Die neue Leiterin der Stadtbibliothek Rudolstadt Dr. Annelie Carslake. Foto: Michael Wirkner

Neue Impulse für die Stadtbibliothek Rudolstadt

Die neue Leiterin Dr. Annelie Carslake im Interview

Seit Juni hat die Stadtbibliothek eine neue Leiterin. Wir haben uns mit Dr. Annelie Carslake zum Interview getroffen und sie gefragt, woher sie kommt und was ihre Pläne für die Zukunft der Stadtbibliothek sind.

 

Sehr geehrte Frau Carslake, können Sie uns einen kleinen Einblick geben, was Sie bisher gemacht haben und sich kurz vorstellen?

Also ich fange jetzt nicht allzu weit vorn an, das würde zu lange dauern. Ich habe Deutsch als Fremdsprache und Erziehungswissenschaften in Jena studiert. Und wenn man Deutsch als Fremdsprache studiert, geht man danach typischerweise in die Welt raus. Und da war ich in Frankreich, Spanien, in den USA und dann 10 Jahre in Irland. In allen Ländern habe ich Deutsch als Fremdsprache unterrichtet. In Irland habe ich meinen Fokus auf Lehrerfortbildungen gerückt.  Ich war ganz lange tätig in der Gesellschaft für Deutschlehrer Irland, einem Schulverband für die Deutschlehrer. An der Universität in Galway habe ich auch meine Doktorarbeit zu dem Thema „Wie man Lehrer am besten fortbildet“ geschrieben. Und dann kam die Zeit in Irland, meine Tochter war schon geboren, in der mein Vertrag an der Uni auslief und meinem Mann die Arbeit nicht mehr so richtig gefallen hat. Das war der Moment wo wir gesagt haben, wir ziehen zurück nach Deutschland. Es war für mich immer klar, dass ich mit meiner Familie zurück will, um ein familiäres Netzwerk zu haben. Und dann sind wir wieder auf dem Dorf in Thüringen bei meinen Eltern gelandet.

Wo kommen Sie denn ursprünglich her? Wo sind Sie aufgewachsen?

Aus der Nähe von Blankenhain. Wir sind ein ganz kleines Dorf, das kennt nur unser Hausmeister hier in der Stadtbibliothek. Drößnitz.
Mein Wohnort liegt genau mittig zwischen Jena, Weimar und Rudolstadt. Ich habe in alle Richtungen geguckt, was ich gerne machen würde. Die Ausschreibung in Rudolstadt war interessant, weil entweder ein Bibliothekar gesucht wurde oder jemand mit Lehrerfahrung, um die Netzwerke mit Schulen oder Kindergärten voranzutreiben. Da dachte ich das klingt spannend. Und da ich eh mit Büchern im Studium immer zu tun hatte, ist das ein Feld mit dem ich mich auskenne. Ich lerne aber auch ganz viel von den Mitarbeitern hier dazu.

Da sind wir doch schon beim Stichwort. Wie war denn die erste Begegnung mit den Kollegen gewesen?

Ich bin hier reinkommen ins Büro am ersten Tag und da stand schon ein Blumenstrauß für mich. Und da dachte ich, es ist ja das schönste und liebste Zeichen, wenn man so begrüßt wird. Ich finde es ist ein super Kollegium hier. Das sind ganz nette liebe Mitarbeiter. Es ist ein Team und das finde ich so schön. Ein Team, das gut zusammenarbeitet und zusammenhält.

Sie sind keine Bibliothekarin. Sie haben daher vermutlich einen ganz anderen Blick auf eine Bibliothek und was eine Bibliothek ausmacht. Wie war Ihr erster Eindruck von dem Haus?

Sehr gut. Das Gebäude ist so alt und hat eine Geschichte. Dass es früher ein Schulgebäude war und heute eine Bibliothek ist, finde ich faszinierend. Der Charme des Gebäudes ist unbeschreiblich. Allerdings beschränkt uns das auch alles ein bisschen. Es fehlt etwas die Räumlichkeit.

Gibt es ein Buch, wo Sie sagen, das gehört unbedingt in den Bestand der Bibliothek?

Ich möchte gern die irische Literatur ein bisschen mehr reinbringen und da vielleicht auch eine Sonderaufstellung machen mit irischen Werken, wegen der Partnerstadt und wegen meiner Biografie. Ich habe gemerkt, da ist schon viel da, aber das würde ich gern noch ein wenig ausbauen.

Was wird es Neues geben in der Bibliothek?

Nummer 1: Die sozialen Medien würde ich gern mehr einbringen. Als ich vor meinem Start im Internet recherchiert habe, habe ich gemerkt, dass in der Bibliothek viele Veranstaltungen sind. Als ich dann aber hier war, habe ich gemerkt, da läuft noch viel mehr. Da gibt es Bee-Bots, so kleine Bienen die man programmieren kann für die Kinderbibliothek. Es gibt Kamishibai, Buchtheater ist das. Das ist alles hier, das weiß nur keiner wenn man nur auf die Internetseite schaut. Da denke ich, ist Twitter oder Instagram und auch unsere Webseite ein guter Weg um das mehr raus in die Welt zu posaunen.

Nummer 2: Die Kinderbibliothek ist sehr gut aufgestellt, bis 12 Jahre, aber dann kommt so ein Einschnitt bei jugendlichen Nutzern. Das finde ich selbst sehr schade – ist aber ein Problem in vielen Bibliotheken. Doch es gibt Modelle, die auch zeigen, dass es anders geht. Ein Modell ist die TechnoThek. Das sind zum Beispiel solche Metall-Baukästen zum selber tüfteln. Andere Bibliotheken haben damit schon sehr gute Erfahrungen gemacht.

Und dann müssen wir mal schauen, welche Angebote wir den Jugendlichen noch geben, dass sie die Bibliothek als Aufenthaltsort wählen. Gut dafür wäre WLAN im ganzen Haus, daran arbeiten wir gerade. Hier wollen wir den sogenannten dritten Ort etablieren, es ist nicht das Zuhause, nicht die Schule, aber der dritte Ort an den Jugendliche gerne gehen, sich treffen und sich wohlfühlen.

Sie haben schon die Veranstaltungen angesprochen. Wie sehen Sie die Zukunft der Veranstaltungen hier im Haus? Wollen Sie auch neue Veranstaltungen kreieren?

Da muss ich mich ehrlich gesagt auch noch ein wenig reinfinden. Weil ich finde, in Rudolstadt passiert sehr viel.  Da muss man schauen ob man eine Nische für uns findet, die wir bedienen können. Ansonsten läuft erst einmal alles was bisher gelaufen ist so weiter. Wir haben ja die Gesundheitsvorträge von den Kliniken, arbeiten sehr gut mit der Thalia-Buchhandlung zusammen, haben Autorenlesungen, die Goethegesellschaft ist gern gesehen. Bei den Ausstellungen werden wir neue Impulse setzen. Eine Idee wäre beispielsweise Leser an ihren Orten wo sie gerne lesen zu fotografieren. Und daraus eine Ausstellung zu machen.

Eine letzte Frage: Waren Sie schon einmal im irischen Letterkenny?

Ja. Ich habe nicht weit davon gewohnt. Ich war ganz lange in Galway, das ist direkt an der Westküste. Bin dann aber durch meinen Mann hoch in den Norden gezogen. Also wir waren fast an der Grenze zu Nordirland, in einem Ort in der Nähe von Manorhamilton. Da ist dann Letterkenny anderthalb Stunden mit dem Auto entfernt.

Ich habe auch schon Kontakt mit der Bibliothek in Letterkenny aufgenommen. Ich möchte sehr gerne mit dem Leiter dort in Verbindung kommen. Auch mit der irischen Botschaft in Berlin, weil sie sind sehr interessiert, dass das Thema Irland hier weiter verbreitet wird. Vielleicht können wir gemeinsam etwas auf die Beine stellen.

Dafür wünschen wir Ihnen viel Erfolg. Vielen Dank für das Gespräch.

 

Michael Wirkner
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit