Ein vertrautes und beliebtes Stück Rudolstädter Geschichte wird bald an seinen ursprünglichen Platz zurückkehren: Der Wegweiser „Mutti, ich muss mal“, der einst die Marktstraße am Eingang der Saalgasse schmückte, wird seinen Weg zurück in die Stadt finden und zukünftig auf das neue öffentliche WC verweisen.
Das ursprüngliche Schild, vermutlich geschaffen von Bildhauer Hans Schlieben anlässlich des Tanzfestes, wurde in den 90er Jahren von einem LKW während eines Stadtfestes angefahren und schwer beschädigt. Bürgermeister Jörg Reichl, damals noch kein Bürgermeister und Mitglied des Stadtrings, erinnerte sich daran, die zerbrochene Holzfigur selbst ins Rathaus gebracht zu haben. Leider konnte die Figur nicht gerettet werden, und nur das Unterteil mit dem berühmten Schriftzug wurde später im Bauhof gefunden.
„Im Rahmen unserer Vortragsreihe wurden immer wieder Fragen nach dem Schild gestellt. Da haben wir gemerkt, dass ein großes Interesse an dem Verbleib des Schildes besteht“, erklärt Joachim Böhme, Mitglied des Freundeskreises der Stadtführer, der die Initiative zur Wiederbelebung des Schildes ergriff.
Die Stadtführer starteten eine Spendenaktion, um das Schild neu anfertigen zu lassen. Trotz erster unerschwinglicher Kostenvoranschläge von Holzbildhauern, gelang es durch eine glückliche Fügung - ein MDR-Beitrag über die Staatliche Berufsfachschule für Holzbildhauer, die Schnitzschule Empfertshausen - die richtigen Partner für das Projekt zu finden. Victoria Winkler und Anna-Lea Rink, Schülerinnen der Schule im 2. Lehrjahr, fertigten das Schild nach alten Fotos komplett neu an.
Die Kosten von 1.000 Euro für die Wiederherstellung wurden von der Stiftung der Kreissparkasse Saalfeld-Rudolstadt übernommen. Die bereits gesammelten Spenden der Stadtführer werden für die Restaurierung eines zweiten Schildes verwendet, das sich direkt am Gebäude des öffentlichen WCs befand und von der Stadt Rudolstadt eingelagert wurde, da das Gebäude seit 1994 nicht mehr genutzt wurde.
Parallel dazu schreiten die Planungen des neuen öffentlichen WCs am Platz am Saaltor voran, welches Teil eines neuen touristischen Anlaufpunkts mit E-Bike-Ladestation und digitalem Infopoint sein wird und 2024 fertiggestellt sein soll. Mit der Fertigstellung der Toilettenanlage werden auch die geschnitzten Wegweiser wieder an ihren angestammten Platz zurückkehren.
Die Stadtverwaltung Rudolstadt und der Freundeskreis der Stadtführer freuen sich über dieses Stück wiederbelebter Stadtgeschichte und laden Bürgerinnen und Bürger ein, sich zu melden, wenn sie Informationen oder Erinnerungen zu den Originalschildern haben. Kontakt: stadtfuehrer@rudolstadt.info