Vorgestellt: Spielplan 2017/18 des Theaters Rudolstadt

20 Premieren, zahlreiche Konzerte sowie der Beginn der Kooperation mit Eisenach »Wir könnten viel, wenn wir zusammen stünden&laquo

20 Premieren, zahlreiche Konzerte sowie der Beginn der Kooperation mit Eisenach

»Wir könnten viel, wenn wir zusammen stünden« – ein Motto von Friedrich Schiller übertitelt auch die neue Spielzeit des Theaters Rudolstadt. In Zeiten zunehmender Individualisierung und Abgrenzung betont es die Möglichkeiten von Gemeinsinn und Gemeinschaft in der heutigen Gesellschaft. Bei der Jahrespressekonferenz am 6. April stellten Intendant Steffen Mensching, Chefdirigent Oliver Weder und Chefdramaturg Michael Kliefert die Spielzeit 2017/18 vor. Geplant sind insgesamt 20 Premieren, eine Reihe von Konzerten für unterschiedliche Zielgruppen und ein breitgefächertes Angebot für Kinder und Jugendliche. Neben der lange erfolgreichen Kooperation mit dem Theater Nordhausen wird in dieser Saison die Zusammenarbeit mit dem Landestheater Eisenach neu aufgenommen. Erstmals seit 2003 wird das Rudolstädter Ensemble wieder in der Wartburg-Stadt auftreten. Über das Zahlenwerk der vergangenen Saison und den Stand der Renovierungsarbeiten am Großen Haus informierte zudem Verwaltungsdirektor Mathias Moersch.

Der Spielplan 2017/18 greift in die Vollen, macht genre- und epochenübergreifend große Sprünge, um die gewohnte Vielfältigkeit erneut unter Beweis zu stellen. Und so ist im Theater im Stadthaus Goethes »Iphigenie auf Tauris« (Premiere am 12.05.2018, Regie: Maya Fanke), die ganz auf die Überzeugungskraft ihrer Argumente setzt, neben der erotischen Stimme des King of Rock ’n‘ Roll, Elvis Presley, in der Uraufführung »Elvis first!« (Premiere am 24.03.2018, Regie: Jens Schmidl) zu erleben. In diesen beiden Premieren zeigt sich der Spagat des Spielplans am deutlichsten. Für die Zwischentöne sorgt u. a. »Madame Bovary« (Premiere am 23.09.2018, Regie und Bühne: Frank Hänig). In Flauberts Skandal-Roman wird eine junge Frau zwischen ihrer Sehnsucht nach Selbstüberhöhung, Liebe, Leidenschaft und ihrer banalen Lebenswirklichkeit zerrieben. Wie eine Kleinstadt an ihren großen Ambitionen scheitert, zeigt Alan Ayckbourn höchst humorvoll in »Das Festkomitee« (Premiere am 25.11.2017, Regie: Steffen Mensching). In dieser Komödie des englischen Dramatikers misslingt der Versuch, durch ein Kulturevent das Image der Stadt zu verbessern, an der Kleingeistigkeit ihrer Bewohner. Ein französisches Boulevardstück, das seit seiner Uraufführung 2010 Furore macht, ist »Der Vorname« von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière (Premiere am 07.10.2017, Regie: Markus Fennert). Darf man sein Kind Adolphe, wie Adolf Hitler, nennen? An dieser Frage scheiden sich die Geister, und so gerät ein gepflegtes Familienessen zu einer Zimmerschlacht. Einen politischen Aufbruch erlebte vor 100 Jahren, im Jahr 1917, Russland mit der Oktoberrevolution. Bulgakows »Meister und Margarita« (Premiere am 27.01.2018, Regie: Alejandro Quintana) ist eine geniale Satire auf ihre Hoffnungen und Enttäuschungen. Der Kult-Roman wurde von Niklas Rådström für die Bühne neu bearbeitet und von Steffen Mensching ins Deutsche übertragen. Die Inszenierung dieses großen Ensemblestückes dürfte einer der Höhepunkte der Spielzeit werden und bildet nach dem »Faust_Eins« und »Die Bibel« den Abschluss einer thematischen Trilogie.


Der Schminkkasten wartet mit drei Premieren auf. Zu sehen sind die schräge Komödienfarce »Es war nicht die Fünfte, es war die Neunte« von Aldo Nicolaj (Premiere am 22.09.2017, Regie: Reiner Heise), der brisante Theater-Thriller »Heilig Abend« von Daniel Kehlmann (Premiere am 14.04.2018, Regie: Herbert Olschok) und die Uraufführung eines Morgenstern-Abends aus der bewährten Feder des Künstlerduos Stillmark/Pfüller »Ein Wiesel saß auf einem Kiesel« (Premiere am 18.11.2017, Regie: Alexander Stillmark).


Ein heiterer Schwank für die ganze Familie beendet den Premieren-Reigen der Saison auf der Heidecksburg. »Die (s)panische Fliege« (Premiere am 22.06.2018, Regie: Philipp Besson) von Franz Arnold und Ernst Bach aus dem Jahr 1913 ist eine brillante Verwechslungskomödie über Lügen, Verdrängung und allerlei Missverständnisse.

Das Musiktheater hat nun bereits im zweiten Jahr in Saalfeld im Meininger Hof seinen Platz. Was dort an bühnentechnischen Möglichkeiten fehlt, wird durch hervorragende Akustik wettgemacht. Und so erklingen in Kooperation mit dem Theater Nordhausen halbszenisch Lortzings komische Spieloper »Zar und Zimmermann« (Premiere am 14.10.2017, Regie: Anette Leistenschneider) und die Zarzuela »Luisa Fernanda« (Premiere am 06.01.2018, Regie: Alfonso Romero Mora), eine Operette voll spanischer Leidenschaft und feuriger Musik. Als komplett szenische Opernaufführung, bei der das Orchester wie üblich aus dem Graben aufspielt, kommt in Kooperation mit der Musikhochschule Mainz Igor Strawinskys »Karriere eines Wüstlings oder The Rake’s Progress« (Premiere am 10.02.2018, Regie: Christiane Lutz) auf die Bühne. Der Ballett-Klassiker »Romeo und Julia« (Premiere am 07.04.2018, Choreografie: Ivan Aboresi) wird hingegen tonbandbegleitet im Theater im Stadthaus in Rudolstadt gegeben.

Im Konzert-Bereich schöpfen die Thüringer Symphoniker Saalfeld-Rudolstadt die Bühnengröße des Meininger Hofs voll aus. Höhepunkte sind u. a. mit Carl Orffs »Carmina Burana« (6. Sinfoniekonzert am 13./14.04.2018), für die sich die Chöre der Stadt Saalfeld zusammenschließen, und mit dem »Ring ohne Worte« von Andreas N. Tarkmann nach Richard Wagner zu erwarten. Das Reformationsjubiläum findet sich nach der Schauspiel-Inszenierung von der »Bibel« nun auch im Konzert wieder, mit Mendelssohns »Reformationssinfonie« und einer exklusiv für diesen Anlass komponierten Choralsinfonie des ehemaligen Chefdirigenten der Symphoniker Konrad Bach (2. Sinfoniekonzert am 20./21.10.2017). Prominente Solisten sind etwa der Tschaikowsky-Preisträger Daniel Kharitonov, der Publikumsliebling Peter Rösel oder der Kammerorchesterspezialist Avner Biron. Die Reihe der Schlosskonzerte im Rokokosaal der Heidecksburg und in der Schlosskapelle in Saalfeld wird mit Werken vom Barock bis ins 20. Jahrhundert fortgeführt. Zum äußerst gefragten Silvesterkonzert, das unter dem Titel »Frühling in Wien« auch in diesem Jahr zweimal erklingt (15 und 19.30 Uhr), gesellt sich in der Stadthalle Bad Blankenburg der dritte festliche Orchesterball der Thüringer Symphoniker mit dem Motto »Tanz in den Mai« (21.04.2018, Stadthalle Bad Blankenburg). In der Reihe der Open-Air-Konzerte sind u. a. eine große Operngala auf der Heidecksburg und das beliebte Schwimmbadkonzert in Unterwellenborn zu finden.

Erstmals in dieser Spielzeit kooperiert das Theater Rudolstadt im Bereich des Kinder- und Jugendtheaters eng mit dem Landestheater Eisenach, wobei das gewohnt vielfältige Angebot mit Inszenierungen für unterschiedliche Altersgruppen und einem breiten thematischen Spektrum bestehen bleibt. Die erste Premiere gilt einem Roman, der nach seinem Erscheinen eine enorme Wirkung entfachte: »Die Leiden des jungen Werther« (Premiere am 17.10.2017, Regie: Gabriele Gillert) von Goethe. Sein Briefroman über eine übergroße Liebessehnsucht, die den jungen Rechtsgelehrten Werther als letzte Konsequenz in den Tod treibt, vermag heutzutage noch die Gefühle junger Menschen zu treffen. Ebenso im Theater im Stadthaus begegnen Kinder ab sechs Jahren dem philosophischen Kinderbuchklassiker »Der kleine Prinz« (Premiere am 06.02.1018, Regie: Falk P. Ulke) als Puppenspiel in Kooperation mit dem Theater Meiningen. Im kleinen theater tumult hingegen wird u. a. mit »Post für den Tiger« (Premiere am 13.03.2018, Regie: Mareike Zimmermann) für Kinder ab vier Jahren eine beliebte Janosch-Geschichte gezeigt. Außerdem plant der TheaterJugendClub in dieser Spielstätte eine Premiere.

Höhepunkte sind im Kinderprogramm stets das alljährliche Weihnachtsmärchen und das Theaterkonzert. Diesmal kommt wieder ein großer Märchenklassiker aus der Feder der Brüder Grimm auf die Bühne: »Hänsel und Gretel« (Premiere am 04.11.2017, Regie: Elsa Vortisch) in einer erfrischenden Fassung des Hamburger Ernst Deutsch Theaters. Und das Theaterkonzert, das in erfolgreicher Zusammenarbeit mit den beiden Puppenspielern Susanne Olbrich und Peter Lutz neu aufgelegt wird, ist Smetanas »Die Moldau oder Der kleine Mann im Ohr« (Wiederaufnahme am 14.03.2018). Weitere kleinere musikalische Angebote für Kinder und Jugendliche sind die beliebten »Kinderliederkonzerte« für Kinder ab drei Jahren, die legendäre »Zukunftsmusik« zusammen mit Musikschülern aus der Region und die moderierten Generalproben zu Sinfoniekonzerten. In kleineren Besetzungen werden die Thüringer Symphoniker auch in der kommenden Spielzeit wieder in die Schulen gehen, um dort den Musikunterricht zu bereichern.

Verwaltungsdirektor Mathias Moersch zog eine positive Bilanz der Spielzeit 2015/16. Die insgesamt 522 Vorstellungen im Vergleich zu 485 in der vergangenen Saison konnten circa 86.500 Besucher (3500 mehr als 2014/15) erreichen. Dies entspricht einer Gesamtauslastung von nunmehr rund 90 Prozent über alle Spielstätten. 5300 Besucher sahen das Sommertheater »Der Geizige« auf Schloss Heidecksburg und in Bad Lobenstein, was einer Auslastung von 100 Prozent entspricht. Eine ähnlich hohe Auslastung erreichten im Großen Haus u. a.: »Faust_Eins«, »Der nackte Wahnsinn«, das Ballett »Geliebte Clara« und »Der Barbier von Sevilla«. Rund 8600 Zuschauer konnte das Weihnachtsmärchen »Der gestiefelte Kater« bei 35 Vorstellungen allein in Rudolstadt und Saalfeld verzeichnen. Den Silvesterabend 2016 mit zwei Silvesterkonzerten in der Stadthalle Bad Blankenburg sowie zwei Schauspielvorstellungen im Großen Haus und im Schminkkasten erlebten über 2.000 Besucher.

Der Blick auf die aktuelle Spielzeit 2016/17 ist optimistisch. Die Interimsspielstätten Theater im Stadthaus Rudolstadt für das Schauspiel wie auch der Meininger Hof in Saalfeld für das sinfonische Programm und das Musiktheater werden sehr gut angenommen, und auch der Buspendel zwischen dem Theater und dem Meininger Hof hat durchschnittlich eine gute Auslastung. Dieses bewährte Angebot an die Besucher wird in der neuen Spielzeit fortgesetzt.

Mit der Herrichtung der Interimsspielstätte Stadthaus ist der erste Bauabschnitt der Sanierung des Großen Hauses abgeschlossen. Insgesamt wurden in das Stadthaus rund 1,5 Mio Euro investiert. Rund 500.000 Euro an Technikeinbauten werden nach Fertigstellung des Großen Hauses dorthin umgesetzt. Gegenwärtig laufen für das Große Haus noch die letzten planerischen Maßnahmen. Dies kann erst jetzt erfolgen, weil der Spielbetrieb im Großen Haus erst zum 31. Dezember 2016 eingestellt wurde. In Vorbereitung sind ebenfalls die Dachsanierungen der beiden Theatergebäude »Schminkkasten« und »Boucher«.

Quelle: Theater Rudolstadt / Presse- und Öffentlichkeitsarbeit F. Lüdde