Vor einem Jahr startete das Gemeinschaftsprojekt der Stadtbibliothek Rudolstadt und der evangelischen Kirchengemeinde mit der Vision, einen Lesegarten im Herzen der Stadt zu schaffen. Seitdem hat sich viel getan. Ein ehemaliger Obstgarten hinter der Stadtbibliothek, der der Kirchgemeinde gehört, wird nun Stück für Stück zu einem lebendigen Kultur- und Bildungsort umgestaltet, der Raum für Gemeinschaft, Naturerlebnis und Lesefreude bietet. Jüngst bekam das Projekt tatkräftige Unterstützung von Schülern des Staatlichen regionalen Förderzentrums „Johann Heinrich Pestalozzi“.
Einige Schülerinnen und Schüler halfen dabei, die Hochbeete mit Erde zu füllen und mit Kräutern zu bepflanzen. Zudem wurden Naschsträucher und Rosenstöcke in die Erde gesetzt. Lehrerin Christiane Bergmann freut sich über den Einsatz: „Es ist eine andere Art von Unterricht, die von den Schülern mit vollem Tatendrang angenommen wird.“ Die Arbeit im Garten fördere nicht nur das Gemeinschaftsgefühl, sondern gibt den Jugendlichen eine sinnvolle Aufgabe. „Es ist wichtig, jungen Menschen eine sinnstiftende Aufgabe zu geben, damit sie sich in die Gesellschaft einbringen und ihre Potenziale voll ausschöpfen können“, so Bergmann weiter. In Zukunft sollen die Schülerinnen und Schüler auch an der Ernte und der Pflege der Pflanzen beteiligt werden.
Die Begeisterung der Schüler ist groß. Natalia, eine der beteiligten Schülerinnen, sagt: „Am liebsten jede Woche so ein Projekt! Wir haben auch einen Garten zu Hause, und ich grabe gerne um.“ Auch ihr Mitschüler Nick ist überzeugt: „Es ist zwar anstrengend, aber der Spaß überwiegt.“
Neben den praktischen Tätigkeiten im Garten, sollen die Schüler auch kreativ mitwirken. In der Schule werden sie Kräuterschilder töpfern, die den Pflanzen im Lesegarten zugeordnet werden. So verbinden sie körperliche Arbeit mit kreativen Aufgaben.
Seit dem Start des Projekts im letzten Jahr ist auch hinter den Kulissen viel passiert. Projektträger ist die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Rudolstadt, unterstützt vom Gemeindekirchenrat unter der Leitung von Pfarrerin Madlen Goldhahn. Die Finanzierung erfolgt durch die Europäische Union und den Freistaat Thüringen im Rahmen des LEADER-Programms sowie durch die Share Value Stiftung. „Der Lesegarten in Rudolstadt ist ein inspirierendes Projekt, das einen Ort für Kultur, Bildung und Gemeinschaft schafft. Gleichzeitig fördert es nachhaltiges Denken und erhält die Biodiversität im Herzen der Stadt“, so Goldhahn.
Auch bauliche Fortschritte sind zu verzeichnen: Eine Bühne, Hochbeete, ein Insektenhotel und ein „grüner Vorhang“ zum Nachbargrundstück wurden bereits errichtet. In Kürze werden Leseliegen hinzukommen, die den Besuchern die Möglichkeit bieten, das Lesen in der Natur noch intensiver zu genießen.
Der offizielle Startschuss für den Lesegarten soll spätestens beim „Tag der offenen Gärten“ im kommenden Jahr erfolgen. Die Stadtbibliothek freut sich bereits darauf, ihre Veranstaltungen in den warmen Sommermonaten im Freien stattfinden zu lassen. „Das Lesen unter freiem Himmel verbindet die Freude an Büchern mit der Schönheit der Natur“, betont Bibliotheksleiterin Annelie Carslake. „Ein großer Zugewinn für unser Haus.“
Das Projekt ist nicht nur ein Gewinn für die Bibliothek, sondern auch für die evangelische Kirche, die den Garten für eigene Veranstaltungen nutzen wird. Ob Arbeit mit Kindern oder Gemeindefeste - der Lesegarten bietet vielfältige Nutzungsmöglichkeiten, die es noch auszuloten gilt.
Ein besonderer Dank gilt den vielen Unterstützern des Projekts, darunter der Verein „Rudolstadt blüht auf“, der Rudolstädter Wohngarten und natürlich der Pestalozzi-Schule, die durch ihre bisherige Hilfe schon maßgeblich zum Erfolg des Lesegartens beigetragen haben.