Im Rahmen einer möglichen Kulturpartnerschaft zwischen dem Burgenland und der Schillerstadt Rudolstadt besuchte eine hochrangige Delegation aus dem österreichischen Bundesland die thüringische Residenzstadt. Der österreichische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und Bürgermeister Jörg Reichl haben das gemeinsame Ziel, die kulturelle Vielfalt beider Regionen enger zu verknüpfen und langfristig auszubauen. Doskozil, der sich schon mehrfach von der kulturellen Vielfalt Rudolstadts – insbesondere beim Rudolstadt-Festival – begeistern ließ, entsandte drei Expertinnen und Experten nach Rudolstadt.
Die Delegation bestand aus Rainer Winter (Leiter der Stabsabteilung Protokoll und Zentrale Dienste im Burgenland), Claudia Priber (Geschäftsführerin KBB-Kulturbetriebe Burgenland GmbH) und Margit Fröhlich (Leiterin der Kunstsammlungen, Landesmuseum Burgenland). Sie alle brachten ihre vielfältigen Erfahrungen mit, um Potenziale einer zukünftigen Zusammenarbeit auszuloten.
Das östlichste Bundesland Österreichs an der Grenze zur Slowakei, Ungarn und Slowenien ist bekannt für seine außergewöhnliche kulturelle Vielfalt. Neben renommierten Musikfestivals und umfassenden Kunstsammlungen erfreuen sich auch traditionsreiche Handwerksbetriebe – insbesondere in der Keramikherstellung – großer Wertschätzung. Diese Tradition bildete zugleich eine inhaltliche Brücke zum Besuch in Rudolstadt, wo man auf eine lange Porzellan- und Manufakturgeschichte verweisen kann.
Zum Auftakt ihrer Reise erkundete die Delegation gemeinsam mit Petra Rottschalk, Fachdienstleiterin Kultur, Jugend, Tourismus und Sport, die den Tag für die Gäste organisierte, sowie dem Stadtratsvorsitzenden Lutz Unbehaun Schloss Heidecksburg. Dort führte die wissenschaftliche Mitarbeiterin Jeannette Lauterbach die Gäste durch die umfangreiche Porzellansammlung. Sie präsentierte nicht nur exquisite Einzelstücke, sondern auch die beliebte Schau „Rococo en miniature“.
In der Aeltesten Volkstedter Porzellanmanufaktur, dem nächsten Programmpunkt, vertiefte sich das Verständnis für diese Handwerkstradition weiter. Die Gäste wurden von Katrin Himmelreich empfangen und erhielten einen eindrucksvollen Einblick in Produktion und Ausstellung. Ein besonderes Highlight war eine Porzellanfigur der weltberühmten Ballerina Fanny Elßler, die im Burgenland familiäre Wurzeln hat. Da ihr Vater aus dem Burgenland stammte und ihr (unehelicher) Sohn dort aufwuchs, pflegt man noch heute in Eisenstadt eine lebendige Erinnerungskultur an Fanny Elßler (etwa mit einer Fanny-Elßler-Gasse oder einem Fanny-Elßler-Cup im Eiskunstlauf). Die Figur weckte derart großes Interesse, dass ein Ankauf für die Kunstsammlungen des Landesmuseums Burgenland bereits in Betracht gezogen wird.
Ein anschließender Rundgang durch das Kunst- und Auktionshaus Wendl verdeutlichte weitere Ansatzpunkte für eine Zusammenarbeit. Julia, Anke und Martin Wendl erläuterten ihre Arbeit und stellten mögliche Projekte mit Blick auf die Kunstsammlungen des Landesmuseums Burgenland vor. Durch den intensiven Austausch konnten neue Kontakte geknüpft werden, die beide Seiten als sinnvollen Beitrag zur Erweiterung bestehender Sammlungen bewerten.
Als nächste Station diente das Schillerhaus, wo Museumsleiter Christian Hofmann die Delegation willkommen hieß und die historischen Spuren des Dichters Friedrich Schiller in Rudolstadt aufzeigte. Im Anschluss nutzte man die Gelegenheit zu einem weiterführenden Informations- und Erfahrungsaustausch. Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Kultureinrichtungen und Institutionen der Stadt diskutierten mit den Gästen aus dem Burgenland über mögliche Kooperationsformen – von Festivalauftritten des Thüringer Folklore Tanzensembles bis hin zu Gastspielen des Theaters oder Konzertprojekten des Landesorchesters Burgenland und der Thüringer Symphoniker.
Ein zentrales Ergebnis der Gespräche ist die Idee, einen „Burgenland-Tag“ in Rudolstadt zu etablieren, der ganz im Zeichen burgenländischer Kultur und Kulinarik steht. Diese Initiative soll die Bandbreite der burgenländischen Traditionen und Genüsse einem breiten Publikum in Rudolstadt näherbringen.
Als konkreten nächsten Schritt planen beide Seiten die Erarbeitung einer Absichtserklärung, die eine dauerhafte Kulturpartnerschaft zwischen dem Burgenland und Rudolstadt besiegeln soll. Alle Beteiligten sind sich einig, dass dieser Austausch das kulturelle Spektrum der Schillerstadt erweitern und zugleich das Burgenland als dynamische Kulturregion weiter in den Fokus rücken wird.
„Mit diesem Besuch haben wir den Grundstein für eine fruchtbare Verbindung unserer beiden Regionen gelegt“, betonte Bürgermeister Jörg Reichl. „Rudolstadt und das Burgenland können gegenseitig enorm voneinander profitieren und ihre jeweiligen Stärken im Bereich Kunst und Kultur gemeinsam präsentieren.“ Die Stadt Rudolstadt freut sich darauf, diesen Austausch zu intensivieren, um die Kulturvielfalt beider Regionen nachhaltig zu fördern und die Freundschaft zwischen der Schillerstadt und dem Burgenland zu festigen.