Schein oder Sein? Vernunft oder Wahn? Liebe oder Betrug? Das sind die großen Fragen beim Sommertheater 2012 des Theaters Rudolstadt auf der Heidecksburg und auf dem Hohen Schwarm. Also hereinspaziert ins große Narrenhaus! In lauen Sommernächten, unterm freien Himmel, können Sie vielleicht erleben, wie der Bazillus der Liebe bei dieser wunderbar barocken Komödie auch auf Ihr Herz und Hirn überspringt – dem spanischen Temperament sei Dank! Lope de Vega (1562-1635) war in seinem Leben in vielen Rollen unterwegs: als Priester und Poet, Soldat und Sänger für den König, als Liebhaber der Frauen und Lobdichter Gottes. Nach eigener Aussage verfasste er 1500 Theaterstücke, wovon ca. 450 erhalten sind.
»Verrückten und Verliebten glüht das Hirn!« Shakespeares Diagnose kann als passendes Motto über dem Werk seines Zeitgenossen Lope de Vega stehen. Die Kraft des Eros treibt die Helden in dieser turbulenten Komödie voran. Erst fliehen sie ins Irrenhaus, darin voreinander, um schließlich beieinander zu landen. Der spanische Vielschreiber und Kultautor seiner Zeit, Lope de Vega, kannte sich aus mit den Fallstricken des Schicksals. Wegen anzüglicher Verse auf die amourösen Praktiken eines Theaterdirektors wurde er für mehrere Jahre aus Madrid verbannt. Der Autor selbst war auch kein Held von Traurigkeit und provozierte seine Umwelt wiederholt mit erotischen Exzessen. In Valencia untergekrochen, lernte er das berühmteste Irrenhaus der Stadt kennen und deklarierte es prompt zum Spielort für seinen nächsten Theatercoup »Tumult im Narrenhaus«, im Original: »Los locos de Valencia« (Die Irren aus Valencia).
Don Floriano denkt, er hat einen Prinzen erstochen. Er tarnt sich als Verrückter und geht ins Irrenhaus. Dort begegnet er Doña Erifila, die zuerst ihr Herz und dann ihren Kopf verloren hat, weil ihr Liebhaber mitsamt ihren Habseligkeiten über alle Berge ist. Im Schutz der Anstalt verlieben sich die beiden und beklagen gegenseitig ihre Verrücktheit. Doch damit nicht genug. Weitere Liebesnarren bevölkern die Szene und wirbeln die Geschichte nochmals kräftig durcheinander. Hochzeitspläne werden geschmiedet, keiner scheint den zu kriegen, nach dem er oder sie sich verzehrt. Erst als ein maskierter Fremder auftaucht, kommt die Geschichte ins Lot und alle Verliebten unter die Haube.
Text & Foto: Theater Rudolstadt