Horst Fleischer (links) mit Bürgermeister Jörg Reichl zur Verleihung der Ehrenbürgerwürde. Foto: F.M. Wagner

Horst Fleischer (links) mit Bürgermeister Jörg Reichl zur Verleihung der Ehrenbürgerwürde. Foto: F.M. Wagner

Horst Fleischer ist Ehrenbürger der Stadt Rudolstadt

Die Stadt Rudolstadt hat Herrn Horst Fleischer mit einstimmigem Beschluss des Stadtrates in der Sitzung vom 8. Dezember 2016 das Ehrenbürgerrecht verliehen. Damit werden d

Die Stadt Rudolstadt hat Herrn Horst Fleischer mit einstimmigem Beschluss des Stadtrates in der Sitzung vom 8. Dezember 2016 das Ehrenbürgerrecht verliehen. Damit werden die Verdienste des 1936 in Köslin geborenen Pädagogen, Archivwissenschaftlers und langjährigen Museumsdirektors der Heidecksburg bei der Erforschung und Belebung des kulturellen Erbes seiner Heimatstadt gewürdigt, in der er seit 1967 lebt. Die Urkunde zur Ehrenbürgerschaft wurde von Bürgermeister Jörg Reichl in einem feierlichen Akt während der Stadtratssitzung an Horst Fleischer überreicht. Stadtrat Lutz Unbehaun, Nachfolger als Direktor des Thüringer Landesmuseums Heidecksburg, ging in seiner Laudatio nicht nur auf die vielfältigen Aktivitäten Fleischers für den baulichen Erhalt und die weitere museale Ausgestaltung der Heidecksburg im Sinne eines Gesamtkunstwerkes ein, sondern würdigte ebenso das besondere Engagement zur Bereicherung des kulturellen und sozialen Lebens in der Stadt. Viele Anregungen, Vereinsgründungen, Planungen, Arbeitskreise und letztendlich realisierte Projekte wie zum Beispiel das Schillerhaus mit Museum, Garten und Restaurant sind mit seinem Namen eng verbunden.
Die Ehrenbürgerschaft wird in Rudolstadt seit 1856 verliehen. Mit einem großformatigen Porträt Horst Fleischers, das in der Galerie im Vorzimmer des Rathaussaales eingefügt wurde, ist er der nunmehr 12. Ehrenbürger der Stadt.

 

Frank M. Wagner
Pressereferent

 

 

Die Begründung zur Ehrenbürgerschaft

Horst Fleischer wurde am 18.11.1936 in Köslin geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Pommern und Mecklenburg (Köslin 1936 - 1945, Neukloster bei Wismar 1945 - 1956, Rostock 1956 - 1967).
Er studierte Theologie, Germanistik und Archivwissenschaft in Rostock und Berlin. Im Jahr 1961 legte er das Lehrerexamen in Deutsch und Geschichte für die Gymnasialstufe an der Universität Rostock ab.
Von 1961 - 1967 war er Lehrer für Deutsch und Geschichte in Rövershagen bei Rostock.
Von 1967 - 1977 war Horst Fleischer Archivar am Thüringischen Staatsarchiv in Rudolstadt 1971 legte er das Diplom für Archivwissenschaft an der Humboldt-Universität Berlin ab.
Von 1978 bis 1979 leitete er die Kleine Galerie Heinrich Cotta in Rudolstadt. Danach war er von 1979 - 1980 am Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar tätig.
1980 nahm er seine Tätigkeit am Thüringer Landesmuseum Heidecksburg auf, dessen Direktor er 1986 wurde. Er leitete das Museum bis zum Jahr 2002, als er in den Ruhestand eintrat.
Horst Fleischer hat sich um das Residenzschloss Heidecksburg als Wahrzeichen von Rudolstadt, aber auch für die Strahlkraft unserer Stadt, in herausragender Weise verdient gemacht.
Während seiner 22jährigen Direktorentätigkeit ließ er sich von dem Grundsatz leiten, dass das Schloss mit seinen Sammlungen nur als Gesamtkunstwerk begriffen werden kann, das sich in erster Linie durch ein intaktes bauliches Erscheinungsbild auszeichnen muss. Anfang der 80er Jahre glichen Teile des Schlossparkes einem Trümmerfeld; die Restaurierungsarbeiten im Festsaal mussten wegen Personal- und Finanznot immer wieder unterbrochen werden und wichtige Räume waren wegen ihres baulichen Zustandes nicht mehr nutzbar. Zur gleichen Zeit verfielen in der Altstadt Rudolstadt ganze Bürgerquartiere, und die Aufgänge zum Schloss waren kaum noch nutzbar.
Diesen Entwicklungen aktiv entgegengewirkt zu haben, ist Horst Fleischers besonderer Verdienst. Immer wieder den engen Zusammenhang zwischen Stadt und Schloss betonend setzte er sich Ende der 80er Jahre offen für den Erhalt der Altstadt ein. Um ein Zeichen zu setzen gab er zu dieser Zeit Planungen in Auftrag, die dem maroden baulichen Erscheinungsbild entgegenwirkten. Diese betrafen die Rekonstruktion des Schlossparkes, samt Schallhaus, die Rekonstruktion der Reithalle, die Dachreparatur des Süd- und Westflügels.
All diese konkreten Planungen trugen dazu bei, dass nach der politischen Wende 1989 ohne Zeitverlust Projekte weitergeführt und neue Vorhaben begonnen werden konnten. Dieses Engagement trug dazu bei, dass Horst Fleischer nach der politischen Wende im November 1990 wiederum zum Direktor berufen wurde; keine Selbstverständlichkeit in dieser Umbruchszeit.
Zu Beginn der 90er Jahre konnten aufgrund des hervorragenden Vorlaufs große Projekte realisiert werden: Wiederherstellung der mittleren Terrasse, Bau der Stützmauer im Bereich der Alten wache, Sanierungsarbeiten an den Dächern, Vollendung der Restaurierungsarbeiten im Festsaal, Schaffung der Hofküche als Ausstellungshalle und der Schlossbibliothek.
Die Ausstellungs- und Publikationsprojekte des Museums waren vor allem darauf gerichtet, Rudolstadt und seine Geschichte national und international bekannter zu machen. Mit bedeutenden Ausstellungen "Das Schwarzburger Militär", "Die Schwarzburger im Mittelalter", "Residenzkultur in Rudolstadt" und "Volkstedter Porzellan" wurden Themen umfassend bearbeitet, die vorher nur ungenügend beachtet worden waren. Die parallel zu diesen Ausstellungen herausgegebene Buchreihe "Beiträge zur schwarzburgischen Kunst- und Kulturgeschichte" war einmalig für die Thüringer Museumslandschaft.
Zur Unterstützung der Museumsarbeit und zur Beschaffung weiterer finanzieller Mittel gründete er 1991 den Freundeskreis Heidecksburg, in dem potente Unterstützer aus allen Teilen Deutschlands, mitwirken.
All diese Aktivitäten haben dazu beigetragen, dass das Thüringer Landesmuseum Heidecksburg heute zu den wichtigsten und besucherstärksten Residenzmuseen in Thüringen gehört.
Auch außerberuflich hat sich Horst Fleischer stets für die Belange seiner Wahl- und Herzensheimat stark gemacht. Er war Vorsitzender des Kulturausschusses des Kreistages Rudolstadt und Kreisvorsitzender des Kulturbundes.
Die Initiative zur Gründung zahlreicher Initiativen ging von Horst Fleischer aus: 1975 für die Ortsvereinigung der Goethegesellschaft, 1989 für den Arbeitskreis für Stadtgestaltung und 1994 für den Schillerverein.
Schon in der DDR hat Horst Fleischer versucht, eine Schiller-Gedenkstätte in Rudolstadt anzuregen. Das war aufgrund mangelnder räumlicher Möglichkeiten nicht durchsetzbar. Unermüdlich hat er diesen Gedanken auch in das neue Gesellschaftssystem getragen, erst als kleine Gedenkstätte, dann aktiv unterstützend bei der Konzeption des jetzigen Schillerhauses.
Auch publizistisch hat sich Horst Fleischer für seine Stadt und Region betätigt, z. B. mit "Vom Leben in der Residenz. Rudolstadt 1646-1816" (1996), "Vertrauliche Mitteilungen aus Mecklenburg-Schwerin und Sachsen-Weimar" (1999), "Napoleon und das Welttheater kommt nach Thüringen" (2002); "Friedrich von Beulwitz - Schillers Rudolstädter Schwager" (2014).
Horst Fleischer hat sich mit seinem fachlichen Wirken für Rudolstadt und seine Integrität über die Grenzen der Stadt hinaus einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Bürgern der Stadt und Kollegen des Museums ist er nach wie vor ein wichtiger Ratgeber und Partner.