Die Stadt Rudolstadt setzt gemeinsam mit dem Jobcenter des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt ein positives Beispiel dafür, wie geflüchtete Menschen durch gezielte Beschäftigungsmaßnahmen nicht nur integriert, sondern auch eine Bereicherung für kommunale Einrichtungen werden können.
Im Rahmen eines Projekts, das vom Juni 2024 bis zum Februar 2025 bewilligt und jetzt sogar bis Ende August 2025 verlängert wurde, werden aktuell 14 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in fünf verschiedenen Maßnahmen eingesetzt. Diese decken ein breites Spektrum ab, von Bildung und Betreuung bis hin zur Pflege von Kulturgütern und der Umfelderhaltung in der Kommune.
Besonderes Engagement im Kultur- und Museumsbetrieb
Die Maßnahme, die neben Bildungseinrichtungen, Landschaftspflege, Umfelderhaltung und dem Archiv auch den Kultur- und Museumsbetrieb der Stadt unterstützt, zeigt eindrucksvoll, wie bereichernd die Zusammenarbeit mit den Teilnehmenden sein kann. Derzeit arbeiten drei Ukrainerinnen – Olena Popova, Valentyna Vinnychenko – in der Stadtbibliothek und Iryna Bilotserkovets teils im Schillerhaus, teils in der Stadtbibliothek.
Ihre Aufgaben umfassen die Unterstützung bei Veranstaltungen, die Pflege von Kulturgütern, die Verbesserung der touristischen Infrastruktur sowie Hilfsarbeiten wie Reinigung und Grünflächenpflege. Dabei überzeugen die Frauen mit ihrem Engagement und ihrer Freude an der Arbeit.
Lese-Café als Treffpunkt und Projektidee
Ein besonderes Highlight ist das von Olena, Valentyna und Iryna initiierte Lese-Café in der Stadtbibliothek. Es entstand aus dem Wunsch heraus, mehr Landsleute auf das Angebot der Bibliothek aufmerksam zu machen, die inzwischen auch viele Bücher in russischer Sprache anbietet. Aber auch das Gespräch mit deutschen Muttersprachlern ist wichtig für das Erlernen der Sprache. Unterstützt werden Sie von Simone Post vom Weltladen Rudolstadt, wo die süßen Leckereien in der hygienekonformen Küche hergestellt werden können. Neben dem Lese-Café wird ein Spielevormittag angeboten, der Flüchtlinge und Einheimische zusammenbringt.
Erfahrungen und Perspektiven
Bibliotheksleiterin Annelie Carslake lobt die engagierte Mitarbeit der Ukrainerinnen und betont die große Unterstützung durch Kollegin Marietta Awagjan, die durch ihre Russischkenntnisse Sprachbarrieren überwindet. „Die Zusammenarbeit zeigt, wie wichtig Sprache für eine gelungene Integration ist“, ergänzt Uwe-Jens Kremlitschka, Geschäftsführer des Jobcenters.
Die Geschichten der Teilnehmenden sind beeindruckend: Olena, die in der Ukraine Sportlehrerin war, plant, ihre Sprachkenntnisse weiter auszubauen und freut sich auf die Geburt ihres dritten Kindes in Deutschland. Valentyna, vormals Managerin eines Baumarktes, hat ihre Leidenschaft fürs Backen entdeckt und bereichert damit das Lese-Café. Iryna konnte durch die Maßnahme wertvolle Erfahrungen in der Gästebewirtung sammeln und kehrt im Frühjahr in die Thüringer Bauernhäuser zurück.
„Das Projekt zeigt, wie Integration nicht nur gelingen, sondern für alle Seiten bereichernd sein kann“, betont Bürgermeister Jörg Reichl. „Es ist ein Gewinn für unsere Stadt, wenn geflüchtete Menschen nicht nur hier ankommen, sondern auch aktiv zur Gemeinschaft beitragen.“
Die Stadt Rudolstadt dankt allen Beteiligten, insbesondere den engagierten Teilnehmenden, den Mitarbeitenden der städtischen Einrichtungen und dem Jobcenter für die erfolgreiche Zusammenarbeit. Das Lese-Café findet jeden Donnerstagnachmittag statt.