Vom 15. bis zum 17. Mai 2015 macht das Festival unMittelBARock! – Tage Mitteldeutscher Barockmusik unter dem Motto "Hochlöblich musizieret" in Rudolstadt Station. Unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Jörg Reichl werden international renommierte Spezialisten der historischen Aufführungspraxis gemeinsam mit angesehenen Musikern aus der Region die Stadtgeschichte Rudolstadts zu klingendem Leben erwecken.
Das abwechslungsreiche Programm der drei Tage umfasst insgesamt 10 Veranstaltungen. Vom großbesetzten Festkonzert über Führungen und Vorträge, einen musikalischen Gottesdienst in der Stadtkirche St. Andreas bis zum abschließenden Orgelspaziergang durch drei Rudolstädter Kirchen spannt sich der inhaltliche Bogen des Festivals.
Seit mehr als 20 Jahren besucht das Musikfest jeweils an einem Wochenende im Frühjahr eine andere Stadt in Mitteldeutschland und forscht dort nach Spuren der regionalen barocken Musikgeschichte. Große und kleinere Städte in den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, wie Zittau, Naumburg, Erfurt und Chemnitz, wurden so in den vergangenen Jahren zu Orten spannender Entdeckungen. Die Mitteldeutsche Barockmusik e.V., die das Festival gemeinsam mit Partnern in den jeweiligen Städten veranstaltet, schafft damit die Möglichkeit für die Bewohner dieser Orte und ihre Gäste, die historischen Wurzeln und musikgeschichtlichen Traditionen einer mitteldeutschen Region mit allen Sinnen zu erleben.
Schillers heimliche Geliebte im barocken Glanz
Rudolstadt kann auf eine reiche barockmusikalische Tradition verweisen. Eine leistungsstarke Hofkapelle, 1635 in der Regierungszeit Graf Ludwig Günthers I. von Schwarzburg-Rudolstadt erstmals erwähnt, sorgte für ein reiches und weltoffenes Musikleben am Hof. Angesehene Komponisten, wie Philipp Heinrich Erlebach (1657-1714) und Georg Gebel (1709-1753), deren Meisterwerke in jüngster Zeit wiederentdeckt werden und in die Kirchen und Konzertsäle unserer Zeit zurückkehren, wirkten in der thüringischen Residenzstadt. Ein besonderes historisches Ereignis bestimmt darüber hinaus das Festivalprogramm: Das "Hochlöbliche Beylager" von 1638. Graf Ludwig Günther I. heiratete am 4. Februar Aemilie Antonia von Oldenburg- Delmenhorst, und alle Welt sollte sehen, dass der kleine Hof in Rudolstadt kultur-politisch in der großen Welt mitspielen wollte und – konnte. Zur musikalischen Ausgestaltung der mehrtägigen Festlichkeit zog man aus Arnstadt, Gera, Eisenach und Kranichfeld zusätzliche Trompeter hinzu; aus Blankenburg, Saalfeld und Ilmenau bestellte man "Spielleuthe mit geigen […] Zincken, und Posaunen, sambt den Dulcianen". Hoforganist Werner Franck schlug mehr als 220 Kompositionen für die Festivitäten vor, deren Schöpfer nichts weniger als das "Who is Who" der damaligen Musikszene darstellten.
Hochkarätige Interpreten Alter Musik ermöglichen musikalische Zeitreise
Ein besonderer Höhepunkt des Festivalprogramms wird daher das Eröffnungskonzert mit dem Ensemble WESER-RENAISSANCE BREMEN unter der Leitung von Manfred Cordes am 15. Mai. In der Stadtkirche St. Andreas werden die Sänger und Instrumentalisten des Klangkörpers, allesamt hochkarätige Spezialisten für die Aufführung der Musik des 17. Jahrhunderts, geistliche und weltliche Werke aufführen, die nachweislich bei dieser Hochzeitsfeier im Jahr 1638 musiziert wurden. Über die Musik von Johann Hermann Schein, Samuel Scheidt, Andreas Hammerschmidt, Heinrich Schütz und anderen Meistern dieser Zeit wird so die Prachtentfaltung am Hof der Residenz Rudolstadt auch für heutige Menschen erfahrbar.
Nicht weniger spannend versprechen die Programmbeiträge der Chursächsischen Capelle Leipzig zu werden. Ein Wandelkonzert an mehreren Stationen zwischen Stadtkirche und Residenzschloss ermöglicht am Sonnabend, dem 16. Mai, ein grandioses architektonisches Ensemble zu erkunden, in harmonische Klangwelten einzutauchen, kunsthistorischen Ausführungen zu lauschen und kulinarische Köstlichkeiten zu genießen. In der Stadtkirche St. Andreas mit ihren musizierenden Engelsscharen erklingt zunächst die moderne Erstaufführung einer geistlichen Kantate von Georg Gebel. Anschließend führt der Weg hinauf zum Schallhaus, dessen einzigartige Akustik mit Werken von Hammerschmidt, Krieger und Erlebach bezaubert.
Das Finale ist im prachtvollen Festsaal der Heidecksburg zu erleben, wo der Abend mit augenzwinkernden Weisheiten aus Erlebachs Ariensammlung "Harmonische Freude musikalischer Freunde" und Instrumentalmusik seiner Musikerkollegen ausklingt. Musik, Geschichte und Architektur verbinden sich so zu einem Gesamterlebnis barocken Lebensgefühls.
In einem Festgottesdienst unter der Leitung von KMD Katja Bettenhausen und gemeinsam mit dem Oratorienchor Rudolstadt werden am 17. Mai 2015 die Gesangs- und Instrumentalsolisten des Ensembles im Abendmahlsgottesdienst in St. Andreas die Kirchenmusik des Komponisten Philipp Heinrich Erlebach in ihrer ursprünglichen liturgischen Funktion zur Ehre Gottes erlebbar machen.
Ergänzt wird das Programm durch eine geistliche Matinée, in deren Verlauf der Bachchor Karlsruhe Musik von Mitgliedern der Musikerfamilie Bach präsentiert, durch thematische Führungen im Schloss Heidecksburg, im Thüringischen Staatsarchiv, in der Historischen Bibliothek und in der Altstadt sowie die Vernissage der Ausstellung "Botanisches Interesse am Hofe zu Rudolstadt: Baumgarten, Herbarien und Pflanzenillustrationen" im Thüringer Landesmuseum Rudolstadt.
Das Finale bildet ein Orgelspaziergang mit dem Organisten Frank Bettenhausen. Ausgangspunkt ist die Stadtkirche mit ihrer historischen Ladegastorgel von 1882. Nach der Station in der Katholischen Kirche mitihrer Orgel von 1978 schließt der Spaziergang mit Musik auf der Steinmeyerorgel von 1906 in der Lutherkirche ab. Wer mag, kann in geselliger Runde den Abend im Pfarrgarten ausklingen lassen.
Bereits seit dem 27. April ist bis zum 15. Mai 2015 die Wanderausstellung "Klangraum Mitteldeutschland" im Gymnasium Fridericianum zu erleben.
Ermöglicht wird die Veranstaltung der Mitteldeutschen Barockmusik e.V. durch die finanzielle Unterstützung der Stadt Rudolstadt, der Kreissparkasse Saalfeld-Rudolstadt und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen. Kooperationspartner sind die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, die Ev.-luth. Kirchengemeinde Rudolstadt, das Thüringer Landesmuseum Heidecksburg, die Historische Bibliothek der Stadt Rudolstadt, das Thüringische Staatsarchiv Rudolstadt, das Gymnasium Fridericianum Rudolstadt und der Förderverein Schallhaus und Schlossgarten e.V.
Der Vorverkauf hat begonnen. Tickets für die Veranstaltungsreihe "unMittelBARock! – Tage Mitteldeutscher Barockmusik" können bei allen reservix-Vorverkaufsstellen und unter der Hotline (01805) 700 733 erworben werden.
Vor Ort sind die Eintrittskarten bei der Tourist-Information Rudolstadt, im Tourist- und ServiceCenter der Stadthalle Bad Blankenburg und bei der Tourist-Information Saalfeld erhältlich.
Weitere Informationen: www.unMittelBARock.de