Am Montagabend trafen sich auf dem Rudolstädter Marktplatz, am Güntherbrunnen und an anderen Stellen entlang des Aufmarsches von mehreren hundert Mitläufern der THÜGIDA-Bewegung engagierte Einwohner des Städtedreiecks, Musiker, Künstler, Vertreter von Institutionen, öffentlichen Verwaltungen, Gewerkschaften, demokratischen Parteien, von Kirchen und Vereinen sowie Projekten zur Flüchtlingsbetreuung, um sich erneut gegen Fremdenhass zu positionieren und für eine bunte, weltoffene und tolerante Gesellschaft einzusetzen.
Moderiert vom Theaterintendanten Steffen Mensching traten dazu auf dem Marktplatz, der wie zum TFF mit buntem Wimpel-Ketten und zahlreichen Länder-Flaggen an der hell über alle Fenster erleuchteten Rathausfassade geschmückt war, mehrere Musiker, Redner und vortragende Künstler an die Mikrofone. Unter anderem mit dabei die Berliner Band "Schnaftl Uffschik", das "Urgestein der deutschen Folk-Szene" Erich Schmeckenbecher und Heinz Ratz, bekannt auch durch sein Projekt "Strom und Wasser feat. The Refugees", der zusammen mit ausländischen Musikerkollegen den Abschluss auf der kleinen Bühne gestaltete. Sie alle hatten sich in Verbundenheit zu Rudolstadt und insbesondere dem TFF spontan entschieden, sich der Erklärung des Festivalteams "Gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus" anzuschließen und gemeinsam mit rund 500 Demonstranten dem THÜGIDA-Aufmarsch zu trotzen. Neben Landrat Marko Wolfram, Superintendent Peter Taeger, Schriftsteller Matthias Biskupek mit einem Text von Karl Valentin und dem Saalfelder Bürgermeister Matthias Graul, der die Solidarität aller demokratisch gesinnten Kräfte aus der Nachbarstadt zusicherte und sich für den Zusammenhalt im Städtedreieck aussprach, verwies Bürgermeister Jörg Reichl in seiner Rede auf die gemeinsame Erklärung der Fraktionsvorsitzenden im Rudolstädter Stadtrat, in der es unter anderem heißt: "Unsere Stadt ist bunt. Sie ist weltoffen und sie ist ein guter Ort, um friedlich miteinander zu leben." Er sprach sich aber auch dafür aus, auf Einwohner, die eine andere Meinung zur gegenwärtigen Flüchtlingspolitik haben, zuzugehen und offen mit ihnen zu reden. "Die Probleme lösen wir nicht", so Reichl, "indem wir uns in Hass gegenüberstehen. Wir sind bereit, den Menschen zu erklären, warum wir Hilfe geben und Mitmenschlichkeit zeigen müssen."
Während auf dem Marktplatz im Zusammenhang mit den Terroranschlägen in Paris auch nachdenkliche Redebeiträge zu hören waren und gemeinsam Schillers "Ode an die Freude" gesungen wurde, gab es durch weitere angemeldete Kundgebungen am Güntherbrunnen und anderswo im Stadtgebiet lautstarken Protest gegen den vorbeiziehenden THÜGIDA-Marschblock und dessen Parolen.
Presse/ÖA