Das Große Haus des Theaters vor den Renovierungsmaßnahmen. Foto: Archiv

Das Große Haus des Theaters vor den Renovierungsmaßnahmen. Foto: Archiv

Streiflichter auf Rudolstadts Theatergeschichte – Vortrag in der Bibliothek

„Feudale Residenzen, und waren sie auch noch so klein, trachteten stets danach, Höhepunkten im Jahres-Festkalender und familiären Ereignissen durch musikalische und szenische Darbietungen Glanz zu verleihen.

„Feudale Residenzen, und waren sie auch noch so klein, trachteten stets danach, Höhepunkten im Jahres-Festkalender und familiären Ereignissen durch musikalische und szenische Darbietungen Glanz zu verleihen. Auch die Schwarzburger besaßen schon Mitte des 17. Jahrhunderts eine Hofkapelle, und von 1665 bis 1676 sind ‚Rudolstädter Festspiele‘ im alten Renaissanceschloß hoch über der Stadt belegt. Darin gab es ein Theater, das sich auch für Opernaufführungen eignete.

Nach dem großen Schloßbrand 1735 musste man sich jedoch über ein halbes Jahrhundert mit Interimslösungen behelfen, bis 1793 ein ‚Komödienhaus’ auf dem Anger eingeweiht wurde. Es galt als Hauptattraktion des jährlichen ‚Vogelschießens’ und sorgte ab 1794 für die berühmteste Epoche der lokalen Theatergeschichte. Denn bis 1803 gastierte das Weimarer Hoftheater, dessen Direktor Goethe war, mit Ausnahme einer kriegsbedingten Unterbrechung jeden Sommer in Rudolstadt. Natürlich wurden dem Publikum zuliebe viele Komödien gespielt, aber auch die großen Schiller-Dramen – der Dichter war in der Stadt seit 1787 kein Unbekannter. Nach zehn Jahren endete der Höhenflug mit dem Ausbleiben der Weimarer Schauspielergesellschaft, aber keineswegs die Theaterbegeisterung der Rudolstädter.“ (H.F-S)

Diese hielt über alle Höhen und Tiefen – Finanzierung des Theaters als Dauerproblem, zwei Kriege, zeitweilige Schließung, politischer Druck, Fusionen, Umbauten – hinweg an. Das zeigt auch das große Interesse, mit dem die Bürger gegenwärtig das Baugeschehen am einst spöttisch wie liebevoll „Kunstscheune“ genannten Theaterhaus begleiten.

Die Vortragsveranstaltung zu diesem Thema wird am Mittwoch, 20. November, 16:00 Uhr in der Stadtbibliothek Rudolstadt stattfinden. Die Referentin Heidemarie Förster-Stahl ist mit dieser Geschichte besonders verbunden. Sie hat Theater- und Musikwissenschaft studiert, war ab 1976 Direktorin des Künstlerhauses Großkochberg sowie des dortigen Liebhabertheaters. Darüber hinaus schrieb sie u. a. Opernlibretti und eine neue Textfassung von Philipp Heinrich Erlebachs Werk „Die Plejaden“.

Von 1993 bis 1955 war sie als Mitarbeiterin im Europäischen Kulturbüro Rudolstadt und von 1995 bis 2000 als Dramaturgin für Konzert und Schauspiel am Theater Rudolstadt tätig.