Gerhard Peters (rechts im Bild) übergab die Tafel des Bismarckturms im Rudolstädter Rathaus. Neben Bürgermeister Jörg Reichl (links neben Gedenktafel) waren auch Mitglieder des Freundeskreises Bismarckturm vor Ort. Von links: Michael Kasper mit Enkelin Mina, Hans-Ulrich Batzke und Dieter Stewing. Foto: Michael Wirkner

Gedenktafel kehrt zum Bismarckturm zurück

Restaurator Gerhard Peters spendet aufgearbeitetes Originalstück

Restaurator Gerhard Peters spendet aufgearbeitetes Originalstück

Bürgermeister Jörg Reichl wurde am Dienstag, den 25.10.2022 eine originale Gedenktafel des Rudolstädter Bismarckturms von 1899 übergeben. Überreicht wurde ihm die Tafel durch Gerhard Peters aus dem mittelfränkischen Leutershausen. „Die Tafel habe ich als ungefähr 5-jähriger Bub beim Spazierengehen mit meinem Opa gefunden“, erinnert sich Peters. Der gebürtige Rudolstädter war oft mit seinem Großvater, dem Studienrat Theodor Klintsch, auf der Suche nach wilden Orchideen. „Einmal beim Spazierengehen auf dem Zeigerheimer Berg lag die zerbrochene Tafel im Gebüsch“, so Peters, dessen Opa die Tafel mit nach Hause nahm und dort viele Jahre in Vergessenheit geriet. Erst 2011 fanden Mieter, die inzwischen das Familienhaus bezogen hatten, die Gedenktafel im Keller und übergaben diese an deren Vermieter Gerhard Peters, der sich sofort an den Fund seiner Kindheit erinnerte. Glücklicherweise ist Peters selbst Restaurator. Als sich 2021 der „Freundeskreis Bismarckturm“ formierte, trat Peters mit den Ehrenamtlichen in Kontakt und versprach, die Tafel voll restauriert übergeben zu wollen. Jetzt war es soweit und die gusseiserne Tafel konnte aufgearbeitet in neuem Glanz überreicht werden. Eine fehlende Ecke wurde durch Peters nachgebaut und nahtlos der Tafel wieder zugefügt. Nun kann auch die Aufschrift wieder gelesen werden: „Die erste Bismarckfeuersäule Deutschlands, erbaut vom ‚Rudolstädter Abend‘ eingeweiht am 1. April 1899.“

Tatsächlich ist der Bismarckturm in Rudolstadt der erste seiner Art. Nach Bismarcks Entlassung als Reichkanzler 1890 durch Kaiser Wilhelm setzte im Deutschen Kaiserreich eine beispiellose Bismarck-Verehrung ein. Davon zeugen heute allein in Deutschland noch 146 von einst zirka 240 Bismarcktürmen weltweit. Der ursprüngliche Gedanke war, dass auf den Spitzen Feuerschalen angebracht werden sollten, die zu Ehren des ehemaligen Reichskanzlers, wie ein Netzwerk zur selben Zeit in ganz Deutschland brennen und eine Feuerkette durch das ganze Reich bilden sollten.

Der „Freundeskreis Bismarckturm“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieses Stück deutsche Geschichte zu bewahren und den ersten Bismarckturm seiner Art wieder in einen ordentlichen Zustand zu bringen. Im letzten Jahr haben die Mitglieder viel aufgeräumt und Müll beseitigt. Sie haben aber auch eine Sanierungskonzeption für den Turm in Auftrag gegeben. Gemeinsam mit der Stadt wird nun versucht, 110.000 Euro über Spenden und Fördermittel aufzutreiben um die Turmkrone und die Zinnen herzurichten und eine Wendeltreppe sowie eine Tür einbauen zu lassen. Eine erste Spende für den Turm kam nun von Gerhard Peters, der die restaurierte Gedenktafel von 1899 der Stadt Rudolstadt als Eigentümerin des Objekts übergab. „Es ist ein Stück deutsche Geschichte die fast 60 Jahre im Keller versteckt nun wieder an ihren ursprünglichen Ort zurückkehrt. Für die Aufarbeitung der Tafel und Spende bin ich Gerhard Peters sehr dankbar“, zeigte sich Bürgermeister Jörg Reichl begeistert. Reichl gab die Tafel in die Obhut der Mitglieder des Freundeskreises, die ebenso begeistert und glücklich Gerhard Peters versicherten, die Tafel am originalen Ort des Bismarckturms wieder anzubringen.
 

Michael Wirkner
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit