Foto: Katarina Richardson (2.v.l.) während der Baumpflanzung in Rudolstadt

Foto: Katarina Richardson (2.v.l.) während der Baumpflanzung in Rudolstadt

Mit bürgerschaftlichem Engagement Bäume pflanzen

In "Schillers heimlicher Geliebten" wurden in diesem Jahr insgesamt 108 Bäume durch die Stadtverwaltung Rudolstadt gepflanzt. Einer von ihnen, eine Winterlinde &

In "Schillers heimlicher Geliebten" wurden in diesem Jahr insgesamt 108 Bäume durch die Stadtverwaltung Rudolstadt gepflanzt. Einer von ihnen, eine Winterlinde 'Tilia Cordata' in der Schlossstraße, ist ein besonderer Baum. Während 107 Bäume aus dem städtischen Haushalt beziehungsweise über Ausgleichsmaßnahmen anderer Projekte finanziert wurden, war es der einstigen Rudolstädterin Katarina Richardson ein Bedürfnis hier selbst eine Baumpflanzung im öffentlichen Raum zu übernehmen und auch die Pflegekosten für die kommenden Jahre zu tragen.


Katarina Richardson wurde 1939 in Kalkutta (Indien) geboren. Mit sechs Monaten kam sie nach Rudolstadt und verlebte hier trotz Kriegs- und Nachkriegsjahren eine sehr glückliche Kindheit. Hinter der Idee einen Baum in Rudolstadt zu pflanzen, stand der Wunsch nach einem bleibenden Andenken an ihre Großeltern und ihre Mutter Susanna Haase, die seit 1914 hier lebten. Während des 1. Weltkrieges diente der Großvater Dr. Felix Haase als Militärarzt, nach 1918 praktizierte er als ziviler Frauenarzt und Geburtshelfer, zuerst in der Lutherstraße 8, nach 1924 im heutigen Auktionshaus Wendl in der August-Bebel-Straße 4. Die Großmutter Irmgard Haase war in vielen Kreisen aktiv, organisierte die Opern Martha (Flotow) und Troubadour (Verdi) im Rudolstädter Theater, in denen sie auch selbst sang.
Mit zehn Jahren zogen Katarina Richardson und ihre Mutter zurück nach Indien, 1952 dann in den Raum Karlsruhe in Baden-Württemberg, wo sie noch heute lebt. Die Großeltern und Freunde in Rudolstadt wurden sooft es ging im Urlaub, zu Familienfesten und später zum Tanzfest besucht. "Mit der Stadt verbinde ich seit der Kindheit ein starkes Heimatgefühl und enge Familien- und Freundschaftsbindungen, aber auch die Einzigartigkeit der thüringischen Landschaft und das Bewusstsein der besonders reichen kulturellen Geschichte", so Richardson. Der Wunsch dieser Bindung sollte durch einen neuen Baum bestehen bleiben. Über Bürgermeister a.D. Dr. Hartmut Franz wurde der Kontakt zur Stadtverwaltung und damit zur Baumpflanzung geknüpft. "Die Linde selbst, ein heiliger Baum in vielen Ländern, soll uns erinnern an Heimat und das Menschliche, das uns alle verbindet, jenseits von Krieg und Politik", so Richardson abschließend.


Auch Rudolstadts Bürgermeister Jörg Reichl bedankte sich für das Engagement der ehemaligen Rudolstädterin. Es bleibt zu hoffen, dass der eine oder andere Bürger, eine Firma oder ein Verein diesem positiven Beispiel folgen will und selbst einen Baum für das Allgemeinwohl in unserer Stadt finanzieren, oder Pflegemaßnahmen von lieb gewonnen Bäumen unterstützen möchte. Ansprechpartner für eine Baumpatenschaft können über die Stadtverwaltung erreicht werden.