Zur Pressekonferenz im Schillerhaus Rudolstadt wurden die Höhepunkte des diesjährigen TFF bekannt gegeben. Foto: Alexander Stemplewitz

Zur Pressekonferenz im Schillerhaus Rudolstadt wurden die Höhepunkte des diesjährigen TFF bekannt gegeben. Foto: Alexander Stemplewitz

Deutschlands größtes Weltmusik-Festival feiert 25. Ausgabe mit Fokus Norwegen

Das TFF Rudolstadt feiert vom 2. bis 5. Juli seine 25. Ausgabe, und das runde Jubiläum steht ganz im Zeichen von Norwegen. Dabei spiegeln die eingeladenen

 

Das TFF Rudolstadt feiert vom 2. bis 5. Juli seine 25. Ausgabe, und das runde Jubiläum steht ganz im Zeichen von Norwegen. Dabei spiegeln die eingeladenen Künstler die große musikalische Vielfalt des Landes zwischen A Capella- und Geigenmusik, zwischen Folk und Jazz, Sápmi-Archaik und Kirchengesang. Ein Highlight des Norwegen-Schwerpunktes gibt es gleich am ersten Festivalabend: Der gemeinsame Auftritt des international gefeierten Jazz-Trompeters Nils Petter Molvaer mit Sly & Robbie, dem legendären Rhythmus-und Produzenten-Gespann des jamaikanischen Reggae und Dub. Ein seltenes Crossover-Projekt, nur live zu erleben und sicher nur wenige Male überhaupt.

Zu den am meisten gebuchten Acts in Norwegen gehören Valkyrien Allstars. Die Band begeistert durch nordischen Rock, getragen von drei Hardangerfiedeln. Live entsteht ein orchestraler Sound mit viel Power, eine temperamentvolle Mischung aus Rock, Folklore, Blues, Country u.a.

Melancholisch und zugleich leicht wirkt der Stil des Gjermund Larsen Trios. Fiddler Gjermund Larsen ist für viele die Nummer eins der norwegischen Folkszene. Die Kompositionen sind im Folk verwurzelt, aber die Musiker öffnen sich für Anleihen aus Jazz, Barock, Bluegrass oder auch Pop.

Bei Vassvik verschmilzt die ursprüngliche samische Tradition des Joikens mit moderner, expressiver Streichertechnik. Für das renommierte englische Musikmagazin Roots zählt Torgeir Vassvik zu den "faszinierendsten und intensivsten Interpreten des zeitgenössischen Joik". In Rudolstadt tritt er nicht nur mit seiner eigenen Band auf, sondern auch mit dem Tanzensemble Frikar. Die Company zeigt ihr aktuelles Stück LEAHKIT. Der Gründer des Ensembles, Hallgrim Hansegård ist für seine innovativen Choreografien schon mehrfach mit Preisen bedacht worden. Wie viele norwegische Künstler kennt er keinerlei Berührungsängste gegenüber unterschiedlichsten Stilen und Genres. In den vergangenen Jahren hat er sich für seine Arbeiten u.a. mit Kung Fu Mönchen, Break Dance-, Capoeira- und Videokünstlern sowie Umweltphilosophen zusammengetan.

Insgesamt kommen für Konzerte, Tanzaufführungen und Workshops elf Gruppen aus Norwegen ins thüringische Rudolstadt. Abgerundet wird der Schwerpunkt mit einem Symposium und mit einer Ausstellung des Fotografen Ken Schluchtmann: "Architektur und Landschaft in Norwegen". Ken Schluchtmann ist rund 20.000 km durch Norwegen gefahren und hat entlang der Nationalstraßen die Rastplätze, Kunstwerke und Aussichtspunkte fotografiert, die auf Initiative der Regierung an landschaftlich markanten Orten entstanden sind. Schluchtmann ist bereits zwei Mal mit dem Arcaid Images Photography Award beim World Architecture Festival von Singapur ausgezeichnet worden.

Die ganze Bandbreite an Roots, Folk und Weltmusik zeigt sich auch im übrigen Programm: Vom 2. bis 5. Juli treten rund 150 Bands auf mehr als 20 Bühnen auf. Zu den großen Namen zählt dabei die portugiesische Sängerin Mariza, DIE Stimme des
zeitgenössischen Fado. Zu den Weltstars der Szene gehört auch das Trio Chemirani,
klassische und improvisierte iranische Perkussionskunst auf allerhöchstem Niveau. Das TFF Rudolstadt ist eine der letzten Gelegenheiten, den Vater mit seinen beiden Söhnen live zu erleben, denn der 72-jährige Patriarch setzt sich zur Ruhe.

Mit dabei in Rudolstadt sind auch die französischen Erfinder des Electro Swing, Caravan Palace, die Trip-Hop-Pop-Folk-Formation 9Bach aus Wales, der deutsche
Reggae-Sänger Patrice, Rhiannon Giddens, die von der Neuen Zürcher Zeitung als "Amerikas nächste große Frauenstimme" gefeiert wird, und aus Großbritannien kommen Gabby Young & Other Animals, die Singer-Songwriterin hat einen Hang zum Zirkus, zum Burlesken, aber auch zur Oper.

Für das Orchesterprojekt mit den Symphonikern Saalfeld-Rudolstadt konnte das TFF
diesmal Pippo Pollina gewinnen. Der Sizilianer mit Wohnsitz in der Schweiz gehört auch in Deutschland zu den beliebtesten Cantautores. Zu den markantesten Kabarettisten zählt Gerhard Polt. Der bayerische Grantler macht sich rar, aber mit den Well-Brüdern aus’m Biermoos kommt er nun zum Festival nach Thüringen.

Aus Mali reist die Supergroup Westafrikas an: Les Ambassadeurs um den Sänger Salif Keita haben sich für eine Reunion zusammengefunden und touren 2015 wieder. Die Einnahmen fließen zum Teil in eine Stiftung, die Leadsänger Salif Keita ins Leben gerufen hat. Selbst als Albino geboren, will er mit der Stiftung den stigmatisierten Albinos helfen, die in afrikanischen Ländern oft um ihr Leben fürchten müssen. Neben dem Konzert mit Les Ambassadeurs veranstaltet das TFF im Rahmen des Festivals auch ein Gespräch vor Publikum mit Salif Keita.

Ein politisches Anliegen vertreten auch das junge deutsch-libanesische Quartett Masaa und die israelische Sängerin Yael Deckelbaum, die im Trio mit Habanot Nechama Platin Status erreichte: Masaa wird in Rudolstadt mit dem Förderpreis des Deutschen Weltmusikpreises RUTH ausgezeichnet, weil die vier Musiker den derzeit wohl spannendsten Ethno-Jazz auf deutschen Konzertbühnen spielen. Sie arbeiten aber auch an gemeinsamen Songs mit Yael auf Arabisch und Hebräisch, um einen kleinen Beitrag zu einem friedlicheren Zusammenleben zwischen Israel und dem Libanon zu leisten. An gemeinsame Auftritte in den Heimatländern ist derzeit nicht zu denken, aber beim RUTH-Konzert in Rudolstadt kommt Yael als special guest dazu.

Quelle: TFF Rudolstadt | Miriam Rossius