschiedlichen Rubriken wie "Fürstliche Repräsentation", "Rudolstadt und seine Bewohner" oder "Außergewöhnliche Todesfälle" geordnet – Einblicke in die kostbaren Trauerschriften der Bibliothek geben. Zur Ausstellungseröffnung erläutern die Mitarbeiter der Forschungsstelle die Exponate und geben Hintergrundinformationen zu den einzelnen Bereichen. Kolloquium und Ausstellungseröffnung sind öffentlich. Die Ausstellung kann vom 18. April bis einschließlich 15. Juli wochentags besichtigt werden, Sonderführungen sind auf Anfrage möglich.

 

 

Kontakt

Dr. Eva-Maria Dickhaut
Leiterin der Forschungsstelle für Personalschriften
Biegenstr. 36
35037 Marburg
Tel.: 0 64 21 / 2 82 31 62
Fax: 0 64 21 / 28-2 45 01
E-Mail: dickhaut@staff.uni-marburg.de
Internet: www.personalschriften.de

Michael Schütterle
Leiter der Historischen Bibliothek der Stadt Rudolstadt
Markt 7
07407 Rudolstadt
Tel.: 0 36 72 / 48 61 60
Fax: 0 36 72 / 48 61 69
E-Mail: m.schuetterle@rudolstadt.de